Gourmetpool? Nie gehört. Ardbeg? Ja, doch, schon ein Begriff. Ardbeg 26? Ja, durchaus auch schon vernommen, aber noch nicht verkostet. Insofern: eine tolle Gelegenheit.
Und diese verdanke ich Stefan Witter. Dirk Lunken aus der Maltkanzlei hat ihn auf die Whiskygraphen aufmerksam gemacht. Beiden sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Stefan hat für Gourmetpool, einen unabhänigegen Abfüller aus Deutschland, einige Fässer ausgesucht. Im Portfolio von Gourmetpool befinden sich aktuell 29 Fässer, von den die meisten noch nicht abgefüllt sind.
Ein Blick auf die Internetseite offenbart fast ausschließlich echte Perlen. Das Angebot ist irgendwo an der Grenze von High-End-Genuss zu Investment. Gut, wer uns und die Whiskyszene kennt, der weiß, dass dieser Übergang im wahrsten Sinne des Wortes fließend oder flüssig ist.
Meine Aufgabe ist, den Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 auf Genusstauglichkeit hin zu überprüfen. Meine Güte, es könnte schlimmer sein.
Da wir dabei aktuell in einem doch gehobenen Preissegment unterwegs sind, sind meine Erfahrungen mit vergleichbaren Abfüllungen von Ardbeg doch etwas limitiert.
Welcher mir sofort einfällt, ist der Ardbeg 25 Lord oft he Isles. 2019 hatte ich das Vergnügen ihn verkosten zu können. Und mir ist das nachhaltig in Erinnerung geblieben. Ein grandioser Whisky.
Dirk, mit dem ich einmal die Rede davon hatte, fand ihn hingegen gar nicht so gut. Und schwärmte darauf direkt eher von den Ardbegs aus den 70er Jahren. Doch da, das muss ich zugeben, fehlt mir die Vergleichsmöglichkeit.
Hagen und Stefan hatten das Vergnügen für die Whiskygraphen den Ardbeg 25 von 2020 verkosten zu dürfen. Und waren doch auch begeistert.
Dagegen hört man vom aktuellen Ardbeg 25 eher Gemischtes.
Aber wie dem auch sei, darum soll es hier nicht gehen. Im Zentrum heute der Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022. Schauen wir, was er kann.
Rahmendaten:
Whisky: Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022
Destillerie: Ardbeg
Abfüller: Gourmetpool
Typ: Single Malt / Single Cask / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: 26 Jahre (1996 – 2022)
Fasstypen: Bourbon Barrel
Fass-Nummer: 817
Serie: Masterpiece Edition
Flaschenanzahl: 132 Flaschen
Alkoholgehalt: 52,8 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 2 190 Euro
Whiskybase ID: WB232490
Auge / Anblick, Farbe:
Der Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 ist goldgelb.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 10
Nach dem Einschenken offenbart sich direkt eine außerordentlich angenehme Komplexität. Darin zunächst ein Rauch mittlerer Ausprägung, den ich bei einem Islay Whisky in diesem Alter dezenter erwartet hätte. Aber er ist angenehm und elegant. Dazu etwas Schinken, Karamell und Vanille. Sowie eine sich steigernde sehr deutliche Fruchtigkeit. Wunderbar ist eine kristallsalzige Note, wie ich sie von älteren Ardbegs kenne. Eine Art frische Muffigkeit, die mich an den Geruch des edel verarbeiteten Holzes eines Sekretärs erinnert, auf dem ein altes Buch mit fast pergamentartigen Seiten aufgeschlagen liegt, baut sich auf. Immer wieder blitzt eine mit Jod getränkte Mullbinde minimal aus dem Hintergrund auf.
Wahrhafte Begeisterung löst die Entwicklung der Fruchtsüße bei mir aus. Orange, Kirsche und Blutorange bilden einen sehr süßen Boden, in den sich mosaikartig leicht saure Noten von Zitrone und Pampelmuse einfügen. Und sehr mächtig erhebt sich auf diesem süßen Fundament, das so fein sauer kontrastiert ist, eine reife Mango. Die Würzigkeit wird um nasses Leder ergänzt. Ein Whisky, der eine unglaublich tolle Entwicklung im Glas nimmt. Eine unfassbare Komplexität, die sich immer weiter zu einer Harmonie hin bewegt, die ergreifend wie eine Symphonie ist. Alle Aromen setzen sich, wachsen. Der Schinken wird zu Speck, die Salzikeit zu einem maritimen Gesamteindruck, die Vanille zu einem Vanillepudding, der Rauch bekommt einen ganz leichten Holzkohleeinschlag und die Fruchtsüße wird zu der Vielfalt eines tropischen Durcheinanders. Und alles passt stets zusammen. Das ist die Bestnote. Von mir die 10.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9,5
Ein direkter, aber nicht frontaler Antritt, der in sich die Steigerung der Nase trägt, sie widerspiegelt, einen direkt abholt und mitnimmt zum Maximum des Whiskygenusses. Schon beim ersten Schluck. Auszumachen ist eine herrliche Rauchigkeit mit einem Touch Holzkohle, die aber nicht ins aschig Unangenehme geht. Und eine ganz großartige Fruchtigkeit. Darin vor allem die Süße diverser Beeren, so Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren. Und das weitesgehend ohne Säure. Passend dazu eine sehr schöne Vanillenote. Sowie ein dicker, zähflüssiger, dunkler Honig. Vorhanden, aber weit weniger deutlich, ist im Geschmack das Salzige. Weder als Schinken und Speck, noch als maritimer Gesamteindruck begegnen wir hier dem Salz. Vielmehr taucht es in Kombination mit Karamell auf.
Das dauerhaft persistierende Vergnügen der wunderbaren Fruchtigkeit wird um tropische Anklänge ergänzt, auch Orange, Blutorange, Kirsche und Mango. Das beeindruckende Wechselspiel der Aromen ist eine Freude. Und zwar eine, welche die Komplexität der Nase stellenweise noch konstruktiv folgerichtig weiterführt. Und das ist sehr selten. Zu dem Eindruck von Pergament auf dem edeln Holz eines Sekretärs gesellt sich eine ganz leichte Wachsnote, die von einer Kerze kommen könnte, welche die Szenerie beleuchtet. Etwas Kokos taucht auf. Die Viskosität ist gut, aber nicht sehr gut. Das würde ich mir noch ein wenig denser wünschen. Aber das ist jammern auf sehr hohem Niveau. Körper und Alkoholeinbindung hingegen sind optimal. Die Beschreibung ist jetzt schon ungewöhnlich lange. Und doch hätte man noch mehr an Aromen bringen können. Komplexe Harmonie höchster Güte. Das beschreibt es insgesamt. Von mir die 9,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9,5
Ein mittellanger bis langer Abgang mit deutlich rauchigen und erdigen Noten, dominiert von der nachhallenden Fruchtsüße. Dazu Kakaobohnen und Capuccino. Weder bitter, noch aufdringlich süß. Immer wieder blitzt der maritime Charakter auf. Dazu edles Holz. Ein Abgang beeindruckender Vielfalt. Mit einem Wechselspiel, das man im Abgang nur selten erlebt. Ein wenig länger hätte ich mir den Abgang und Nachhall gewünscht. Doch wieder jammern auf sehr hohem Niveau. Ebenfalls sehr schön, die 9,5.
Preisleistung (0 – 10): 6
So leicht man ins Schwärmen kommt, wenn man ein Sample vom Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 kostenfrei verkosten darf, so leicht gerät man auch ins Grübeln, wenn man dessen Preis liest. 2 190 Euro für eine 0,7 l Flasche. Das ist schon eine Ansage.
Aber ist das schlecht? Das könnte ich aktuell nicht einmal sagen. Zumindest, soweit ich das überhaupt gut beurteilen kann. Wird ein Ardbeg 26 von 1996 als Investment im Sinne einer Wertanlage mit Preissteigerung funktionieren? Ziemlich sicher ja. Als ich damals den Ardbeg Lord oft he Isles verkostet habe, 2019, war er für knapp 1 200 Euro zu haben. Heute kostet er 2 600 Euro.
Und schmeckt das Zeug? Hat es die Güte, die eine Wertsteigerung rechtfertigt. Ganz ehrlich, ebenfalls ja. Glaube ich den Erfahrungsberichten meiner Whiskyfreunde, dann hundert mal eher der Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 als der aktuelle Ardbeg 25.
Wie immer man dazu stehen mag, zum Sammeln, zum Investment, zum Genuss, wäre ich finanziell in diesen Regionen schmerzfrei zu Hause, würde ich mir durchaus einen Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 zulegen. Bis dahin bekomme ich für knapp 2 200 Euro auch ein paar mehr sehr gute Whiskys. Insofern die 6.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9,5
Machen wir es wenigstens hier kurz. Es war eine große Freude den Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 verkosten und vorstellen zu dürfen. Von mir insgesamt die 9,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 aktuell mit knapp über 92,5 Punkten bewertet. Allerdings bei erst 7 Urteilen. Ich kann mich Serge Valentin anschließen, der ihm 93 Punkte gegeben hat. Genau die hat er verdient.
Also, Gourmetpool? Auf der Internetseite ist folgendes zu lesen: „Gourmetpool hat sich auf die Auswahl, die Abfüllung und den Vertrieb von hochwertigen, besonders wertstabilen und limitierten Whiskys spezialisiert.“
Das scheint gelungen. Besonders freut mich, dass man zukünftig auch Samples über die Webside beziehen können wird. Das macht solch wunderbaren Geruchs- und Geschmackserlebnisse wie beim Ardbeg 26 Gourmetpool 1996 – 2022 doch wahrscheinlicher. Vielleicht werde ich da bald mal wieder im Gourmetpool planschen.