An dieser Stelle bin ich, wie so häufig in der Welt des Whiskys, wieder einmal mit der Frage konfrontiert, wieviel mir die Neugier wert ist. Wie viel kann, darf, soll oder muss ein Whisky wert sein? Natürlich kann sich diese Frage nur jeder individuell beantworten. In diesen Preissegment, Whiskys, bei denen man für 0,7 l um die 500 Euro bezahlt, bin ich nicht derjenige, der über die Anschaffung einer ganzen Flasche nachdenkt.
Warum ihn dann probieren? Nun, auch diese Frage muss sich jeder einzeln beantworten. Ich für meinen Teil verkoste Whiskys auch deshalb, weil ich unvergessliche Erfahrungen und Erlebnisse machen will. Das können entweder solche sein, die sich vornehmlich durch die Gesellschaft ergeben, in der man das Lebenswasser genießt, oder solche, die sich durch die einmaligen Geruchs- und Geschmackserlebnisse ergeben.
Hier wird für mich die spannende Frage also nicht sein, ob ich mir eine Flasche kaufen werde, sondern, ob der Whisky geeignet ist ein Geschmackserlebnis hervorzurufen, das so einzigartig und von entsprechender Güte ist, dass es unvergesslich bleiben wird. Auf geht’s.
Whisky: Glendronach Grandeur Batch 9 24 Jahre
Abfüller: Glendronach
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 24 J
Abgefüllt: 2018
Fasstypen: Oloroso-Sherryfässer
Flaschenanzahl: 1 487
Alkoholgehalt: 48,7 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 460 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Nach dem Einschenken erhebt sich zunächst eine konzentrierte würzige Süße aus dem Glas, die von Orange und Eichennoten getragen wird. Etwas Apfel, deutlicher rote Waldbeeren kommen hinzu, überdies Vanille, Honig, Pflaumen und Rosinen, wie auch Anklänge von Nelke, Zimt und Tabak. Die süße Würzigkeit mit Sherrycharakter bleibt dominant, wobei sich einige Aspekte in der Würzigkeit finden, die zwar vertraut wirken, die ich aber nicht klar benennen kann. Dem Malt sollte man im Glas ausreichend Zeit geben, damit er seine gewaltige Komplexität voll entfalten kann. Außergewöhnlich gut, die 9.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9,5
Der Antritt bringt direkt verschiedene Schokoladen- und Karamellnoten, begleitet von Honig, in den Vordergrund. Fruchtseitig kommen Orange und eine Mischung verschiedener roter und dunkler Waldbeeren, sowie Pflaumen und Kirschen auf, die sehr facettenreich die Süße konstituieren, derweil sie nur minimal Säure mitbringen. Das Zauberwerk der Süßigkeiten wird von Marzipan und Mandeln ergänzt und von Kaffee, Leder, Tabak und Eichennoten kontrastiert. Die Konsistenz ist wunderbar sämig, weich und samtig. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden und der Körper ist sehr voll. Noch etwas besser als die Nase, die 9,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Der lange Abgang ist gekennzeichnet vom äußerst eleganten Übergang des Süßen ins angenehm Bittere, wobei die Milchschokoladennoten über Cappuchino zum starken Mokka und zur Zartbitterschokolade werden. Die großartige Aromenvielfalt klingt in verschiedenen Nuancen in einem bewundernswerten Wechselspiel nach, die 9.
Preisleistung: 7
Kein Zweifel, der Glendronach Grandeur Batch 9 mit 24 Jahren ist ein Hochgenuss, aber der Preis stimmt doch traurig.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Großartig, die 9.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Glendronach Grandeur Batch 9 mit rund 93 Punkten bewertet und damit ist er der am höchsten eingeschätzteste, den ich bisher im Glas hatte. Er ist wirklich unglaublich gut, aber mehr als 91,5 hätte ich ihm nicht gegeben, wobei sich dabei aber auch der Preis ausdrückt. Und ja, dieser Whisky wird unvergessen bleiben.
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