Eine große Überraschung für uns Whiskygraphen war 2017 der Blended Malt Spice Tree aus dem Hause Compass Box. Einhellig waren wir von der Qualität und Preisleistung des von Stefan empfohlenen Whiskys überzeugt und begeistert. Wirklich große Whiskykunst, was John Glaser, der eigenwillige Kopf des Unternehmens, dort zusammengezaubert hatte, und das auch noch vollkommen transparent. Keine Frage, da musste natürlich mehr probiert werden.
Zu einem guten Whisky gehört auch immer eine gute Geschichte und die ist beim Compass Box Spice Tree und der Variante des Extravaganza durchaus gegeben. So musste John Glaser die ursprüngliche Variante des Spice Tree vom Markt nehmen, bzw. durfte ihn nicht als Whisky bezeichnen, da er ein Teil der verwendeten Fässer mit frischen Eicheninlays ausgestattet hatte, was die Scotch Whisky Association auf den Plan rief und zum handeln veranlasste.
John Glasers Experimentierfreude mit den verwendeten Fässern tat dies kein Abbruch. So wurden bei der Lagerung des Compass Box Spice Tree Extravaganza eigens angefertigte Hybrid-Casks verwendet. Jene zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Deckel und Böden aus französischer Eiche angefertigt und verschieden stark getoastet worden sind. Ich bin sehr gespannt, was dabei rausgekommen ist.
Whisky: Compass Box Spice Tree Extravaganza
Abfüller: Compass Box
Typ: Blended Malt
Land / Region: Schottland
Alter: 3 Jahre
Abgefüllt: 2016
Fasstypen: Sherry (First Fill und Refill), Bourbon (Refill), Hybrid-Casks (mit unterschiedlich stark getoasteten Böden und Deckeln aus französischer Eiche)
Flaschenanzahl: 12 240
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 100 Euro
Whiskybase ID: 87242
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6,5
Das erste, das sich direkt nach dem Einschenken aus dem Glas erhebt ist ein florales Aroma, das an frisches, saftiges, grünes Gras denken lässt. Helle Früchte, inklusive Aprikose und Ananas, begleiten das blumige Bouquet. Vanille, Schokolade und eine Würzigkeit gesellen sich dezent hinzu. Fruchtig-floral mit einem Hauch Lavendel beschreibt die Nase am besten. Zweifelsfrei sehr gut gemacht, aber nicht ganz mein Fall, die 6,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Ein guter, sich steigernder Antritt, der direkt ins fruchtig-florale führt. Der Lavendel wird zu einem keineswegs störenden seifigen Ton. Ananas und gezuckerte Zitrusfrüchte bringen eine fruchtige Süße, die um einen leichten Marzipanton ergänzt wird. Der Malt bleibt fruchtig-floral, hat gut eingebundenen Alkohol, der ein gutes Geschmacksvehikel darstellt, verfügt über einen vollen Körper und ist von der Viskosität her gut. Sehr gefällig, süffig, harmonisch und ausbalanciert, die 7.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang mit einer dezenten Bitterkeit von Kaffee- und Kakaobohnen. Hier klingt eher das fruchtig-süße als das florale nach. Stimmig und gut, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 6
So sehr ich anerkenne, dass die Produktion eines solchen Malts vermutlich nicht ganz billig ist, so sehr muss ich doch auch konstatieren, dass der Preis gemessen am Geschmackserlebnis zu hoch ausfällt.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Der Whisky ist zweifelsfrei gut. Allerdings trifft er meinen Geschmack nicht ganz und vielleicht waren auch meine Erwartungen wegen der außergewöhnlich positiven Überraschung in 2017 zu hoch.
Fazit:
Wer Whiskys mit floralen, blumigen Aromen mag, der wird diesen Blend vermutlich auch mehr zu schätzen wissen als ich. So wird auch in der Whiskybase der Blend, der aus Malts der Destillen Clynelish, Teaninich, Benrinnes, Allt-a-Bhainne, Glen Ord und Dailuaine komponiert wird, mit über 86,5 Punkten bewertet, die ich ihm nicht ganz geben würde.
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