Talisker ist eine Destillerie mit sehr viel Licht und sehr wenig Schatten. Ja, selbstverständlich Geschmackssache. Whiskygraph Christian und ich sind, so darf man es durchaus sagen, doch grundsätzlich angetan von den Whiskys von der Isle of Skye. Und so waren wir doch erfreut, als es 2022 hieß, dass der Talisker Surge in Deutschland auf den Markt kommen würde. Christian hat nicht lange gefackelt. Und war so freundlich mir ebenfalls eine Flasche zu besorgen. Ein Fehlkauf? Finden wir es heraus.
Aber ganz ehrlich. Davon gehe ich nicht aus. Der Talisker 18 gehört zu meinen absoluten Alltime Favoriten. Könnte man die Talisker aus den Special Releases von Diageo noch bezahlen, wären auch sie gut zu nennen. Oder die Distillers Edition. Und auch im Bereich der NAS Abfüllungen kann mich Talisker regelmäßig begeistern. Ob Storm, Dark Storm, Port Ruighe oder 57 Grad North, allesamt gut. Viel Licht eben.
Ein wenig Schatten, insofern doch eine Enttäuschung, war hingegen der Talisker 25 für mich. Nun, so klar ist die Sache dann eben doch noch nicht. Was nicht klar ist, muss aufgeklärt werden. Daher, Bühne frei für den Talisker Surge.
Whisky: Talisker Surge
Destillerie: Talisker
Abfüller: Talisker / Orginalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Inseln / Isle of Skye
Alter: NAS / ohne Altersangabe
Fasstypen: Amerikanische Bourbon Fässer
Alkoholgehalt: 45,8 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Ja
Preis: 75 Euro
Whiskybase ID: WB215093
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Der erste Eindruck nach dem Einschenken ist ein maritimer mit Orange. Schön. Sehr schön sogar. Eindeutig Talisker. Vordergründig ozeanisch mit Salz und feurig mit Rauch und Pfeffer, Salt n‘ Pepper sozusagen. Hintergründig, deckfarbenartig süß untermalt mit Vanille, Karamell, Schokolade und Honig. Sowie würzig mit Tabak, Mandel und einer Spur Eiche. Insgesamt maritim, feurig und süß unterlegt würzig, sehr schön, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein recht direkter Antritt, der allerdings gemessen an Talisker etwas zurückhaltender ausfällt. Und wunderbar ist. Maritime Noten entführen uns ans Meer, wo ein Feuer recht zarten Rauch produziert. Eine tolle Süße mit Kakao, Milchschokolade und Honig dazu, die am initialen Abgang in Capuchino übergeht. Minimal Zitrone und minimal Tabak. Typisch Talisker und doch ein bisschen anders. Genau was ich wollte. Top Alkoholeinbindung, keine alkoholische Schärfe und ausreichend Aromenfracht. Ein voluminöser Körper und eine cremige Textur. Der Surge überzeugt mich vollends, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein langer Abgang mit der typischen Talisker Schärfe. Maritime Wogen, leicht süß mit Kakao und insgesamt stimmig mit einer herrlichen Rauchigkeit und ohne jegliche Bitterkeit, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 7
75 Euro für einen gefärbten Whisky ohne Altersangabe? Nicht gerade günstig. Und hinsichtlich Transparenz so ziemlich das Gegenteil dessen, was sich der geneigte Whiskyliebhaber wünscht. Aber wir sehen die Leistung eines Whiskys nicht unbedingt in seinen Rahmendaten. Sondern eher darin, was er Nase und Gaumen zu bieten hat. Und das ist doch einiges beim Talisker Surge. Daher trotz unserer Strenge in dieser Kategorie immer noch die 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Der Talisker Surge ist das perfekte Beispiel dafür, warum ich ein so großer Talisker Freund bin. Kein unnötiges Herumsuchen nach Aromen. Man muss sich nichts suggerieren. Einfach direkt und geradlinig. In Geruch und Geschmack ist der Talisker Surge genau das, was er hinsichtlich seiner Rahmendaten, also als gefärbter NAS Whisky, nicht ist. Ehrlich, aufrichtig und transparent. Man bekommt, was man erwartet. Für mich eine sehr gute 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Talisker Surge mit knapp 85 Punkten bewertet. Ich gebe ihm durchaus 87. Das ist, was ich haben will, wenn ich Whisky trinke. Ein Fehlkauf, hatte ich eingangs gefragt. Eher ein Nachkauf ist die Antwort.