An Springbank kann man den gesamten Wahnsinn ablesen, der sich bei uns Whiskyfans so abspielt. Grundsätzlich wirklich gute Whiskys aus einem sympathischen Betrieb, in dem Handwerk und Arbeitsplätze noch einen Wert haben. Einen Wert haben aber auch die Abfüllungen von Springbank. Und da wird es, sagen wir zurückhaltend, seltsam. Bei der Umsetzung des Wertes in einen Preis um genau zu sein.
Vorbei die Zeit, es war anfang 2019, als man noch im Pub einen Springbank 15 für ein paar Euro bekommen konnte. Leider vorbei. Denn damals hatte ich eben genau diesen für einige Freunde ausgewählt, mit denen ich die Freude hatte, in Koblenz im Pipers Corner zu verweilen. Ein sehr empfehlenswertes Pub in der Südstadt übrigens.
Die Preise auf dem Primär- und Sekundärmarkt für die Springbanks sind in aberwitzige Höhen geklettert. Eigentlich kein Drama, aber bedauerlich. Vor allem für diejenigen, für die Whisky nicht in erster Linie ein Anlageprodukt, eine Assetklasse ist. Sondern ein Genuss, der sich weder in der Wertsteigerung, noch im reinen Besitz äußert.
Nun, jeder soll es mit dem Whisky halten, wie er es für richtig hält. Für mich ergibt sich der Genuss von ihm erst dann vollends, wenn man ihn auch trinken kann. Und zwar mit Bekannten und Freunden. Und diejenigen in der Whiskywelt, die das genau so halten und dazu beitragen, dass man das leben und erleben kann, sind mir die Liebsten.
2022 beispielsweise war ich mit Freunden in Berlin. Und konnte dort im Offside bei Lars Pechmann tatsächlich sowohl den Springbank 25, als auch den Springbank 10 Local Barley probieren. Jeweils zu einem sehr fairen Preis. Die Flaschen hätte er auch mit einer unfassbaren Marge auf dem Sekundärmarkt verkaufen können. Oder ihn wesentlich teurer im Offside anbieten können. Hat er beides nicht gemacht. Und so habe ich 2 wunderbare Geruchs- und Geschmackserinnerungen mehr. Das ist Genuss.
Irgendwann dazwischen, vermutlich Mitte 2019, hatte ich mir noch den ein oder anderen Springbank gekauft. Auch den Springbank 18 von 2018. Und ich war sehr neugierig darauf. Würde er den Springbank 15 noch übertreffen können? Hier kommt die Antwort.
Whisky: Springbank 18 – 2018
Destillerie: Springbank
Abfüller: Springbank / Orginalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Campbeltown
Alter: 18 Jahre (abgefüllt am 26.11.18)
Fasstypen: Bourbon Fässer
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 140 Euro / 300 Euro
Whiskybase ID: WB168244
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Süße und würzige Seearomen begrüßen die Nase nach dem Einschenken. Zeitig hintergründig, aber deutlich, untermalt von Zitrusnoten und Apfel. Die Seearomatik erweist sich als mineralisch mit regennassen Kieselsteinen, erdig und dreckig. Nicht primär als salzig. Die unter allem liegende Süße hat Karamell, Vanille und Schokolade. Die Würze trägt schweren Zigarrentabak, geröstete Eiche und ein wenig altes Heu in sich. Die frische Fruchtigkeit wird um getrocknete Orange ergänzt. Ziemlich gut, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein schöner, süßer, direkter Antritt mit Früchten. Das Süßfruchtige geht im Mund in das Karamellspektrum über, bis es zu Schokolade wird. Überraschenderweise finde ich Kräuter und nun doch Iodsalz. Die Fruchtigkeit ist säurefrei, hell, aber mit Mandarine und einem Touch Banane. Die dunklen, würzigen Noten lassen sich im Mund nicht direkt differenzieren. Sie sind sehr hintergründig und bringen in jedem Fall wieder die Kieselsteine mit. Eine leichte Schärfe von Ingwer kommt auf. Kurios. Irgendwie gut zur Nase passend. Und im Detail dann doch sehr anders. Der Alkohol ist perfekt eingebunden und ideales Vehikel für die Aromen. Die Textur ist herrlich dens. Und der Körper ist umfangreich, groß. Wirklich fein, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein mittellanger, komplexer Abgang, der wenig Zweifel an seiner Aromatik lässt. Anfangs mit Cappuccino und Milchschokolade. Dann mit würziger Eiche, einer Art Torfrauch und mineralischer Erde. Großartig, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 6 / 2
Die Preise, zu denen ich damals die Springbanks gekauft habe, waren bereits hoch, aber noch vertretbar. Der Springbank 18 lag bei ungefähr 140 Euro. Heute liegt er bei 300 Euro. Ebenso der kürzlich erschienene Springbank 10 PX, der den Auftakt in der experimentellen Sherry Wood Serie macht. Ich konnte ihn in Frankfurt bei der Interwhisky probieren. Gut, aber niemals 200 oder 300 Euro wert. Der Springbank 15 liegt derzeit auf dem Primärmarkrt bei 160 Euro. Ein toller Whisky, aber nicht zu diesem Preis. Über den Springbank 25, der momentan für 2 300 Euro zu haben ist, müssen wir nicht sprechen. Daher aktuell auch für den Springbank 18 nur die 2.
Nun, mein Genießerherz lehnt diese hohen Preise entschieden ab. Rational halte ich Whisky auch nicht für eine gute Assetklasse. Aber das ist ein anderes Thema. Allerdings, die Wirklichkeit ist wie sie ist. Man muss das Beste aus ihr machen. Daher haben wir auch die auf dem Sekundärmarkt wieder nachlassenden Preise für die Springbanks exakt auf deren Höhepunkt genutzt.
Vielmehr hat das Whiskygraph Stefan. Als im Sommer 2021 die Wassermassen im Ahrtal um sich gegriffen hatten, ist leider seine Sammlung weitesgehend über die Ahr gegangen. Darunter einige sehr schöne Springbanks. Einen, den Springbank 10 Local Barley, konnte er bei einer Auktion zu Gunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine, es sei betont, eben wegen dieser hohen Preise, als Flutwhisky für rund 1 000 Euro versteigern.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Der Springbank 18 von 2018 ist sicher ein guter Whisky. Er liefert. Möglicherweise hätte ihn ein zusätzlicher Sherryeinfluss noch ein wenig besser gemacht. Andererseits ist er auch so ein toller Whisky mit Bourbonreifung. Über die Preise ist genug gesagt. Und ist er nun wirklich besser als der 15er? Und daher mehr wert?
Eine etwas irritierende Sache gibt es da noch. Während den coronabedingten Lockdowns haben wir Whiskygraphen einige Blind Tastings unter uns gemacht. Und in meinem Lineup gab es auch den Springbank 18 von 2018 für die anderen. Er ist zwar nicht untergegangen. Aber auch nicht als besonders gut aufgefallen. Und er hatte keine stärkeren Gegner von den Rahmendaten her.
Eine Sache fehlender Expertise? Oder fehlender Aufmerksamkeit? Ein Effekt der Reihenfolge oder Menge? Oder lassen wir uns zu sehr von Namen und Rahmendaten suggerieren, wie unser Urteil auszufallen hat? Wäre das auch dem 15er passiert?
Fakt ist, dass der Springbank 18 isoliert und in Kenntnis dessen, was man da trinkt, richtig Spaß macht. Fakt ist aber auch, dass das nicht mehr oder besser dadurch wird, dass er rar und teuer geworden ist. Und ich bin nicht sicher, ob er mehr Überzeugungskraft in sich trägt als der 15er. Insgesamt aber ein schöner Whisky, die 8.
Fazit:
In der Whiskybase liegt der Springbank 18, der am 02.08.18 abgefüllt und über 1 000 mal bewertet worden ist, bei rund 88,5 Punkten. Dieser hier, abgefüllt am 26.11.18 und ausschließlich in 750 ml Flaschen erhältlich, liegt bei rund 87,5 Punkten. Allerdings bei nur 5 Bewertungen. Von mir bekommt er 88 Punkte.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass mir die Springbanks fehlen werden. Weil sie gut sind. Bei mir zu Hause, in Pubs, bei Tastings oder auch Messen. Aber, es bleibt auch festzuhalten, dass es genügend Alternativen gibt. Vielleicht nicht für diese individuelle, einzigartige Qualität. Aber sehr wohl doch, wenn man auch offen ist für andere Qualitäten. Und das sollte man stets bleiben. Denn auch das ist Genuss.