Großartige Whiskys werden bei Springbank gemacht. Darüber herrscht weitest gehend Einigkeit. Sowie darüber, dass deren Preise Höhen erreicht haben, die nur wenige Whiskygenießer bereit sind zu zahlen. Dafür aber Sammler und Investoren.
Sammeln und investieren sind keine Verbrechen. Doch haben sie eben auch Konsequenzen für diejenigen, die den Whisky gerne seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen wollen. Und genau das ist bedauerlich.
Immer weniger Springbank wird getrunken. Immer mehr gekauft. Und immer weniger geteilt. Letzteres ist besonders schade.
Das schöne am Whisky ist, dass er ein Vehikel zum Teilen von Freude und Genuss ist. Das gilt auch für Springbank. Das gilt auch für Abfüllungen, deren Preise astronomische Höhen erklommen haben.
Daher gilt, in Anlehnung an Hundertwasser, dass der gesammelte Whisky gottlos ist. Und wer genug davon getrunken hat, der kann ohnehin keine gerade Linie mehr sehen.
Werfen wir einen Blick darauf, was mit den geraden Linien so passiert, wenn wir den Springbank 17 Madeira trinken. Im Rahmen der Operation Sample Killing ergab sich eine von mehreren Gelegenheiten dazu.
Rahmendaten:
Whisky: Springbank 17 Madeira
Destillerie: Springbank
Abfüller: Springbank / Originalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Campbeltown
Alter: 17 Jahre (November 2002 – Oktober 2020)
Fasstypen: Rum- und Bourbonfässer (14 Jahre), frische Madeirafässer (3 Jahre)
Serie: Madeira Wood
Flaschenanzahl: 9 200
Alkoholgehalt: 47,8 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 900 Euro (Sekundärmarkt)
Whiskybase ID: WB167738
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Fruchtig, mineralisch und rauchig geht es nach dem Einschenken los. Süße und saure Aromen wechseln sich ab und verbinden sich vor dem Hintergrund eines leicht dreckig würzigen Grundtons. Da sind Johannisbeere und Vanille, Pflaume, Brombeere und ein wenig salziges Karamell. Würzig tauchen Leder, Tabak, Eiche und Kakao auf. Nasses Heu, nasse Kieselsteine und Erde runden das komplexe Geruchserlebnis ab. Sehr gut, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Mit einem direkten, herrlichen Antritt, der nicht überfordert, aber herausfordert, geht es komplex los. Da sind viele zu erkundende Aromen. Aber auch leider recht unmittelbar ein deutliches Zuviel an tanniniger Bitterkeit. Johannisbeere, Granatapfel, sehr dunkle Zartbitterschokolade, Salz, Erde und eine Art tropische Zitrusfrüchte kommen mir zunächst in den Sinn. Außerdem Kakao und Mandarine, sowie Leder, Kaffee und Tabak. Ein gutes Mundgefühl von der Konsistenz her. Gleichsam eine sehr gute Alkoholeinbindung. Und ein voluminöser Körper. Von Schluck zu Schluck kommt die Fruchtsüße besser in den Vordergrund. Leider tritt aber die Bitterkeit nicht deutlich genug in den Hintergrund. Und die kann ich nicht mehr ganz unter „Ecken und Kanten“ verbuchen. Das war einfach zu lange in den frischen Madeirafässern. Insgesamt aber immer noch sehr schön, die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Lang mit zu viel Bitterkeit aus einer zu hohen Fasslast. Kaffee, Kakao, Leder, Tabak und Eiche dominieren das etwas trockene Erlebnis. Schön ist eine nachhallende Fruchtsüße mit Mandarine, die sich darüber legt. Sowie ein wenig Rauch, mineralische Töne und Erde. Aber durchaus in Ordnung, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 3
Wir kommen zum schönsten Thema bei Springbank, der Preisleistung. 900 Euro? Nein. 800? 700? 600? Ein ja käme bei mir vermutlich so bei 150 Euro. Und zwar rein gemessen am Geruchs- und Geschmackserlebnis.
Klar, wer die Flasche für 300 Euro bekommen kann und nicht zugreift, der ist wohl selber Schuld. Aber mit Whiskygenuss hat das nicht viel zu tun. Freilich, der Geruch und Geschmack des Springbank 17 Madeira von 2020 kann einen auch das oder mehr wert sein.
Ansonsten muss man konstatieren, das die Preise wohl maßgeblich auf eine Nachfrage zurückgehen, die mit dem Wunsch nach Whiskygenuss durch Whiskykonsum nicht mehr viel zu tun haben. Ich bleibe dabei, das ist bedauerlich. Eben weil die Whiskys von Springbank große Klasse sind. Hier also nur die 3.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Der Springbank 17 Madeira ist ein toller Whisky, den zu probieren eine Freude war. Die Preise für ihn auf dem Sekundärmarkt kann ich nicht nachvollziehen. All jenen, die ihn nicht verkosten konnten sei gesagt, dass sie da nichts so außergewöhnliches verpasst haben. Wer schon einige Springbanks getrunken hat, der kann auf diesen auch verzichten.
Klingt vielleicht zunächst etwas widersprüchlich. Ist aber von meinem Standpunkt aus eine realistische Einschätzung. Ich werde in Jahren nicht noch von diesem Whisky erzählen. Er sagt mir, was ich schon wusste. Springbank macht tolle Whiskys. Nicht mehr und nicht weniger. Insgesamt die 8.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Springbank 17 Madeira mit rund 88,5 Punkten bewertet. Von mir erhält er 88 Punkte.
Und es bestätigt sich, dass der gesammelte Whisky gottlos ist. Zum Trinken ist er da. Wer die Gelegenheit dazu hat, dem wünsche ich viel Freude dabei. Und was dabei mit den geraden Linien passiert, das weiß ich jetzt auch nicht. Das müsst ihr selber herausfinden.