Kommen wir zu einigen Superlativen. Der älteste Whisky, den ich bisher im Glas hatte. Mit über 93 Punkten der am höchsten bewertete in der Whiskybase für mich dazu. Der A Secret Speyside Distillery 1968 Berry Bros & Rudd 53 Jahre. Aber, was mich am meisten freut, von einem Whiskyweggefährten, den ich sehr schätze und der nun mit Malt Rocks den Schritt in die Selbstständigkeit im Bereich Handel mit Spirituosen gegangen ist.
Viele kennen und mögen ihn, die Rede ist von Andreas List. Aufrichtig, ehrlich, transparent, hilfsbereit, kompetent, zuverlässig und sympathisch, so erlebt man ihn. Das war früher so, als er seine Flaschen noch via Facebook teilte, das ist heute so, wo er gemeinsam mit seiner Frau Sibylle und der gemeinsamen Tochter Dominique Malt Rocks gerade erst ins Leben gerufen hat.
Und nein, dieser Beitrag ist keine Werbung. Er spiegelt meine Erfahrung und die der übrigen Whiskygraphen einfach wider. Wir empfehlen Whiskys, Händler, Messen, Events oder Gastronomie nur dann, wenn wir durch positive Erfahrungen absolut davon überzeugt sind.
Andreas verfügt über wesentlich mehr Expertise und Erfahrung im Bereich Whisky als ich. Und so war es mir eine Freude ihn nun auch als Händler konsultieren zu können. Und ich bin einigen seiner Empfehlungen sehr gerne gefolgt.
Meine erste Bestellung bei Malt Rocks hat unter anderem den A Secret Speyside Distillery 1968 Berry Bros & Rudd 53 Jahre umfasst. Und der ist doch einen genaueren Blick wert. Die Fachwelt ist sich einig darüber, das es sich um einen Glenrothes dabei handeln soll. Ob ich das nachvollziehen kann? Auf geht es.
Rahmendaten:
Whisky: A Secret Speyside Distillery 1968 Berry Bros. & Rudd 53 Jahre
Destillerie: Geheim, allerdings sehr wahrscheinlich Glenrothes
Abfüller: Berry Bros & Rudd
Typ: Single Malt / Single Cask / Fassstärke
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 53 Jahre (1968 – 2022)
Fasstypen: Hogshead
Fass-Nr.: 13 513
Serie: Exceptional Casks
Flaschenanzahl: 120
Alkoholgehalt: 51,6 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 1 300 Euro
Whiskybase ID: WB215080
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 10
Würzig und fruchtig geht es nach dem Einschenken los. Und zwar in einer Güte, die einen gar nicht mehr aufhören lassen will zu schnuppern. Großartig! Ich finde frisch gemahlene Kaffee- und Kakaobohnen gemischt, Ingwer, altes, edles, kunstvoll verarbeitetes Holz, tropische Früchte, Mandarine, Mango und Ananas. Dazu eine Spur Pfeifentabak mit Kirschgeschmack und glattes Leder, das nach einem Regenschauer trocknet. Eine phantastische Intensität und Dichte der Aromen! Das noch gerade so flüssige Wachs einer eben erst erloschenen Kerze wabert leicht auf. Ein Würfel Rinderbrühe wird aufgelöst, während eine Creme Brulee schon fertig ist. Rosinen und Datteln tanzen kurz durch den Film, der da im Nasenkino läuft, und wackeln kurz mit dem Hintern. Ganz altes Papier, papyrosartig, staubbedeckt, pergamentartig, kommt in den Sinn. Und ein wenig Kaugummi, ganz leicht mentholfrisch und gezuckert. Ebenfalls erfrischend taucht ein wenig süßer, kalter Orangensaft auf. Ich will gar nicht mehr aufhören ihn zu verriechen. Ganz sicher die Bestnote, eine 10.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 10
Ein direkter Antritt, würzig und fruchtig. Sehr dicht an der Nase. Unfassbar komplex. Ich habe Kakao, die in Richtung Milchschokolade geht, das sehr edle Holz einer Zigarrenkiste, eine komplexe Fruchtsüße tropischer Natur, eine minimale Ingwerschärfe, das frische Wachs, Mandarine, Tafelspitz und Kautabak mit Kirschgeschmack. Außerdem Earl Grey, also auch Bergamotte, mit Honig, sowie Lakritz. Die Konsistenz ist optimal cremig und ölig, die Textur sehr dicht. Die Alkoholeinbindung ist ideal, der Körper voll umfänglich. Meine Worte geben es vielleicht nur unzureichend wieder, aber das ist perfekt, die 10.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 10
Ein sehr langer Abgang, der würzig und fruchtig ist. Wider sehr dicht an Nase und Gaumen. Kakao, Cappuccino, Pfeifentabak mit Kirschgeschmack, kunstvoll verarbeitetes Holz, tropische Früchte und Mandarine sind prägend. Ganz spät taucht wieder dieses gezuckerte Kaugummi auf. Zusammen mit dem Orangensaft. Kann ich mir auch nicht besser vorstellen, die 10.
Preisleistung (0 – 10): 7
Endlich mal eine Kategorie, in der ich nicht die Bestnote geben muss. Was leistet der A Secret Speyside Distillery 1968 Berry Bros & Rudd 53 Jahre? Eine unglaubliche Geruchs- und Geschmackserfahrung, wie man sie nur ganz selten machen kann. Die Leistung rechtfertigt durchaus einen sehr hohen Preis.
Rechtfertigt sie rund 1 300 Euro für die Flasche? Das ist der durchschnittliche Preis in der Whiskybase. Wo er bei der Ausgabe gelegen hat, weiß ich nicht. Und irgendwie kann ich mir das auch nicht beantworten, ob es ein Preis ist, der in Ordnung geht.
Da das weit außerhalb meiner Möglichkeiten liegt, muss ich mir das auch nicht beantworten. Aber lohnt sich ein Sample? 2 oder 5 cl davon? Das würde ich doch mit einem klaren ja beantworten. Insgesamt die 7 für die Preisleistung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 10
Und trotz der traurigen Tatsache, dass ich mir diesen großartigen Whisky nicht kisten- oder wenigstens flaschenweise kaufen kann, insgesamt die 10. Ein weiterer Superlativ ist erreicht. Einer der Besten, die ich je getrunken habe.
Fazit:
Obgleich ich mit einiger Imaginationskraft ausgestattet bin, fehlt mir hier das Vorstellungsvermögen, mir etwas noch besseres auszumalen. In der Whiskybase erhält er, wie eingangs erwähnt, knapp über 93 Punkte. Ich würde ihm 95 Punkte geben. Obwohl dabei die 5 fehlenden Punkte zu den 100 auf einer Phantasiefertigkeit beruhen, die ich erst noch entwickeln muss, also auf einer Vorstellung eines kommenden Vorstellungsvermögens.
Ein toller Whisky von einem Händler gekauft, der mich mit seinem Wissen und seiner Erfahrung genau zu eben jenem großartigen Erlebnis geführt hat. Herzlichen Dank Andreas List! Deiner Frau Sibylle, Tochter Dominique und Dir viel Erfolg mit Malt Rocks. Der hier hat auf jeden Fall gerockt.
Ach ja. Kann ich nun nachvollziehen, dass es sich um einen Glenrothes handeln soll? Durchaus. Allerdings in absoluter Ahnungslosigkeit. Da fehlen mir die Vergleichsmöglichkeiten aus den entsprechenden Jahren. Hätte ich selber alleine vom Geruch und Geschmack her raten müssen, so wäre mein Tipp Glentauchers gewesen.