In einem normalen Jahr schreiben wir an dieser Stelle den ein oder anderen Bericht über Whisky-Messen oder Tastings, die wir besucht haben. Aber was ist schon normal in diesem Jahr? Und wenn eins die Whiskycommunity auszeichnet, dann Kreativität. Frei nach dem Motto: Entweder wir finden einen Weg oder wir schaffen einen.
Die allermeisten großen Whiskymessen wurden abgesagt. Lediglich in den Sommermonaten konnte es vereinzelte Veranstaltungen an der frischen Luft oder in geeigneten Räumlichkeiten geben. Dasselbe gilt im Großen und Ganzen auch für Whisky-Tastings. Unter bestimmten Voraussetzungen und Hygienebestimmungen konnte man durchaus das ein oder andere Tasting vor Ort durchführen. Doch war das immer dasselbe wie noch vor Monaten? Mit ausgelassenen Gesprächen im kleinen Kreis? Herzlichen Begrüßungen von Freunden? Auch mal am selben Glas nippen? Momentan leider undenkbar.
Eine Alternative sind Online-Tastings, die seit dem Frühjahr mehr und mehr Anklang gefunden haben. Immer mehr Händler, Unternehmen, Whisky-Clubs oder einfach nur Privatleute haben sich zum virtuellen Verkosten von Whisky zusammengefunden. Teilweise waren so viele Livestreams auf Sendung, dass ich mir die althergebrachte TV-Zeitschrift gewünscht hätte, um den Überblick zu behalten.
Zoom, zoom
Wir Whiskygraphen haben unsere Zoom-Meetings ins Leben gerufen. Meist zum Freitagabend laden wir alle interessierten Whiskyliebhaberinnen und Whiskyliebhaber, ob aus dem Handel oder dem Import von Spirituosen, ob Blogger, Vlogger, Experten oder Neulinge zum gemeinsamen, virtuellen Whisky-Talk ein. Dabei schlagen wir meist ein bestimmtes Thema vor, an dem sich alle gerne orientieren können, um sich einen passenden Whisky zum Talk einzuschenken. Dabei entstehen immer eine lockere Atmosphäre und ein lehrreicher Austausch! Und nach der langen Sommerpause wird es das nun wieder öfter geben. Einerseits notgedrungen, andererseits auch, weil es einfach Spaß macht.
Die Ideen für virtuelle Tastings sind vielfältig. So nutzen viele Destillerien oder Shops diese Form, um ihre Kundschaft bei Laune zu halten. Die Technik stellt dabei nur noch in den seltensten Fällen eine Hürde dar. Sogar ganze Messen haben ihren Weg in eine digitale Form gefunden, wie zum Beispiel die Whisky Palatina, bei der man einerseits auf von Experten geführte Tastings, aber auch auf unterhaltsame Musikübertragungen gesetzt hat. Schön, dass sich so viele Menschen wirklich viel Mühe geben, auch in diesen Zeiten den Menschen Abwechslung vom Alltag zu bieten.
Ein Irish Whiskey Wochenende
Richtig viel Mühe und Arbeit investiert aktuell Mareike Spitzer, Inhaberin von Irish Whiskeys. Sie hat sich vorgenommen sogar ein ganzes Wochenende voll von Live-Tastings rund um den irischen Whiskey zu organisieren: Das Irish-Whiskey-Wochenende. Wir möchten hier ein bisschen dafür werben. Nicht, weil wir etwas daran verdienen würden, sondern einfach, weil wir finden, dass das eine schöne Idee ist.
In einer Zeit, in der keine Messe stattfinden kann und auch das Reisen eingeschränkt ist, ist das die perfekte Gelegenheit sich den Geschmack Irlands nach Hause zu holen. Für insgesamt elf verschiedene Online-Tastings, sogenannte Master Classes, gibt es vorab Tasting-Sets zu bestellen, die nicht nur Original-Abfüllungen der jeweiligen Destillen beinhalten, sondern auch Sonderabfüllungen und New Makes. Selbst auf einer Whisky-Messe hat man nur selten die Gelegenheit einen New Make verkosten zu dürfen. Durch die Tastings führen die Master Distiller oder Inhaber der Destillerien bzw. der Whiskey Bonder höchstpersönlich und man hat auch die Gelegenheit in persönlichen, virtuellen Kontakt zu kommen, um zu fragen, was einem schon immer über irischen Whiskey auf dem Herzen lag.
Eine tolle Gelegenheit, für die man nicht in den Flieger nach Dublin steigen muss – und nachher auch nicht mit dem Auto nach Hause fahren muss. Na gut, auf den Flieger nach Dublin freuen wir uns alle sicher wieder! Aber nach einem spirituellen Tasting und einfach nur ganz sicher das eigene Bett ansteuern zu müssen, das ist doch ein echter Benefit von Onlineveranstaltungen, der unter anderem vielleicht dafür sorgt, dass uns diese Form auch in postpandemischen Zeiten erhalten bleibt.