Neuheiten von Cooper’s Choice und McNeill’s Choice

Die Abfüllungsserie „The Cooper’s Choice“ des unabhängigen Abfüllers „The Vintage Malt Whisky Company“ war mir zwar schon länger ein Begriff, aber bisher leider noch nicht in meinem Glas gelandet. Mit freundlicher Unterstützung des Importeurs „Celtic Events“ aus Aschaffenburg, der selbst auch als unabhängiger Abfüller aktiv ist, konnte ich ein paar Neuerscheinungen mit verschiedenen Wein-Finishes verkosten. Bei Wein-Finishes besteht für mich die Kunst immer darin, dass man den Einfluss des Finishs zwar merkt, aber ohne dass es den Whisky total erschlägt. Meine persönlichen, objektiven Eindrücke möchte ich nachfolgend mit euch teilen. Die Links zu den Abfüllungen findet ihr in den Überschriften.

Cooper’s Choice Strathmill 12 Jahre 51,0 % Marsala Finish 2010/2022

Bild: Celtic Events

Nase: Vielleicht liegt es an der Jahreszeit, aber ich finde sofort saftige Mandarinen und Buttertoast mit Honig. Ein gut ausbalancierter Mix aus herber Zitrusfrucht und Süße, der mir gut gefällt.
Geschmack: Für die 51,0 Vol. % Alkohol überraschend scharfer Antritt, dann leichte Vanille mit Kräuterbonbons, die die Schärfe langsam verdrängt.
Abgang: mittellang, trockenes Mundgefühl, Honigbonbons mit flüssigem Kern

Cooper’s Choice Glenglassaugh 8 Jahre 53,5% Port Finish 2014/2022

Bild: Celtic Events

Nase: Der erste Eindruck ist eher unangenehm, danach gewöhnt sich die Nase an die intensiven Aromen. Ich bin zwar kein Raucher, aber bekomme die Assoziation von Shisha-Tabak mit Erdbeeraroma.
Geschmack: Im Antritt merkt man die jugendliche Schärfe, danach cremig werdend mit Noten von dunklen Waldfrüchten und Pflaumenmus. Die Schärfe bleibt präsent, wird aber immer angenehmer, je länger man den Whisky im Mund behält.
Abgang: Mittellang bis lang, langsam trocken werdend mit leichten Espresso-/Röstaromen.

Cooper’s Choice Blair Athol 13 Jahre 53% Calvados Finish 2008/2022

Bild: Celtic Events

Nase: Zunächst sehr leicht und verhalten, dann säuerlich mit Anklängen an Zitronencreme. Nach etwas Wartezeit finde ich grüne Äpfel mit einem Hauch Karamell.
Geschmack: Sehr frisch und spritzig. Statt „salted caramel“ schmecke ich „gesalzenes Apfelmus“, auch wenn ich diese Kombination bisher noch nicht kannte.
Abgang: eher kurz, die Äpfel sind aber immer noch präsent. Das Calvados-Finish hat ganze Arbeit geleistet, auch wenn nicht bekannt ist, wie viel Zeit der Whisky im Calvados-Fass verbracht hat.

Der „Endgegner“

Zum Abschluss widme ich mich noch einem Secret Islay aus Andy McNeill’s eigener Abfüllungsserie. Der Malt wird als „brutal“ angekündigt und die Rahmendaten lassen auf eine junge „Rauchbombe“ schließen. Da ich Ardbeg, Laphi und Co. für gewöhnlich gut abkann, bin ich gespannt, ob die Beschreibung zutrifft.

McNeill’s Choice „Oak ‚N Tar“ Secret Islay 6 Jahre 59,5% Banyuls Finish 2022

Bild: Celtic Events

Nase: Der erste Eindruck überrascht mich. Bin ich wirklich inzwischen schon so abgebrüht, oder sind andere so empfindlich? Der Rauch ist zwar direkt präsent, aber für mich eher angenehm, als brutal. Kalte Asche aus einem erloschenen Lagerfeuer muss man aber halt auch mögen… 😉  Nach etwas Zeit im Glas, finde ich noch frische Zündplättchen, die ich immer sehr gerne rieche. Wer ein Problem mit Schwefel hat, sollte hier die Finger von lassen.
Geschmack: Auf der Zunge gibt er dann etwas mehr Gas. Die knapp 60 Vol. % schieben ordentlich an, aber der Rauch bleibt für mich sehr angenehm und gut eingebunden. Trotz des leicht bitteren Aschegeschmacks, kommt die Süße des Banyuls-Fasses durch. Zugegebenermaßen musste ich erstmal recherchieren, was ein Banyuls ist, da ich den Begriff noch nie gehört hatte. Hierbei handelt es sich um einen süßen, französischen Likörwein, der nach Rosinen, Nüssen und Pflaumen schmecken soll. Und ja, unter der kalten Asche kommt der Geschmack von Trauben-Nuss-Schokolade zum Vorschein.
Abgang: Salziges Lakritz und die kalte Asche legen sich angenehm auf den Gaumen und sind gekommen um zu bleiben. Ein Gefühl, wie bei meiner ersten und einzigen Zigarette. Normalerweise für mich eher eklig, aber durch die zusätzliche Süße gefällt es mir extrem gut.

Fazit

Der Sieger des Abends ist für mich tatsächlich der Secret Islay! Das dürfte nicht jedem so gehen, aber mir hat er am besten gefallen, weil er einfach „speziell“ ist. Wie bei allen „Secrets“ grübele ich natürlich auch hier, aus welcher Destillerie er stammen könnte. Wenn ich raten müsste, wäre ich bei Bunnahabhain oder Ardbeg. Die Cooper’s Choice-Abfüllungen haben mir auch alle geschmeckt, waren aber im Vergleich viel runder und gefälliger, als der Secret Islay. Wer Wein-Finishes mag, wird hier nicht enttäuscht. Praktisch ist, dass Celtic Events nicht nur die Großflaschen, sondern auch Samples von 2, 5 und 10 cl anbietet.

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