Glengoyne gehört sicher zu den von mir sehr geschätzten Destillerien. Die sherrylastigen Abfüllungen können mich immer wieder überzeugen.
Besondere Freude kam bei mir auf, als der Glengoyne Legacy Chapter One im Februar diesen Jahres erschien, eine Abfüllung aus First Fill Oloroso Fässern, die eine Reihe eröffnet. Ein Whiskygramm findet sich hier.
Nun, 30-jährige Whiskys haben ebenfalls das Potential mich zu begeistern, leider, denn sie haben auch das Potential mich arm zu machen. Ein Sample konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. Ich bin gespannt, was der Glengoyne 30 zu bieten hat.
Whisky: Glengoyne 30
Distille: Glengoyne
Abfüller: Glengoyne
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 30 Jahre
Fasstypen: 13 Sherryfässer
Flaschenanzahl: 6.000
Alkoholgehalt: 46,8 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: rund 600 Euro
Whiskybase ID: 102496
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9,5
Süß, würzig und fruchtig ist das Aroma, dass nach dem Einschenken aus dem Glas aufsteigt. Kirsche, Leder und Eiche gehen vordergründig eine äußerst harmonische Verbindung ein, derweil hintergründig etwas Orange, Zitrone, Apfel, Rosinen und Vanille aufkommen. Die Süße geht zu Gunsten der Würze und Fruchtigkeit etwas zurück, wobei auch ein fast schon floraler Touch, wie ganz leicht der Eindruck einer Teemischung hinzukommen. Der Malt nimmt im Glas eine unglaubliche Entwicklung über die Zeit, die immer neue Nuancen in den Vordergrund bringt. Viel besser geht es nicht, die 9,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9,5
Im Antritt hält der Whisky, was er in der Nase versprochen hat. Voluminös und direkt werden die Geschmacksknospen von Kirsche, Schokolade, Karamell und Eiche verwöhnt. Auch hier zeigt sich ein Wechselspiel verschiedenster Aspekte. Die Würze wird leicht zimtig und nelkig, die Fruchtigkeit geht in Richtung überreifer, saftiger Pflaume ohne Säure. Ehrlich gesagt überfordert mich diese Komplexität, nicht unbedingt beim Genuss, aber doch dabei, diese Güte passend in Worte zu kleiden. Der Glengoyne 30 hat eine außerordentlich ölige, zähflüssige Konsistenz und Textur, die begeistern kann. Körper und Alkoholeinbindung sind perfekt. Überwältigend, die 9,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 10
Sehr langer Abgang, initial mit einer wunderbaren Espressonote und getragen von einem Hauch Leder und einer Note von Kirsch-Tabak. Ergänzt von einer sehr lange nachhallenden Süße des Karamells. Noch im Abgang setzt sich das Wechselspiel der verschiedenen Nuancen, die sich bereits in der Nase gezeigt haben und im Geschmack ebenfalls zu finden waren, fort. Für mich der Whisky mit dem besten Abgang, den ich je erleben durfte, die 10.
Preisleistung (0 – 10): 8
Einen Whisky, der rund 600 Euro kostet, hinsichtlich der Preisleistung einzuordnen, ist nicht einfach. Man mag argumentieren, dass kein Whisky dieses Geld wert sein kann. Und dieser Standpunkt ist verständlich und vertretbar. In diesem Preissegment käme für mich der Erwerb einer Flasche auch nicht in Frage. Aber, dieses Erlebnis, diese Geruchs- und Geschmackserfahrung war es einfach wert, die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9,5
Ein großartiger Whisky, der seines Gleichen sucht. Von der Komplexität her und von der Güte der Aromen absolut einzigartig. Für mich sehr nahe am Superlativ, die 9,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Glengoyne 30 mit knapp 92 Punkten bewertet. Das ist bereits eine sehr hohe Einordnung, ich würde ihm sogar die 94 Punkte geben. Einer der 3 besten Whiskys, die ich bisher im Glas hatte.