Ein echtes Stück Whiskygeschichte habe ich heute mit dem Dimple 12 im Glas. Ein Blended Scotch Whisky, den es seit rund 130 Jahren gibt. Eingeführt von John Haig & Co. Ende des 19. Jahrhunderts. Manche Quellen sprechen von 1888, andere von 1893.
Jedenfalls wurde der Dimple zu unterschiedlichen Zeiten auf verschiedenen Märkten, mitunter bei leicht variierender Namensgebung, zu einem der meist verkauften Whiskys. Und zwar zu einem Deluxe Whisky. Der stark beworben wurde, erfolgreich war und gerne getrunken wurde.
Ob der Name „Dimple“ auf die Flaschenform zurückzuführen ist oder umgekehrt, die Flaschenform der Namensgebung nachempfunden ist, ist nicht überliefert. Dimple heißt Grübchen und eben solche finden sich auf der dreieckigen Flasche. Die durchaus noch heute ein echter Hingucker ist.
Aber was kann der Inhalt? Die übliche Frage. Diese Flasche machte einen kleinen Ausflug zu mir nach Mayen, nachdem sie von meinem Freund Dieter nach Koblenz zu einem feierlichen Anlass mitgebracht worden war.
Dieter hatte sie zwischen 1972 und 1974 in den Niederlanden gekauft, als er dort bei der NATO stationiert gewesen ist. Und zwar in einem Laden für Englische Soldaten. Der Inhalt der Flasche wurde also vor mindestens 60 Jahren destilliert.
Das hat man auch nicht so häufig im Glas. Herzlichen Dank für diese Gelegenheit lieber Dieter.
Rahmendaten:
Whisky: Dimple 12
Destillerie: Verschiedene, u. a. Glenkinchie und Linkwood
Abfüller: J. Haig & Co.
Typ: Blended Whisky
Land / Region: Schottland
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: Amerikanische Eiche
Serie: Fine Old Original / Deluxe Scotch Whisky
Alkoholgehalt: 40 %
Kühlfiltrierung: ?
Färbung: ?
Preis: 70 – 90 Euro (Sekundärmarkt)
Whiskybase ID: ?
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Süß und würzig ist der erste Eindruck des Dimple 12 in der Nase. Vanille, Honig und Karamell lassen sich ausmachen. Dazu Wachs, ein staubiger Kellermuff und Röstaromen. Tatsächlich findet sich auch eine leichte Fruchtigkeit mit minimal Orange und etwas Himbeere. Letztere verbinden sich mit der Würzigkeit zu einer Art Weinnote. Und es gibt eine leichte, sehr angenehme florale Heunote. Den Grainanteil würde ich vermutlich nicht bemerken, wenn ich nicht wüsste, dass es sich um einen Blended Whisky handelt. So eben doch eine kleine Spur Leinsamenöl. Das gefällt mir ziemlich gut, die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Auch der Antritt ist vornehmlich würzig und süß. Angenehm entfalten sich Vanille, Karamell und Honig. Mit einem leicht würzig-bitteren Kontrapunkt von Eiche. Ich finde das Wachs, herrliche Röstaromen und Espresso. Hier merke ich tatsächlich gar nichts von einem Grainanteil, so sehr ich mich auch bemühe. Nicht unbedingt komplex, aber gut. Eine sehr hohe Aromendichte. Eine schön cremige Konsistenz. Der Alkohol ist gut eingebunden und trägt trotz der nur 40 %. Der Körper hingegen dürfte ein wenig voluminöser ausfallen. Gefällt mir gut, die 7.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang mit Kaffeenoten, Eiche, Zartbitterschokolade und einer leichten, sehr gut passenden Trockenheit. Schön, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 8
Wenn man diesen Dimple 12 für 70 bis 90 Euro auf dem Sekundärmarkt ergattern kann, würde ich zugreifen. Eine wirklich sehr interessante Geruchs- und Geschmackserfahrung. Die das auf jeden Fall wert ist. Und Freude macht. Von mir die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Insgesamt ein guter Whisky. Der locker mit Standards von heute mithalten kann. Und zwar Single Malts. Zusätzlich aber die besondere Aromatik alter Abfüllungne mitbringt. Die 7,5.
Fazit:
Ein Vergleich mit den Abfüllungen, die in der Whiskybase angeführt sind, erscheint wenig sinnvoll. Ich würde ihn mit 85 Punkten bewerten.