Bei BenRiach, einer von mir sehr geschätzten Destille, handelt es sich um eine verhältnismäßig junge Brennerei, die erst 1898 von John Duff gegründet worden ist. 1900 musste sie, abgesehen von der Mälzerei, die unter anderem Longmorn versorgte, wieder schließen. 1965 wurde der Betrieb durch die Glenlivet Distillers Limited wieder aufgenommen. 1978 erfolgte ein Eigentümerwechsel an den kanadischen Mischkonzern Seagram, dessen Kernbereiche wiederum bei der Auflösung in Pernod Ricard, Vivendi und NBC Universal aufgingen. So fiel die Destille 2001 an Pernod Ricard. Hier wurde die Produktion 2002 stillgelegt, bis 2004 ein Verkauf erfolgte und die BenRiach Distillery Company Limited entstand. Jene kaufte 2008 Glendronach und 2013 Glenglassaugh. 2016 ging die BenRiach Distillery Company Limited insgesamt an Brown-Forman.
Die junge Firmengeschichte ist also geprägt von vielen Eigentümerwechseln, was sich auch in diversen unterschiedlichen Abfüllungen widerspiegelt, von denen einige bereits den Weg in mein Glas gefunden haben. Hergestellt werden getorfte und nicht getorfte Whiskys. Die getorften wurden in der Zeit der Eigentümerschaft von Seagram verstärkt zum Blenden hergestellt, da das Portfolio von Seagram keine Islay-Brennerei umfasste. Ein bedauerlicher Wendepunkt in der Produktion bei BenRiach ergab sich 1999, als die Malzböden der Destille nach über 100-jähriger Tätigkeit stillgelegt wurden. Heute wird wohl wieder ein Teil des Malzes auf den eigenen Malzböden hergestellt.
In den letzten Jahrzehnten erfreuen sich verschiedene Finishes in der Whiskywelt besonderer Beliebtheit. Diesen Trend stützend hat BenRiach bereits 2006 eine Wood-Finish-Serie auf den Markt gebracht, in der immer wieder limitierte Abfüllungen erscheinen. Sehr erfolgreich waren die 15-jährigen Vertreter aus dieser Serie. Einer davon soll heute ins Glas kommen.
Portwein ist ein aus der portugiesischen Region Alto Douro stammender Süßwein, dessen Namensgebung an die Hafenstadt Porto angelehnt ist, in der er traditionell lagert, reift und von der er international exportiert wird. Er besticht durch eine besondere Aromatik und Komplexität. Was den Wein aus dem Douro-Tal zum Portwein werden lässt ist die Fortifizierung, also das Aufspriten des gärenden Mostes mit hochprozentigem Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs (rund 77 %iges Weindestillat). Das Stoppen der Gärung bedingt, dass weniger Zucker zu Alkohol umgewandelt wird und mehr von diesem verbleibendem Zucker so dem Portwein seinen süßen Charakter verleiht. Das Ergebnis ist ein meist roter, gelegentlich auch weißer Portwein mit 19 – 22 % Alkoholgehalt.
Unterschieden werden 4 Stile von Portwein. Anhand der Herstellung, bzw. des Alters werden Ruby Port und Tawny Port differenziert, anhand der Rebsorten White Port und Rose Port. Beim Ruby-Typ handelt es sich um hauptsächlich in der Flasche gereiften Portwein aus roten Trauben, beim Tawny-Typ um hauptsächlich im Fass gereiften Portwein aus roten Trauben. Beide Typen werden noch einmal genauer hinsichtlich Alter und Herstellung in Subtypen differenziert.
Der Brennereicharakter von BenRiach kann als fruchtig und floral mit Honig und einer leichten Säure beschrieben werden. Ob sich dieser Charakter auch nach einem Finish in Fässern, in denen vormals Tawny Port gelagert hat erhält, sehen wir nun.
Distille: BenRiach
Abfüller: BenRiach
Serie: Wood Finish Serie
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 15 Jahre
Fasstypen: Bourbon, Tawny Port (finish, Portweinfässer aus der Douro Region in Portugal)
Alkoholgehalt: 46%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 80 Euro
Whiskybase-ID: 225
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Unmittelbar nach dem Einschenken erhebt sich kurz eine fruchtige Alkoholnote geprägt von Orange aus dem Glas. Sie weicht rasch und gibt den Raum für eine deutliche Portweinnote honigsüßen Charakters mit Anklängen von Nüssen frei. Begleitet wird dieser dominante Geruch von Nelke, leicht floralen Aromen und Vanille. Fruchtseitig kommen auch Apfel und Banane hintergründig durch. Je länger er im Glas atmet, desto stärker kommt der schwere Portweincharakter durch, der auch von Eiche flankiert wird. Insgesamt süß, wobei ein Teil der Süße schwer greifbar ist und vielleicht in Richtung Bratapfel und Kokusnuss geht. Ansonsten typisch BenRiach und typisch Portwein. Gut, überzeugend, aber nicht überragend und nicht gerade komplex, die 7.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein sehr ordentlicher Antritt, bei dem die 46% direkt die süßen Aromen in den Vordergrund bringen. Zentral ist die Süße roter Beeren, die deutlich von Schokolade und Karamell unterstrichen wird. Der Portweinanteil im Geschmacksprofil ist weniger deutlich ausgeprägt, als man es aufgrund der Nase vermutet hätte, aber durchaus auch vorhanden. Pfirsich und Rosinen lassen sich erahnen. Insgesamt bin ich überrascht, dass der Whisky einerseits, zumindest im Detail, recht weit von den Geruchseindrücken entfernt ist, andererseits der Geschmack doch sehr stimmig zur Nase passt. Auch Konsistenz und Körper überzeugen mich, daher die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Ein mittellanger Abgang. Der Whisky geht ohne Brennen und ohne Schärfe angenehm runter, wärmt aber doch deutlich und angenehm von unten heraus. Der Abgang und Nachklang haben leicht trockenen Charakter, wobei die beerige Fruchtigkeit erhalten bleibt und sich keinerlei Bitterkeit ergibt. Schnörkellos, aber gut, die 7.
Preisleistung (0 – 10): 6
Der ursprüngliche Ausgabepreis, der bei rund 50 Euro gelegen hat, war fair. Die Preissteigerung, die sich aus der Einstellung der Produktion und der daraus resultierenden Verknappung ergeben hat, ist zu stark und hat bedingt, dass der Whisky nur noch für einen Preis verfügbar ist, den er nicht ganz wert ist.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Guter Whisky, aber nicht ganz mein Fall in der Welt der vielen Abfüllungen von BenRiach. Andere Finishes oder Einzelfassabfüllungen sind da geeignet mich stärker zu begeistern.
Fazit:
BenRiach bleibt eine meiner Lieblings-Destillen, auch mit dieser Abfüllung aus der Wood-Finish-Serie. Zwar haben mich die 15-jährigen Abfüllungen mit Madeira-, Sauternes- und PX-Finish stärker begeistern können, aber es handelt sich doch um einen ausgesprochen guten Whisky, solide und ehrlich. Die 83,53 Punkte in der Whiskybase erscheinen mir vergleichsweise wenig
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