“Io non sono italiano, sono Napoletano”
„Ich bin kein Italiener, ich bin Neapolitaner“ sagte Carlo Pedersoli alias Bud Spencer einmal im deutschen Fernsehen, angesprochen auf seine Heimatstadt Neapel, in der er am 31. Oktober 1929 geboren wurde. Und wer einmal in der lebendigen Stadt im Süden Italiens am Fuße des Vulkans Vesuv gewesen ist, kann erahnen, warum er diesen Unterschied genannt hat. Viele sagen, dass in der Region Kampanien und deren Hauptstadt Neapel erst das „richtige“ Italien beginne. Eine unglaublich lebendige Stadt, kunterbunt und mit einigen Kuriositäten gespickt. Eine schwer zu beschreibende Atmosphäre, hier und da extrem chaotisch und stellenweise etwas heruntergekommen. Aber auch mit tollen Sehenswürdigkeiten, herzlichen Menschen und dem besten Essen, dass ich jemals gegessen habe. Die Pizza von hier zählt sogar zum Weltkulturerbe.
Das Essen war ebenfalls Bud Spencers große Liebe, seine Frau sagte wohl mal, er tue nichts anderes. Und wer sich mal in Neapel durch die Pizzen und Sfogliatelle an den Straßenverkäufen gefuttert hat, kann verstehen warum. Bedingt durch seine dadurch leicht beleibte Statur, erhielt der ehemalige Olympiaschwimmer auch seine erste größere Filmrolle in „Gott vergibt – Django nie“. Was für eine Filmkarriere, was für ein Stück Filmgeschichte daraus entstand, muss ich wohl niemandem erklären.
Italienische Lebensart
Genussmenschen kommen in Neapel wirklich voll auf ihre Kosten. In jeder Straße und an jeder Ecke findet man die tollsten Pasticcerie und Fattorie. Die typische, neapolitanische Pizza ebenfalls – und das zu sensationellen Preisen. Zwei große Pizzen und eine Flasche Wein für 12 Euro? In Neapel möglich und köstlich. Zum Wein gibt es zwar nicht immer teure Gläser und keinen Dekanter, man trinkt ihn oft aus Plastikbechern, aber er schmeckt. Und irgendwie ist das genauso kurios wie so vieles anderes in dieser Stadt.
Pompöse Bauwerke wechseln sich ab mit schmuddeligen Ecken. Wuselige Altstadtgassen folgen auf wundervolle Plätzen mit tollen Aussichten, zum Beispiel auf den, zurzeit schlafenden, Vulkan Vesuv. Man sagt auch, dass gerade das Leben in der Nähe dieses Supervulkans, der immerhin im Jahre 79 nach Christus schlagartig die nahgelegenen Städte Pompeji und Herculaneum zerstört und unter einer Lavaschicht begraben hat, für die stets aufgeladene Stimmung verantwortlich ist. Jeden Tag könnte, theoretisch, die Katastrophe hereinbrechen. Warum also nicht jeden Tag genießen?
Und so passt die Stadt einfach zu Carlo Pedersoli, der sich selbst, die Welt und das Leben gerne nicht so ernst nahm und auch als Filmstar Bud Spencer nicht lang fackelte, bevor er den Bösen eins auf die Rübe haute. Den Genuss findet man auch in den Filmen mit Partner Terence Hill wieder, wenn die beiden im Restaurant schmatzen, schlemmen und rülpsen oder ein paar Schurken pfannenweise die Bohnen wegfressen.
Bud Spencer Mostra Multimediale
Und bei all den Kuriositäten, die ich in Neapel so entdecken konnte, zum Beispiel eine Krippenstraße oder einen Altar zu Ehren von Diego Maradona, wunderte es mich auch gar nicht mehr, dass ich plötzlich, auf der Piazza Plebiscito stehend, das Banner für eine, zu diesem Zeitpunkt stattfindende Bud Spencer – Ausstellung erblickte. Diese Gelegenheit darf man sich natürlich nicht entgehen lassen.
Und die Ausstellung, die vor allem durch die Familie Pedersoli unterstützt wurde, hat nicht enttäuscht! Filmprojektionen, Filmobjekte, Werbeplakate als auch private Fotos und Gegenstände aus dem Leben von Bud Spencer, mit seiner Frau Maria oder als Schwimmstar, wurden gezeigt. Besonders spannend waren die original nachgestellten Requisiten aus verschiedenen Filmen, wie zum Beispiel der Restauranttisch, an dem Bud Spencer zusammen mit Terence Hill fürstlich speiste. Auch originale Drehbücher, in die Bud Spencer persönlich seine Notizen gemacht hat, gab es hier zu bestaunen.
Insgesamt ein schöner Ausflug in das Leben und Werken von Bud Spencer, der sich mit seiner liebevollen Art und Weise der Film-Prügelei auf ewig beliebt gemacht hat. So beliebt, dass die Strahlkraft als Werbestar auch noch post portem funktioniert. Und hier kommen wir zum Thema Whisky.
St. Kilian Bud Spencer Whisky
Durch eine Lizenzkooperation haben die Marke „Bud Spencer“ und Deutschlands größte Whiskydestillerie St. Kilian zusammengefunden. Ein Whisky hält ewig und ist quasi unsterblich, also wie der Filmheld Bud Spencer – so wurde bereits die erste Ausgabe im November 2020 beworben. Unter dem Namen „Bud Spencer – The Legend“ erschien mit Batch 01 ein nicht rauchiger Single Malt Whisky, der aus Ex-Bourbon-Fässern und Amarone-Fässern stammt. Insgesamt rund 3 Jahre durfte er reifen, bevor er in das passende Verhältnis zwischen US-Western und italienischer Lebensart geblendet und mit 46% Alkoholstärke abgefüllt wurde. Unser Freund Markus hatte uns bei einem seiner genialen Online-Tastings mit diesem Whisky als Welcome-Dram überrascht und größtenteils erfreut.
Er bietet leicht würzige Weinaromen, süße Früchte und typische Vanille- sowie Honignoten, wie man sie aus Bourbonfässern kennt. Annähernd komplex, aber keinesfalls überfordernd, vom Alkoholgehalt her kräftig, aber auch für jedermann genießbar. Ein guter deutscher Whisky, der ein breites Publikum gefunden hat und auch für ein solches gedacht ist. Gemacht für Bud Spencer – Fans und Whiskynerds. Mich persönlich hat dieser Marketing-Coup sehr getriggert, wie ich zugeben muss.
Bud Spencer – Jetzt wird’s rauchig
Seit Ende Februar 2021 rauchen die Fäuste bei St. Kilian. Die Destillerie aus dem unterfränkischen Rüdenau am Main macht sich ebenso mit rauchigem Whisky einen Namen, der hier zur Hälfte der Zeit durchgehend gebrannt wird. Gerade die rauchigen Whiskys von hier finde ich meist ziemlich gelungen, was wir in Whiskykreisen schon scherzhaft das „St. Kilian – Rauch – Paradox“ nannten. Dahinter steckt eine einfache Erklärung: Der älteste Whisky von St. Kilian wird bald 5 Jahre alt sein, im Vergleich zu den althergebrachten Scotch Whiskys ist das ein relativ junges Alter, aber Zeit kann man nun mal nicht künstlich herstellen. Je nach Art der Fassreifung, Fassgröße und Lagerort, kann ein Whisky auch nach 3 Jahren, so viele müssen es mindestens sein, schon außerordentlich gut gereift sein. Oder aber halt auch noch sehr jugendlich schmecken, was sich u.a. oft in prägnant fruchtigen oder metallischen Nuancen widerspiegelt. Bei rauchigen Whiskys hingegen übertönt der Rauchgehalt oft genau diese Aromen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Phenole, die für den Rauch- und Torfgeschmack im Whisky verantwortlich sind, sich mit den Jahren der Lagerung eher abbauen. Ein älterer Whiskys ist also meistens weniger torfig, als ein junger. Wer also rauchige Whiskys liebt, wird wahrscheinlich auch mit weniger lang gereiften, jüngeren Whiskys glücklich werden.
Was im Umkehrschluss nicht heißt, dass nun alle nicht-rauchigen Whiskys zu jung schmecken würden. Die Signature Editionen von St. Kilian haben mir alle ganz gut gefallen und auch beim großen Blogger- und Vloggertreffen im Januar 2020 durfte ich einiges probieren und mich von der Qualität des deutschen Whiskys von St. Kilian überzeugen. Einen richtig tollen Nichtraucher habe ich auch beim großen St. Kilian – Onlinetasting, in dessen Rahmen der „Bud Spencer rauchig“ vorgestellt wurde, entdeckt.
Bud Spencer Rauchig – Online-Tasting
Und so war ich bei der Sneak Preview zum rauchigen Bud Spencer – Whisky eingeladen. Ein Zoom-Meeting mit der rechten und der linken Hand des Teufels, zweien wie Pech und Schwefel, zwei Missionaren, zwei, die nicht zu bremsen sind: Mario Rudolf und Thorsten Manus. Masterdistiller und Vertriebsleiter von St. Kilian – zwei Himmelhunde auf dem Weg ins Warehouse.
Wie ich einige Tage vorher erfahren habe, wurden 370 Samplepakete verschickt. Ein Online-Tasting in dieser Größe, wahrlich legendär – wie Bud Spencer. Irgendwie hatte ich mich auf einen intimen Abend unter Whiskybekannten eingerichtet, aber nun hatte sich das halbe Whiskyland versammelt. Auch gut, ich war gespannt.
Pünktlich zu Beginn erschienen dann auch das Krokodil und sein Nilpferd vor der Kamera im gemütlichen Warehouse. Also immerhin optisch doch ein Gefühl von Warehouse-Tasting. Und die beiden bärenstarken Typen Mario und Thorsten legten los, Nacheinander probierten wir unter fachkundiger Anleitung und unter Erzählung der ein oder anderen Anekdote die folgenden Whiskys:
- Signature Edition SIX, 47,5%
- Distillery Only Ex-Sherry Oloroso, 51,7%, Single Cask
- Private Cask Ex-Portwein (mild), 55,4%, aus einem 30 Liter Fass
- Private Cask Ex-Bourbon (mild), 58,9%, Alligator char, aus dem 30 Liter Fass
- Signature Edition FOUR, 48%, 54 ppm, PX und Oloroso Fassreifung
- BUD Spencer rauchig, 49%, Ex-Amarone- und Ex- Bourbon-Fässern
- Private Cask Ex-Amarone (rauchig), 56%
Die Bezeichnung „mild“ bedeutet bei St. Kilian ganz einfach „nicht rauchig“. Eine schöne Mischung aus teils mir schon bekannten Signature Editionen und Raritäten aus dem Warehouse, von denen man im Nachgang vermutlich nicht mehr viel bekommen wird. Und natürlich waren alle auf den Star des Abends gespannt! Hier ein paar Eindrücke zu den einzelnen Proben:
Signature Edition SIX
Die Gerste für den SIX stammt aus Oberfranken. Die verwendeten Spätburgunderfässer vom Weingut Fürst aus der Nachbarschaft. Viel Brotteig, leicht würzig, mineralisch und malzig. Das Weinfass hinterlässt einen schönen Eindruck. Ein leicht süffiges Mundgefühl nach Birne und Trester. Hat mir ganz gut gefallen.
Distillery only aus dem Oloroso-Butt
Ich kann schon mal verraten: Mein Whisky des Abends! Ich kann mich immer noch nicht daran erinnern, dass ich zuvor jemals solch eine Karamellnote in einem Whisky geschmeckt habe. Dazu intensiver Sherry, angenehme Holzaromen und ein recht langer Abgang. Ein großes Ex-Sherryfass (500L) hat hier in wenigen Jahren großartiges geleistet. Hätte ich bei einem Oloroso-Butt auch nicht unbedingt so erwartet. Diese Abfüllung kam „straight from the cask“ in die Flasche, kein Zusatz von Farbstoffen, keine Kühlfiltrierung.
Davon habe ich mir bereits noch eine Flasche bestellt und den beiden Whiskygraphen Patrick und Stefan zur Blindverkostung angeboten. Der Tipp ging in Richtung 10-15 Jahre und Speyside – sagt schon alles, oder? Großartig!
Noch nicht Whisky
Ein noch nicht ganz Whisky (noch keine 3 Jahre alt) aus einem 30 Liter Fass, das zuvor mit Portwein belegt wurde. Erinnerte mich spontan an die „Spirits of St. Kilian“, die während der 3 Jahre Wartezeit herauskamen und auch teils schon sehr gut gereift und rund waren. Dieser hier war, mit typischen Portaromen von Beeren und Pflaumen auch sehr lecker. Interessant waren die Noten von Lebkuchen, die sich hervortaten.
Rauchig nicht rauchig
Wieder ein kleines 30 Liter Fass, welches sehr stark ausgebrannt wurde, Alligator char genannt. Bei solchen Experimenten passieren dann Dinge, mit denen selbst der Masterdistiller nicht gerechnet hat. Der Whisky schmeckt rauchig und aschig, obwohl es eine milde Rezeptur ist. Das starke Auskohlen in Kombination mit der kleinen Oberfläche des 30 Liter Fasses hat dann diesen Effekt. Der Anklang von Vanillekipferln war nicht nur interessant, sondern auch lecker.
FOUR
Diese rauchige Signature Edition war mir bereits bekannt und wurde schon für gut befunden. Ordentliche Portion Rauch in schöner Verbindung zum Sherry. Obwohl das in den jungen Jahren mit dem Rauch schon ganz prima funktioniert, bin ich hier echt auf den weiteren Reifegrad gespannt!
Macht schon Platz, hier kommt der Landvogt
Der Star des Abends: 1% Alkoholgehalt mehr als die Signature Edition FOUR und wahrscheinlich deshalb wurde der neue Bud Spencer Whisky in der Reihenfolge dahinter einsortiert. Vom Rauchempfinden aber ganz klar hinter diesem einzuordnen und somit vielleicht nicht ganz glücklich. Aber egal, hier ist es wieder gelungen einen Whisky für jedermann zu kreieren, diesmal in der rauchigen Version. Würzige und süße Weinaromen mit etwas Speck und Zitrusfrüchten, die sich mit den Torf- und Rauchnoten schön verbinden. Vollmundig genug auf der Zunge, aber nicht zu kräftig, im Abgang leicht trocken werdend, ehe der Rauch nochmal im Rachen nachlegt.
Italien zum Schluss
Und zum Abschluss wurde es mit einem Spirit aus dem Ex-Amarone-Cask nochmal italienisch. Wild italienisch! Denn dieser Spirit, der gerade rund 1,75 Jahre im Fass reifen durfte drehte mit seinen 56,6% zum Schluss nochmal richtig auf. Intensiv, würzig und weinig im Antritt, süßer Wein und Birne im Mund und trocken werdend im Abgang. Man merkt, dass das noch kein fertiger Whisky ist, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung und sehr interessant ihn zu probieren.
Fazit
Die beiden Troublemaker Mario und Thorsten haben ordentlich aufgetrumpft, sympathisch und professionell durch den Abend geführt. Es war nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich ein kleiner Ausflug ins Warehouse von zu Hause aus. Vielen Dank an euch und das ganze St. Kilian-Team für den informativen und geschmackvollen Abend. Mit meiner Blutprobe konnte die Polizei anschließend Betriebsfest feiern. 😉
Beim Whisky zählt vielleicht in erster Linie der Geschmack, aber die Faszination des Themas machen ja auch die Präsentation, die Haptik, Gefühle, Geschichten und Erinnerungen aus. Somit ist St. Kilian mit den Bud Spencer Whiskys ein großer Coup gelungen, wie ich finde. Menschen, die jetzt im besten Whiskyalter sind, sind als Kinder und Jugendliche doch gar nicht an den Filmen von Bud Spencer und Terence Hill vorbeigekommen. Die Kombination aus beidem macht Spaß!
Hier gibt es noch mehr Infos zum Bud Spencer – Whisky: https://www.stkiliandistillers.com/