Die Meinungen zu den Abfüllungen von Ardbeg gehen insbesondere aufgrund der jährlich erscheinenden limitierten Abfüllungen und des damit verbundenen intensiven Marketings weit auseinander. Gängig ist die Auffassung, dass Ardbeg mit dem 10-jährigen, dem Corryvreckan, dem Uigeadail und dem An Oa über eine sehr starke Core Range mit einer guten Preisleistung verfügt, derweil die limitierten Abfüllungen häufig für überteuert gehalten werden.
Der Ardbeg Ardbog ist die limitierte Abfüllung aus dem Jahr 2013. Hier wurde 10-jähriger Whisky aus amerikanischen Bourbon-Fässern mit solchem aus Manzanilla-Sherryfässern vermählt. Beim Manzanilla handelt es sich um ein fortifizierten, also mit Alkohol angereicherten Weißwein, der zu den Sherrys, genauer den Finos gerechnet wird. Er stammt aus dem spanischen Sanlucar de Barrameda und wird ausschließlich aus den Mosten der Palomino-Fino-Rebe gekeltert.
Aufgespritet wird mit Weingeist nach der ersten Gärung um durch das Abtöten der wilden Hefen diese zu beenden. Mit Weinhefe wird dann in Fässern aus amerikanischer Weißeiche (in kleinen, traditionellen Betrieben) eine zweite Gärung für rund 10 Wochen zugelassen. Die vergorenen Jungweine kommen dann zur Lagerung in die Botas (600 Liter fassende Sherryfässer).
Manzanillas und Finos reifen im Solera-Criadera-Verfahren. Dabei werden Fässer übereinander gelagert, wobei das sich am Boden befindliche (= Solera) den ältesten Manzanilla enthält. Aus diesem Fass wird in Flaschen abgefüllt. Die entnommene Menge wird aus dem Fass darüber, der das zweitälteste Erzeugnis enthält, nachgefüllt. Jenes wird aus dem Fass darüber wieder befüllt und so weiter. Ganz oben findet sich der jüngste Sherry im Fass. Analog wird zum Beispiel auch der 15-jährige Glenfiddich Solera produziert.
Der Likörwein Manzanilla wird überwiegend als Aperitif getrunken und hat einen trockenen, sauren und pikanten Charakter, der Salznoten und Holztöne mitbringt. Ich bin sehr gespannt, wie sich dies mit dem Ardbeg verträgt, aber eine gute Harmonie mit dem Brennereicharakter ist zu erwarten.
Whisky: Ardbeg Ardbog
Distille: Ardbeg
Abfüller: Ardbeg
Typ: Singel Malt
Land / Region: Schottland / Islay
Alter: NAS
Abgefüllt: 2013
Fasstypen: Bourbon Barrels und Manzanilla Sherry Butts
Alkoholgehalt: 52,1 %
Flaschenanzahl: 13.000
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 150 Euro
Whiskybase ID: 41713
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Herrlich süßer Rauch erhebt sich nach dem Einschenken aus dem Glas. Er hat erdig-maritimen Charakter, der sogar leicht ins medizinische, in Richtung Iod geht. Eine tolle Fruchtsüße, wie man sie in dieser Ausprägung von Ardbeg nicht gewohnt ist, kommt hinzu. Ebenso eine leichte Fleischwürze. Der maritim-medizinische Iodcharakter geht verloren und macht der erdigen Note platz, die sich verdichtet und zu dem wird, was ich stets als Schuhcremegeruch bezeichne. Vanille ist hintergründig vorhanden. Komplex, harmonisch und doch kantig, aber in eleganter Art und Weise, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Ein toller Antritt mit einer noch besseren Steigerung. Zunächst entführt uns die Süße in unbekannte Ardbeg-Welten. Sogleich tauchen ein angenehmer Rauch, der aber doch schnell eher in wunderbare Röstaromen übergeht, auf. Erdig-mineralische Noten bieten einen idealen Geschmackshintergrund, vor dem sich ein klares Wechselspiel verschiedener Zitrusfrüchte entfalten kann. Der Rauch geht nur minimal ins Speckige. Die Konsistenz ist buttrig-cremig, der Alkohol ist sehr gut eingebunden und der Körper wunderbar raumgreifend. Eine sehr gelungene Geschmackskomposition, komplex, vielschichtig und tiefsinnig, für mich die 9.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Der Abgang ist lange mit einer guten Erinnerung der Zunge an die Erdigkeit und insgesamt mit einem wunderbar erfrischend süßen Nachklang. Aber tatsächlich findet sich hier der medizinische Touch deutlich wieder. Ebenso die klaren, feinen Röstaromen, die fast in Richtung Asche gehen. Ein super Abgang, die 9.
Preisleistung (0 – 10): 8
Ich teile durchaus die Meinung, dass die limitierten Abfüllungen von Ardbeg zu teuer sind. Diese hier ist diejenige, für die das am wenigsten zutrifft, zumindest von denen, die ich bisher verkosten konnte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Ein wirklich großartiger Whisky, der in seiner Qualität deutlich über die der Core Range hinausgeht, so meine Auffassung.
Fazit:
Auf den Whisky aufmerksam gemacht hat mich der Whiskygraph Stefan. Er hat ein Gespür dafür Whiskys bei Flaschenteilungen zu finden, die eine besonders hohe Bewertung in der Whiskybase haben. Der Ardbeg Ardbog ist mit 87,5 Punkten für eine limitierte Abfüllung von Ardbeg recht hoch bewertet. Ich bin froh, dass ich seinem Rat gefolgt bin und ein Sample bestellt habe. Jetzt muss ich nur mit mir darum ringen, ob ich eine ganze Flasche davon bestellen werde. Ich befürchte, ich werde es tun.
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