Glenfiddich bedeutet „Das Tal des Hirschen“ und neben der dreieckigen Flaschenform ist der Hirsch wohl das markanteste Wiedererkennungsmerkmal der Brennerei in der Speyside. Der bekannteste Whisky des Hauses ist wohl der 12-jährige in der grünen Flasche, welcher neben den vielen Blended Scotch Whiskys eine der wenigen Single Malts ist, die man bereits seit Jahrzehnten in gut sortierten Supermärkten bekommt. Eine mutige Strategie, die sich bereits seit dem Jahr 1963 auszahlt. Heutzutage ist Glenfiddich der meisterverkaufte Single Malt Scotch weltweit. Die 15-jährige Abfüllung trägt den Beinamen „Unique Solera Reserve“. Was bedeutet das überhaupt?
Die Bezeichnung Solera entstammt dem gleichnamigen Verfahren, welches in der Sherryproduktion eingesetzt wird. Dabei werden bei der Abfüllung des Sherrys die Fässer nur zur Hälfte oder bis zu einem Drittel geleert und wieder mit dem nächsten Batch aufgefüllt. Durch dieses Verfahren kann man Unterschiede in den Fässern ausgleichen. Glenfiddich nutzt das Soleraverfahren nun auch für ihren Whisky. Die Fässer werden hier aber in ein großes Solera-Fass entleert. Dieses große Fass, welches Solera Vat genannt wird, wird nun immer nur zur Hälfte entleert und wieder mit Whisky aus nachfolgenden Fässern aufgefüllt. Glenfiddich hat noch einen zusätzlichen Schritt eingeführt, indem der Whisky aus dem Vat nochmal für kurze Zeit in sogenannte Marriage Fässer gefüllt wird, bevor er in die Flaschen kommt. Schwächere Fässer werden dadurch nivelliert, optimal also für einen Whisky ohne Ecken und Kanten. Hier gibt es ein kurzes Video vom Solera Vat bei Glenfiddich zu sehen. Alles verstanden? Dann wollen wir mal ans Schmecken gehen.
Whisky: Glenfiddich 15 Solera
Distille: Glenfiddich
Abfüller: Glenfiddich
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 15 Jahre
Fasstypen: Bourbon- und Oloroso Sherryfässer, frische Eichenfässer
Alkoholgehalt: 40 %
Kühlfiltrierung: ja
Färbung: ja
Preis: 30 Euro
Whiskybase ID: 41469
Auge / Anblick, Farbe:
Dunkles Gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Ein wunderbarer Geruch nach Apfel, Honig, Vanille und süßer Orange. Im Hintergrund auch schließlich Eichenaromen der frischen Holzfässer, aber vor allem immer wieder ein frischer Früchtekorb, vor allem reife Äpfel und Trauben. Eine leichte Würzigkeit setzt ein, welche die süße Orange in original britische Orangenmarmelade verwandelt. Die Nase macht Spaß und bekommt von mir 7 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6,5
Der Whisky füllt den Mund mit einer fruchtigen, süßen Cremigkeit, allerdings kann das Aroma das Nasenerlebnis nicht toppen. Ein süßer Sommerhonig macht sich breit, gepaart mit den süßen Orangen, Vanille und Zimtzucker. Man vernimmt eine leichte Eichenbitterkeit, dennoch treten die Holzaromen stark in den Hintergrund. Der Alkohol ist sehr gut ausbalanciert, sehr mild. Der fortgeschrittene Genießer wird sich die Frage stellen, wie dieser Whisky mit 3 oder 6 Prozenten mehr schmecken würde. Sollte die Brennerei einmal auf die Idee einer solchen Sonderedition kommen, in mir würde sie einen neugierigen Abnehmer finden. Aber auch in der minimalen Trinkstärke von 40% macht der Solera eine gute Figur. Ein aromenstarker, milder Whisky und mir auf der Zunge 6,5 Punkte wert.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Im mittellangen Abgang klingen dann doch noch etwas mehr die Eichenaromen mit einer leichten Bitterkeit am Gaumen nach. Ist stimmig, aber nicht aufregend, passt einfach zum milden Geschmackserlebnis,
Preisleistung (0 – 10): 8
Vor nicht allzu langer Zeit noch vereinzelt für unter 30 Euro zu bekommen, mit mittlerweile bis zu 40 Euro ein immer noch preiswerter Standard für Einsteiger und fortgeschrittene Genießer, immerhin erhält man einen 15-jährigen Whisky.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Der Glenfiddich Solera ist ein milder und leckerer Standard, kein Sherrymonster aber doch sehr fruchtbetont. Die Nase gefällt mir etwas besser, als der Geschmack, welcher aber ohne jeden Tadel ist. Ein Whisky, der mit seinen 15 Jahren Reifung auch geübten Gaumen eine Freude macht, ohne zu komplex zu sein.
Fazit:
Einer der wenigen Standardwhiskys von denen ich bereits die zweite Flasche geleert habe. Große Unterschiede zwischen den Chargen konnte ich nicht feststellen, falls das Soleraverfahren den Whisky also tatsächlich immer komplexer machen soll, wie auf der Tube beschrieben, dann scheint es noch ein paar Chargen zu brauchen. Viel mehr scheint es meines Erachtens eher dafür zu sorgen, dass die Qualität über einen langen Zeitraum gleichbleibend ist, was ja auch zu begrüßen ist.
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