Es war ein Freund aus München, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass die deutsche Whiskyszene um einen unabhängigen Abfüller reicher geworden ist. Die Jungs von Arcanum Spirits sind in Planegg angesiedelt.
Arcanum? Das klingt geheimnisvoll. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn Arcanum bedeutet Geheimnis. Und im Internet war vor rund einem Jahr auch noch nicht so viel über diesen Abfüller zu finden. Was soll’s, ich kann’s auch altmodisch. Und so griff ich zum Telefon.
Ich erwischte Florian, einen der beiden Inhaber. Es wurde ein außerordentlich interessantes Gespräch über Whisky, das Destillieren, Schottland und eben alles, was zum Thema gehört. Unter anderem auch die Geschäftsidee, die den beiden Whiskyliebhabern und -kennern bei einer Flasche Glenfiddich Snow Phoenix zu eher späterer Stunde gekommen war.
Letztlich habe ich alle 3 bisher erschienenen Abfüllungen von Arcanum Spirits im Glas gehabt. Für die kostenfreie Zurverfügungstellung entsprechender Samples bedanke ich mich. Und sie sind doch hinsichtlich ihrer Qualität unterschiedlich ausgefallen. Allerdings, und das freut mich besonders, mit der richtigen Tendenz einer deutlichen Steigerung.
Das Wesen der Abfüllungen von Arcanum Spirits ist eine exklusive Güte, wobei das Geheimnis darin besteht, dass zwar einerseits transparent über das verwendete Fass und die Region, aus welcher der Malt stammt, aufgeklärt wird, andererseits aber die Distille namentlich nicht genannt wird.
Der Arcanum One ist ein 18-jähriger Whisky aus der Speyside aus einem Refill-Bourbon-Hogshead, der mit 54 % in die Flasche gekommen ist. Er konnte mich ehrlich gesprochen nicht überzeugen. Freunde von mir hingegen konnten durchaus mit ihm warm werden. Es ist und bleibt Geschmackssache und ich denke, auch wenn darüber absolut nichts zu erfahren war, dass er aus einer Distille kommt, deren Abfüllungen nicht meinem Beuteschema entsprechen.
Der Peaty Little Secret war da schon eher mein Fall. Der Islay-Whisky kam nach 8 Jahren für ein weiteres Jahr in ein Oloroso-Sherryfass, wurde mit 58,4 % abgefüllt und lässt die Herzen von Islay-Fans höher schlagen.
Genauer betrachtet wird nun einmal der Arcanum Trinity, der wieder aus der Speyside kommt. Schon bei den Pythagoräern war die 3 eine Art heilige Zahl, welche für Gesundheit stand. Das Christentum und zum Beispiel Säntis hat die 3 mit der Dreifaltigkeit aufgegriffen. Schauen wir, was diese 3 bringt, ob wirklich aller guten Dinge 3 sind.
Whisky: Arcanum Trinity
Distille: Ungenannt
Abfüller: Arcanum Spirits
Typ: Single Malt / Single Cask
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 21 Jahre
Fasstypen: Bourbon Barrel (Refill)
Flaschenanzahl: 222
Alkoholgehalt: 52,1 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 80 Euro für 0,5l
Whiskybase ID: 121967
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Direkt nach dem Einschenken erreicht die Nase eine fruchtig süße Fracht mit einer leichten Alkoholnote, die rasch verfliegt. Die Fruchtigkeit kann durchaus überzeugen, ist allerdings gewissermaßen eine Herausforderung, weil außerordentlich individuell und einzigartig. Verschiedene Früchte bieten einen Zusammenklang, bei welchem abwechselnd einzelne von ihnen kurz in den Vordergrund treten. Darunter sind Orange, Banane, Ananas, Apfel, Kirsche, Kiwi und Pfirsich. Dabei entsteht nicht der viel zitierte Obstsalat und keine Frucht wird führend dominant, wobei allerdings die Kirsche gut herauskommt. Vielmehr entsteht ein beeindruckendes Wechselspiel. Leicht würzig herbe Aromen gesellen sich hinzu. Dezente Eichennoten untermalen das Geschehen im Glas, bringen einen Touch Vanille mit. Der Malt nimmt eine gute Entwicklung, entfaltet sich schön. Die Würzigkeit wird basal um eine minimale Spur Anis und Kümmel, die hintergründig bleibt und sich harmonisch einfügt, ergänzt. Kurios, aber gut, gefällt mir, die 7.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Ein schöner, eher zurückhaltender Antritt mit einer wunderbaren Entwicklung der dominanten fruchtigen Süße und einem leichten Bizzeln auf der Zunge. Fruchtseitig kommt die Kirsche deutlich raus. Die süßen Aromen werden von Vollmilchschokoladen- und Karamellnoten unterstrichen. Viskosität und Textur sind optimal schwer und zähflüssig. Der Körper könnte etwas raumgreifender ausfallen, die Aromen deutlicher herauskommen. Die Alkoholeinbindung ist gut. Vom Geschmack und Mundgefühl her steigert sich der Malt von Schluck zu Schluck deutlich. Neben der schönen Kirschnote kommt dabei auch die eichige Würzigkeit von Holz immer besser durch, die auch ein wenig Tabak mitzubringen scheint. Von den Früchten bleiben neben der Kirsche auch Pfirsich und ein wenig Orange. Auch eine Art Kerzenwachs taucht auf. Insgesamt braucht der Arcanum Trinity Zeit und Aufmerksamkeit. Ist man bereit diese zu gewähren, so steht dem Genuss nichts im Weg, die 7,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Ein mittellanger Abgang, der das fruchtig süße Geschmackserlebnis prolongiert und spät die Eichenaromen inklusive einer leichten Trockenheit deutlicher in den Vordergrund bringt. Auch ein Anklang von Kaffee taucht auf, wobei die Vollmilchschokolade zu Zartbitter übergeht. Schön, passend, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 6
Unter anderem aus dem Gespräch mit dem sympathischen Florian ist mir bekannt, dass der Erwerb, die Abfüllung und der Transport eines Fasses aus Schottland alles andere als billig ist. Dem Endverbraucher allerdings dürfte das herzlich egal sein. Die Konkurrenz ist groß und der aufgerufene Preis ist eine Ansage. Nicht unbedingt deutlich zu teuer, aber schon ambitioniert, die 6.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Ein guter Whisky und vermutlich mein nächster Neuzugang, die 7.
Fazit:
In der Whiskybase gibt es zum Arcanum Trinity bisher nur eine Bewertung, die bei 89 Punkten liegt. Ich würde ihn bei rund 87 Punkten einordnen. Letztlich gefallen mir die Abfüllungen von Arcanum Spirits und ich freue mich auf die zukünftigen Whiskys aus Planegg.
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