Der Boden formt den Whisky!
Mehr als Sonne, Regen und Boden – das französische Konzept «Terroir»
Der französische Begriff Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages-Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.
Viele kennen die Geschmacksunterschiede beim Wein, dessen Reben zum Beispiel auf Blauschiefer oder Quarzit gewachsen sind und sich in einer anderen Mineralität ausdrücken. Auch ein Wein kann mehr oder weniger erdig bzw. mineralisch schmecken.
Silvaner und Riesling sind gute „Terroir-Rebsorten“, deren Charakter ausdrucksstark auf die Gegebenheiten ihrer Herkunft reagiert. Besonders gut lassen sich die Diversitäten in den Weinen herausschmecken, wenn die Machart, sozusagen, die Handschrift des Winzers, bei allen Weinen identisch ist und der Weinberg, die Lage, das Terroir den einzigen Unterschied darstellt.
Die Idee
Bei Waterford transformierte man diesen Gedanken auf die Gerste und versucht dort die gleiche Methodik anzuwenden. Jede Farm und jede Ernte haben so ihren ganz eigenen Charakter. Sie beeinflussen maßgeblich die Aromen des zu produzierenden Whiskys. Im Südosten Irlands ist weltweit eines der besten Anbaugebiete für Braugerste und das Zuhause von Waterford. Zufall?! Sicher nicht. 2014 erwarb kein geringer als Mark Reynier diese ehemalige Brauerei und transformierte diese zu einer der modernsten Destillerien. Mit seinen 40 Jahren Erfahrung im Wein- und Whiskybusiness war für ihn schon lange klar, dass auch im Boden die Wurzel zum Erfolg zu finden ist. Seine Philosophie: Wo die Gerste wächst, beeinflusst ganz maßgeblich die Aromen eines Whiskys.
Nein, uns ist da kein Tippfehler unterlaufen. Der Single Malt Whisky von Waterford wird ohne das E geschrieben, wie es sonst bei irischem Whiskey üblich ist. Nicht die einzige Besonderheit bei dieser Brennerei. Auch den typischen irischen Pot Still Whiskey wird man hier nicht bekommen. Waterford hat sich komplett dem Single Malt verschrieben. Oder sogar genauer: Dem Single Farm.
Das Korn
Über 40 regionale Farmen bilden das Fundament von Waterford. Die Gerste wird separat angebaut, gelagert, gemälzt und destilliert. Jede Farm ein anderes Korn und somit auch ein anderer Whisky. 200 Fässer werden aus der Lieferung eines Bauern abgefüllt. Vom Feld bis zur Vermarktung ist alles transparent. Grundstein und Garant hierfür bildet ein digitales Logistiksystem, 21.580 Datenpunkte pro Destillation und Farm. Geographisch ist jedes befüllte Fass einer anderen Farm zugeordnet und somit ist für jede Abfüllung klar, woher die Gerste stammt.
Ob es gelingt, dieses Zusammenspiel auch im Whisky wiederzufinden, durften wir, die Whiskygraphen Stefan und Patrick, vor kurzem bei dem bisher größten Online Tasting von Simple Sample herausfinden.
Die Whiskys
Waterford Ballymorgan 1.2, Irish Single Malt Whisky, 4yo, 50% #1
- 34% First Fill U.S
- 20% Virgin U.S.
- 23% Premium French
- 23% Vin Doux Naturel/
Waterford Hook Head 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50% #2
- 46% First Fill U.S
- 22% Virgin U.S.
- 15% Premium French
- 17% Vin Doux Naturel
Waterford Lakefield 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50% #3
- 46% First Fill U.S
- 23% Virgin U.S.
- 15% Premium French
- 16% Vin Doux Naturel
Waterford Tinnashrule 1.1, Irish Single Malt Whisky, 3yo, 50% #4
- 46% First Fill U.S
- 22% Virgin U.S.
- 15% Premium French
- 17% Vin Doux Naturel
Waterford Sheestown 1.2, Irish Single Malt Whisky, 4yo, 50% #5
- 33% First Fill U.S
- 19% Virgin U.S.
- 25% Premium French
- 23% Vin Doux Naturel
Single Farm Tasting Waterford
Es wurden blind verschiedene Abfüllungen verglichen, die jeweils aus dem Getreide einer speziellen Farm stammten. Zum Set gehörte ein sehr schön gestaltetes Handout mit den wichtigsten Informationen rund um die Abfüllungen von Waterford und den einzelnen Farmen. Die Aufgabe bestand darin, die Samples den vorgestellten Whiskys im Handout zuzuordnen. Zu Anfang keine so leichte Aufgabe, wie wir fanden.
Für das Tasting konnten die Jungs von Simple Sample den CEO von Waterford, Mark Reynier, und Michel Reick gewinnen. Eine rundum gelungene Veranstaltung! Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, dem CEO himself verschiedenste Fragen stellen zu dürfen. Großartig, man hätte dem Mann noch viele Stunden lauschen können.
Michel Reick , Whisky- Ambassador bei Kirsch Import e. K. und unabhängiger Abfüller, bereicherte die Runde mit seinen Eindrücken und Fragen zu den einzelnen Abfüllungen. So konnte er auch dem CEO das ein oder andere „Geheimnis“ entlocken. Zum Beispiel, um nur einige aufzugreifen, mischt der Chef seinen Dram meist mit 50% Wasser und 50% Whisky, so kann er den Whisky am besten in seiner Freizeit genießen. Für ihn steht auch fest, dass es keine Single Cask Abfüllung von Waterford geben wird. Denn er möchte mit seinen kreierten Whiskys mehr Tiefe erzeugen, die seiner Meinung nach ein Single Cask so nicht transportieren kann. Wer sich selbst mal einen Eindruck verschaffen möchte, folgt einfach dem Link.
Frédéric Albert Fallou
„Es gibt in der ganzen Natur keinen wichtigeren, keinen der Betrachtung würdigeren Gegenstand als den Boden.“
Genau dies galt es zu erkunden. Uns konnten die Idee, das Korn, Terroir und der Genuss überzeugen. Es sind also nicht nur die Fässer, sondern auch der Boden der den Whisky maßgeblich formt. Wir fanden es jedenfalls spannend und sind von der Diversität der Whiskys beeindruckt worden.
Auf die genaue Beschreibung der einzelnen Samples haben wir bewusst verzichtet. Hier sollte jeder selber fündig werden können. Infos gibt es bei Waterford.
Alle fünf Whiskys weisen eine sehr feine Textur, malzige Noten gepaart mit frischem Honig/ Karamell auf, unterscheiden sich aber durch die Fasszusammensetzung und den Anbau/ Herstellung der Gerste deutlich. Natürlich sind die Whiskys noch jung, trotzdem sind sie in der Lage schon viele Aromen zu transportieren. Unbedingt einmal selber Testen um die Unterschiede selbst erkennen und auch schmecken zu können.
Hier gibt es wirklich für jeden etwas zu entdecken. Von „All Day Dram“ bis „komplexe Kiste“ war alles dabei. Sind wir also gespannt, was dort noch so in den Lagern schlummert. Also ab ins Glas, denn Genuss verbindet.
Unsere Verteilung und Gewinner des Abends stellt sich wie folgt dar: 2-3-5-4-1
Unser Dank gilt dem Team von Simple Sample für den wirklichen netten Abend und die zur Verfügung gestellten Samples.