Oft belächelt, manchmal verspottet. Gerne wird der Racke Rauchzart auf eine Stufe mit gängigen Discounterwhiskys gestellt. Aber ist das gerechtfertigt?
Der Whisky hat eine bewegte Geschichte, die im Jahre 1958 beginnt. Whisky wurde, durch den sich wandelnden Lebensstil, als Getränk zu diesem Zeitpunkt in Deutschland langsam modern, blieb jedoch noch ein Luxusartikel. Die Firma Racke, ursprünglich französisch Raque, stieß in diese Marktlücke, indem sie schottischen Maltwhisky importierten und diesen mit deutschem Getreidebrand verschnitten. Dieser erste Blend kam zunächst unter dem Markennamen Red Fox Whisky auf den Markt und kostete rund die Hälfte von originalem Scotch Whisky.
Das Getränk war ein Riesenerfolg, doch die schottischen Verbände klagten gegen die englische Namensgebung, da der Whisky nicht nach schottischer Produktionsvorgabe hergestellt wurde und man befürchtete eine Irreführung der Verbraucher. Die Rackes lenkten ein und nannten den Whisky fortan Racke Rauchzart und behielten lediglich den roten Fuchs auf dem Emblem des Flaschenetiketts. Ein cleverer Schachzug, denn der Name Rauchzart umschrieb die damals gewünschten Aromen an einen Scotch ziemlich gut und die Milde des Whiskys machte ihn massentauglich.
Die Marke war viele Jahre lang ein Selbstläufer, bis das Getränk Whisky ab den späten Siebzigern in die Krise rutschte. Und als das Anspruchsverhalten der Käufer seit den 90ern wuchs, passte Racke die Qualität an seinen Blended Whisky an und verwendet ausschließlich schottische Grain- und Maltwhiskys.
Heute noch findet man Racke Rauchzart in fast jedem Supermarkt und er gehört zu den meistverkauften Whiskys in Deutschland – auch wenn das niemand zugeben würde.
Hersteller: Schwarze und Schlichte Markenvertrieb GmbH & Co. KG
Typ: Blended Scotch Whisky
Land / Region: Deutschland
Alter: NAS
Fasstypen: nicht bekannt
Alkoholgehalt: 40%
Kühlfiltrierung: ja
Färbung: ja
Preis: 10 Euro
Whiskybase ID: 67672
Auge / Anblick, Farbe:
Honig-gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 2
Süß, er riecht wirklich süß und prickelt leicht alkoholisch in der Nase. Dazu kommt aber auch noch ein etwas säuerliches Aroma, was an Schnittlauch oder eine Gemüsezwiebel erinnert. Ich drehe und wende das Nosing wheel, aber mir fällt leider sonst nichts ein. Vielleicht etwas Karamell, es soll sich doch um einen Whisky handeln. Rauch ist nicht mal zart vorhanden, wenn dann nur leicht zu erahnen. Aber mehr als 2 Punkte sind leider nicht drin.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 1
Erstmal eine Zeit lang wässrig auf der Zunge, dann entwickelt sich etwas Geschmack. Leicht bitter, etwas buttrig und säuerlich. Durchaus mild, aber auch hier drehe ich mich um das Nosing Wheel und finde einfach keine Assoziationen. Keine Früchte, keinen Fasseinfluss. Er bietet nicht viel, stört aber auch nicht. Nicht mal eine alkoholische Schärfe, über die man sich beschweren könnte. Auch vom zarten Rauch ist kaum etwas zu schmecken. 1 Punkt.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 1
Wo nichts ist, kann nichts bleiben. Im kurzen Abgang bleiben leichte Bitterkeit und ein Säuerlichkeit. Da brennt nichts, da bleibt nichts in Erinnerung. 1 Punkt.
Preisleistung (0 – 10): 8
Zur Erinnerung: Die Flasche kostet gerade einmal 10 Euro! Für das Geld bietet er alles, was er vermutlich bieten soll.
Gesamtbewertung (0 – 10): 1,5
Fazit:
Man sollte dem Racke Rauchzart, als Teil deutscher Geschichte, mit etwas mehr Respekt begegnen. Denn er ist nicht so schlecht wie sein Ruf und im Gegensatz zu so manchem Discounterwhisky würde ich ihn nicht als Abbeizer verwenden. Selbstverständlich kann er mit der aktuellen Entwicklung auf dem Whiskymarkt keinesfalls mithalten. Aber er ist eine Institution, die es aus den wilden 60ern bis heute geschafft hat und ohne jeglichen Werbeaufwand besteht. Wie eine Dose Ravioli, ein Underberg zum Bier, ein Toast Hawaii oder ein guter Filterkaffee. Und zur Not gefällt er halt in Kombination mit einem anderen historischen Getränk westlicher Weltanschauung: Cola.
Klaus Postert
Sehr schön! Macht vermutlich mehr Spaß die Notes zu lesen als den Racke zu trinken. Ich habe noch ne Flasche aus den 60er oder 70er Jahren, habe mich nur noch nicht getraut die aufzumachen. Vielleicht kommt die morgen als Rarität/Kuriosität beim Tasting auf den Tisch.
Hagen
Das wird bestimmt ein großer Spaß! Ein schöner Teil deutscher Geschichte. Und wer weiß – vielleicht war der ja früher richtig gut? 🙂
2 Jahre Whiskygraphie: Rückschau, Freunde und meist gelesene Artikel - Whiskygraphie
[…] 1, und das mit sehr deutlichem Abstand, damit auch bei den Whiskygrammen, belegt Hagens Beitrag zum Racke Rauchzart. Bei den Artikeln liegt der etwas andere Bericht über den Besuch der Limburger Messe mit dem Titel […]
SkyCaptain
Da kommen die Kindheitserinnerungen. Naja gut, zu meiner Jugendzeit war er wahrscheinlich schon komplett aus schottischen Whiskeys hergestellt. 😉
Aber er schmeckt immer noch, vor allem mit Pepsi, sehr gut. Mir persönlich sagt er sogar mehr zu als Bourbons, wie Jim Beam oder Jack Daniels.
Pur bleib ich aber doch lieber bei meinem Laphroaig. 🙂
Fazit:
In Verbindung mit Pepsi TOP!