Fachleute sind sich einig: An den Quellen des Lebens sprudelt Whisky. Lebenswasser eben. Jede Menge davon alljährlich bei der Interwhisky in Frankfurt am Main. So auch 2022. Dazu hier ein paar Worte.
Kein Hausarrest
Da ich in diesem Jahr der einzige Whiskygraph war, der kein Hausarrest hatte, ging es mit guten und bewährten Freunden los. Mit Katrin, Philipp, Michael und Harald an meiner Seite in den Zug in Richtung Hessen. Aber eben leider ohne die Whiskygraphen Patrick, Christian, Stefan und Hagen.
Wenig Zeit
Samstags musste der Besuch in 2 verschiedenen Slots gebucht werden. Wir hatten uns für jenen von 11:00 bis 15:30 Uhr entschieden. Etwas wenig Zeit für die traditionell 500 Whiskys und Whiskeys, die ich auf einer Messe so trinke.
Die Lösung
Die Lösung ergab sich im Zug. Harald war mit einer Menge an Samples und Gläsern angetreten. Perfekt! Abbau des klassischen Samplestaus und ideale Vorbereitung auf die Whiskymesse. Grundsätzlich gilt: Auch an den Quellen des Lebens sollte nicht mehr Whisky fließen, als in meinen Adern.
Irgendetwas mit „Inter“ und Badesalz
Und irgendwie hatte Harald nicht so genau zugehört und nur irgendetwas mit „Inter“ verstanden. Konnte ja keiner ahnen, dass es „Interwhisky“ und nicht „Intercity“ gehießen hatte. Erinnerte ein wenig an Badesalz: „Ja, ja! Von Kiosk zu Kiosk! Ganz toll. Es heißt Lichterkette und nicht Licherkette!“. Wohl folgerichtig, es ging ja nach Hessen.
8 Samples
Insgesamt segneten 8 Samples das Zeitliche im Zug. Bekanntes, Bewährtes, Interessantes und Neues. Es waren der Glendronach 15 Revival, der Mortlach 16, ein Mars Shinshu Kasei aus Japan, der Glencadam Reserva Andalucia, ein Tamdhu 12, der Macallan 12 Sherry mit 43 %, der Glen Moray 15 und der Glenfiddich Project XX. Sieger in Sachen Preisleistung und nachhaltig begeisternd dabei der Tamdhu 12.
Ein Schreck am Palmengarten
Am Palmengarten angekommen waren wir zunächst ob der langen Schlange vor dem Eingang ein wenig erschrocken. Aber die Formalitäten waren rasch abgehandelt und schon ging es ins Getümmel.
Loch Lomond Leckereien
Weit kamen wir nicht. Schon stoppte uns Sebastian Büssing, der wieder allerlei Leckereien von Loch Lomond zu bieten hatte. Ein 11-jähriges Single Cask fand den Weg in unsere Gläser und wusste uns genau den richtigen Auftakt bei der Messe zu bereiten. Ein sehr schöner Malt zum Anfang. Ohnehin sehr bemerkenswert, wie sich Loch Lomond in den letzten Jahren entwickelt hat. Vielfalt und Qualität. Toll!
The Spirit Alchimist
Und dann bückte sich Sebastian, wie sich nur Sebastian bücken kann. Also, so könnte es gewesen sein. Ich habe da ja nicht so genau hingesehen. Jedenfalls entstand sodann in meiner Nase der Eindruck von weihnachtlichen Gewürzen, Zimt, Nelke, Mandeln und Lebkuchen. Sozusagen der ultimative Weihnachtseindruck. Auf der Zunge bestätigte sich dieser. Ganz klare Sache, ein Speyside Whisky aus einem Bourbon Fass, der für 12 Monate in einem zuvor mit Tonka Bohnen Mazerat belegten Fass gefinished worden ist. Und mit 61,2 % in die Flasche gekommen ist.
Hanseatische Weinhandelsgesellschaft Bremen
Weiter war unser Ansinnen, zunächst eine orientierende Runde zu drehen. Und sich nicht einfach von den Strömen aus Whisky mitreißen zu lassen, die aus den Quellen des Lebens hervorgehen. Doch dann tauchte am Horizont die Hanseatische Weinhandelsgesellschaft Bremen auf. Der Deutsche Generalimporteur von Glenfarclas und Springbank. Verheerend.
Experimentelle Sherry Wood Serie von Springbank
Und von Springbank stand da doch noch etwas auf meinem Zettel. Der 10er PX. Jener hat den Anfang in der experimentellen Sherry Wood Serie gemacht, in der insgesamt 5 verschiedene Sherryreifungen präsentiert werden. 7 Jahre in Bourbonfässern, dann 3 Jahre in PX Sherryfässern. Und dann mit 55 % in 10.800 Flaschen.
Springbank 10 PX
Ein zweifellos feiner Whisky. Eine wunderbare Süße gepaart mit herrlichen mineralisch-maritimen Anklängen. Leider am Stand nur zu probieren und nicht als Flasche zum Verkauf. Schade. Denn die im Handel für den Springbank 10 PX aufgerufenen Preise sind vollkommen indiskutabel.
Ein Überblick
Also der nächste Anlauf sich nicht von den Whisky Wogen wegspülen zu lassen. Erst einmal ein Überblick. Und das nahm doch auch ein wenig Zeit in Anspruch. Schließlich waren 2 Etagen zu inspizieren.
Der Verband Deutscher Whiskybrenner
Oben stießen wir dann auf den Verband Deutscher Whiskybrenner. Wie immer ohne jede Absicht, zufällig angespült. 2 Sachen hatte ich in Sachen Deutscher Whisky in Frankfurt zu erledigen. Erstens brauchte ich ein Geschenk für Whiskygraph Patrick, der am Abend zu einem Umtrunk anlässlich seines Geburtstages geladen hatte. Zweitens war ich weiterhin auf der Suche nach geeigneten Abfüllungen für ein Tasting vor internationalem Publikum mit Deutschen Whiskys.
Im Namen von Nine Springs, Halt!
Insofern verrieten mir Harald und Michael, welche Whiskys da an den Ständen so zu sehen waren. Und als dann Nine Springs genannt wurde, gebot ich Einhalt. Tatsächlich stand bei mir der neue 9-jährige von Nine Springs ganz oben auf dem Zettel zum probieren. Danach fragte ich auch. Erfuhr sodann aber, dass dies eben ein Stand sei, der die Deutschen Whiskybrenner in der Breite vertreten würde und daher spezielle Abfüllungen nicht zu haben seien.
Petra Milde und eine gute Wahl oder eines der besseren Blind Dates
Doch, die Dame am Stand schien sehr nett und fachkundig. So entschieden wir uns 3 verschiedene Deutsche Whiskys zu verkosten. Und sie wählte außerordentlich gut für uns. Kein Wunder. Schließlich hatten wir Petra Milde vor uns. Schon etwas peinlich, aber blind in der Akkustik einer Whiskymesse keine Chance sie zu erkennen. Aber ohne Zweifel eines der besseren Blind Dates.
Coillmore 10
Da ich ein nicht rauchiges Bourbon Cask wollte, landete ein 10-jähriger Coillmore in meinem Glas. Für mich eine Premiere. Und eine gelungene. Die Bayern arbeiten viel mit Bourbonfässern von Buffalo Trace. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen.
Nine Springs Single Cask Selection – Port Wine Cask No. 1
Harald nahm auf Empfehlung den Vertreter von Nine Springs am Stand. Und zwar den Single Cask Selection – Port Wein Cask No. 1. Ein Volltreffer. Karamell, Frucht und Nuss mit 48 %, sehr schön. Und eindeutig ein Kanditat für das Tasting. Wunderbar, was da mittlerweile aus der Number Nine Spirituosenmanufaktur kommt.
Finch Caskstrength Emmer Edition 3
Bei Michael landete ein Finch im Glas. Der Empfehlung folgten wir sehr gerne. Hatte mich Andrea Caminneci von Schlumberger doch gerade erst darauf hingewiesen, was bei den Schwaben für tolle Fässer lagern würden. So wurde es der Finch Caskstrength Emmer Edition 3. Petra betonte zurecht die besondere Note, die wohl von dem schwarzen Emmer kommt, das eigens für den Schwäbischen Hochland Whisky angebaut wird. 8-jährige Lagerung in Weinfässern, 54,6 % und wohl ebenfalls im kommenden Tasting dabei. Einfach überzeugend.
Tante-Emmer-Laden oder warum liegt da eigentlich Emmer?
Was zum Teufel ist eigentlich Emmer? Oder warum liegt da eigentlich Emmer? Da musste ich schon das Internet bemühen. Und das hat bekanntlich immer recht. Es handelt sich um ein Getreide, genauer um eine Weizensorte, die nur noch sehr selten angebaut wird. Der rote und blaue Emmer gar nicht mehr, der schwarze gelegentlich. Da muss man nach Mainhatten reisen, um seine Bildung im Tante-Emmer-Laden aufzufrischen. Ich liebe Whisky!
Koch- und Backkunst
Petra Milde? Da war doch noch was. Genau. Ein Kochbuch. Ich hatte gelesen, dass sie eines geschrieben hat und einige Exemplare zum Verkauf dabei haben würde. Da meine Freundin Katrin eine exzellente Köchin ist und solche Initiativen, genau wie ich, sehr zu schätzen weiß, nahmen wir nicht ein, sondern zwei Bücher in Augenschein. Und dann auch mit.
2 Bücher
Erstens: „Schottland – Kulinarische Begegnungen von Arran bis in die Highlands / Eine Liebeserklärung in 50 Rezepten“. Mit tollen Fotografien von Lucas Guizo. Und zweitens: „Zauberhafte Weihnachten wie bei Harry Potter – Das inoffizielle Koch- und Backbuch“. Und auch dabei wunderbare Fotos, allerdings von Arina Meschanova und Vjacheslav Shshlov.
Hunger
Whisky, Kochen und Backen. Da kann man schon mal Hunger bekommen. Eine Pause musste folgen. Auf den Weg nach unten passierten wir dann noch den Stand von Schlumberger. Bastian Denkler machte dankenswerterweise auf sich aufmerksam. Aber, das musste erst einmal warten.
Tauschgeschäfte
Wir hatten zu Anfang Geld in Jetons getauscht und tauschten diese nun in Essensmarken. Diese gegen Essen, das gegen Bier und jenes gegen Whisky. Oder irgendwie ähnlich. Bei 3 verschiedenen Zahlungssystemen auf einer Messe kann man schon einmal den Überblick verlieren. Jedenfalls führten irgendwelche Tauschgeschäfte zum gewünschten Erfolg.
Currywurst und Kürbissuppe
Insgesamt war die Interwhisky sehr gut und professionell organisiert. Diese nötigen Tauschereien allerdings stören ein wenig. Die Qualität des Essens entschädigte uns. Die traditionelle Whisky Currywurst mit Pommes war wieder spitze. Und die Kürbissuppe mit Whisky Sahne, die Katrin nahm, muss ebenfalls sehr gut gewesen sein. Überdies hatten wir das Glück uns, wie immer auf Messen, sehr angenehm hier zu unterhalten. Ich unter anderem mit einem Destillateur von St. Kilian namens Lukas.
Schlumberger und Benromach
Nach der Pause ging es dann also wieder nach oben und ab zu Schlumberger. Bastian Denkler gab fachkundig Auskunft über die Möglichkeiten am Stand. So wählten wir 4 Whiskys. Den leicht rauchigen Benromach Germany Exclusive 2011 – 2022, also Batch 2 mit 48 %, von dem es 1.800 Flaschen gibt. Er kommt aus first fill Sherry- und Bourbonfässern und trifft voll die nicht gerade niedrigen Erwartungen. Insofern sehr lecker.
Benrinnes 22 Carn Mor Celebration oft he Cask
Leicht enttäuschend, bei weitem aber nicht schlecht, war hingegen der Benrinnes 22. Das Sherry Hogshead reifte von 2000 bis 2022 und wurde bei Carn Mor, also Morrison & MacKay mit 48,5 % in der Celebration of the Cask Reihe ausschließlich für den Deutschen Markt abgefüllt. Vielleicht auch ein Kanditat, den man mal in Ruhe verkosten muss.
Penderyn 5 Cognac Cask German Selection by Schlumberger
Demgegenüber absolut begeisternd an dieser Stelle der 5-jährige Penderyn, den es gab. Das Ex-Cognac Single Cask reifte von 2016 bis 2021 und wurde mit satten 61,27 % auf die Flaschen gezogen. Die German Selection by Schlumberger hätte ich gerne mitgenommen. Aber auch hier hatte ich kein Glück.
Kavalan Solist Madeira
Und ebenfalls gewohnt gut, wenn nicht herausragend, war bei Schlumberger schließlich der Kavalan Solist Madeira. Das Single Cask mit 57,1 % konnte uns alle restlos in Nase und am Gaumen überzeugen.
Elch Whisky
Nach dem Besuch bei Bastian Denkler und Schlumberger gab es dann etwas zu erledigen, was bereits seit einigen Jahren auf meinem Zettel stand. Ein Besuch bei den Jungs von Elch Whisky. Warum? Weil ihnen erstens gerade mit dem Torf vom Dorf eine sehr gute Reputation vorauseilt. Weil sie zweitens einmal zu einem Tasting von uns Bier unentgeltlich und eigeninitiativ beigesteuert hatten. Und drittens, weil Flo Lochner vom Schnapsstodl sie wärmstens empfielt.
Torf vom Dorf, Torfduett und Single Cask
Und wir wurden in keinerlei Hinsicht enttäuscht. Georg Kugler, der Inhaber von Elch Whisky, gab uns fachkundig und gastfreundlich Auskunft über die 3 Abfüllungen, die den Weg in unsere Gläser fanden. Besagter Torf vom Dorf, den man tatsächlich nur empfehlen kann, ein Torfduett, der gut war, aber nicht ganz mein Geschmack getroffen hat und ein Single Cask.
Ein Single Cask mal 3
Von letzterem nahm ich direkt 3 Flaschen mit. Einen als Geschenk für Patrick und 2 für das Tasting. Ein echter Knaller. Das Single Cask mit der Fass Nr. 273 wurde in 490 Flaschen abgefüllt. Nach 4,5 Jahren im Akazienfass kam der Malt noch für über ein Jahr in ein PX Sherry Fass. 57,2 % mit einem Rauch aus über Deutschem Torf geräuchertem Malz und einer herrlichen PX Süße. Wunderbar.
Torfduett
Das Torfduett ist die zweite dauerhaft verfügbare Abfüllung der Elche. Es kommt zu 90 % aus Bourbonfässern, zu 10 % aus Akazienfässern und hat 50,6 %. Auf jeden Fall auch sehr spannend und gut, aber irgendwie hatten es die Bourbonabfüllungen an diesem Tag schwer bei mir.
Torf vom Dorf
Der Torf vom Dorf wiederum, es müsste die 9. Auflage gewesen sein, ist quasi die Kombination aus beiden. Bourbon-, Sherry- und Akazienfässer vermählt zu einem großartigen Whisky mit 50,2 %. Das macht richtig Spaß!
Whiskyhelden
Große Freude machte es auch, vor dem Stand der Elche den Whiskyhelden zu begegnen. Die übrigen Whiskygraphen hatten schon mehrfach das Vergnügen mit Tim Glittenberg von Stand zu Stand zu ziehen. Für mich eine Premiere und wirklich toll Tim endlich einmal persönlich, wenn auch nur kurz, zu treffen.
Whisky Spirits
Nach so viel Neuem wurde es Zeit für eine alt hergebrachte Tradition. Der Besuch bei Whisky Spirits am Stand von Gregor Haslinger war Pflicht. Allerdings ein mehr als gefährlicher Brauch. Denn hier hatten uns schon mehr als einmal die Whiskys von Signatory Vintage und Ardbeg sehr lange und intensiv in Beschlag genommen. Ein wenig wie beim Schwimmen im Meer, wenn man versucht zum Strand zurückzukehren. Und einen doch immer wieder eine Welle weg von diesem auf die offene See trägt.
Signatory Vintage
Wir befanden uns am Übergang zu den rauchigen Whiskys. In unseren Gläsern landete von Signatory Vintage ein Ardmore, ein Caol Ila und ein Ledaig. Der Caol Ila war 9-jährig, kam aus einem Charred Wine Hogshead, hatte 60,2 % und war sehr lecker. Der Ardmore war ebenfalls gut, ging aber ein wenig unter wegen der niedrigen Alkoholstärke, 43 %.
Ledaig 16 Cask Strength Collection Signatory Vintage
Das wiederum machte der 16-jährige Ledaig aus der Cask Strength Collection mit seinen 66,1 % mehr als wett. Eigentlich bin ich mittlerweile ein wenig skeptisch gegenüber Whiskys mit derat brachialen Rahmendaten. Aber dieser aus einem Refill Sherry Butt mit der Nummer 900036 war mal wieder wirklich fein. Schön war auch die Schweizerin, deren Namen ich mir nicht merken kann und der wir stets in Frankfurt an diesem Stand begegnen, mal wieder kurz zu treffen.
Destillerie Kammer-Kirsch
Aber wir mussten es kurz machen. Sicherheitshalber. 2 Stationen standen noch auf dem Zettel. Die Whiskyströme sollten uns noch als nächstes zur Destillerie Kammer-Kirsch tragen. Ein absoluter Pflichtbesuch mit Michael im Schlepptau. Der Generalimporteur von Milk & Honey kann da nicht ausgelassen werden. Aber auch für mich. Denn hier waren schließlich Florian Weiss und Marc Fiederer anzutreffen. Und die beiden könnten auch Racke Rauchzart vertreten, ich würde sie besuchen.
Milk & Honey
Von Milk & Honey landeten bei uns im Glas der MH Apex Peated Fort. Red Wine Cask mit 55,3 %, der MH Apex Sherry Cask Batch 11 mit 53,6 % aus PX und Oloroso Fässern, der MH Apex Small Batch Cognac Cask mit 59,4 % und der MH Art & Craft Series Chocolate Porter Beer mit 56,2 %.
Apex und Art & Craft Serie
Sie waren allesamt gut. Der Cognac Cask fand bei Katrin große Zustimmung. Der Chocolate Porter Beer war in einer ganz besonderen Weise ansprechend. Und der Peated hat sehr eindrucksvoll gezeigt, dass man es in Israel auch wirklich exzellent versteht, rauchige Abfüllungen zu kreieren. Die Apex und die Art & Craft Serie, letztere noch recht jung, haben noch nie enttäuscht. Selbstverständlich hatte Michael ein paar Begleiter mehr auf der Heimfahrt.
Lagg und Arran
Harald, dem stillen Whiskylexikon, fiel am Stand außerdem eines der 3 Inaugural Releases von Lagg auf. Dazu muss ich ein wenig ausholen. 1997 hatte es endlich wieder eine Destillerie auf der Isle of Arran gegeben. Die, nebenbei gesagt, ganz hervorragende Whiskys produziert. Und zwar rauchige und nicht rauchige. Diese Destillerie wurde Arran genannt. Ein Name, der dem geneigten Whiskyliebhaber geläufig sein dürfte.
Lagg mich am …
Nun sollte aber, die Idee entstand wohl 2016, eine zweite Destillerie auf Arran entstehen. Sie wurde bereits 2019 fertig und nahm den Betrieb auf. Und sie steht dort, wo auch historisch die Destillerie auf der Isle of Arran gestanden hatte, in Lagg. Die Destillerie Arran änderte fortan ihren Namen in Lochranza, nach dem Dorf, in dem sie steht. Die Destillerie in Lagg heißt Lagg. Ja, Lagg mich am … . Das muss man erst einmal nachvollziehen.
Isle of Arran Distillers
In Lochranza wird nun im Norden nicht rauchiger Whisky gemacht und in Lagg im Süden rauchiger. Beide Destillerien gehören den Isle of Arran Distillers. Der Manager der Lagg Distillerie, Graham Omand, ist der Neffe des Verantwortlichen bei Lochranza oder früher Arran.
Lagg Inaugural Releases Batch 1 bis 3
Unsere Gläser und Kehlen benetzte das Inaugural Release Batch 1. Das zweite und dritte war 30 Monate in Bourbonfässern. Danach im Fall von Batch 2 6 Monate in kleinen Olorosofässern, im Fall von Batch 3 6 Monate in kleinen Weinfässern. Batch 1 war durchgehend in Bourbonfässern, also 36 Monate.
Lagg Inaugural Release Batch 1
Aber, kommen wir zu dem Entscheidenden. Wie hat das Batch 1 gerochen und geschmeckt? Machen wir es kurz: Außerordentlich gut. 50 ppm, die man auch wirklich merkt. Dazu erdiger Inselcharakter. Und keine Frage, die Verwandtschaft zu Arran kann man in der Nase und auf der Zunge spüren. Richtig toll! Schade, dass keine Flasche davon zu bekommen war am Stand.
Gegen die Zeit
Die Zeit lief gegen uns. Noch immer drohten uns die Strömungen der Flüsse des Lebenswassers fortzureißen und immer wieder an neuen Stränden und Ständen wieder auszuspucken. Mit Florian und Marc dauerte es einfach zu lange. Wir schickten Harald vor zu Eggers & Franke. Denn die neuen Octomores musste ich einfach noch probieren. Und die mussten vor 15 Uhr ins Glas kommen. Danach herrschte eisiges Ausschankverbot. Da muss man schon mal gegen die Zeit schwimmen.
Eggers & Franke
Von der norddeutschen, hanseatischen Frische war am Stand von Eggers & Franke, die als Wein- und Spirituosendistributeure seit 1804 in Bremen angesiedelt sind, nichts zu spüren. Im Gegenteil. Octomore 13.1, 13.2 und 13.3 standen für uns bereit, als Katrin, Michael, Philipp und ich ebenfalls dort ankamen.
Octomore 13.1, 13.2 und 13.3
Und sie sind alle 3 sehr gelungen. Gut, die Octomores vermögen mich stets zu begeistern. Aber diese 3 erschienen mir doch mal wieder als außerordentlich gut. 13.3 vor 13.1 und 13.2. Die sympathische Frau am Stand hingegen präferierte den 13.2. Kann ich durchaus auch verstehen. Man muss sich einfach selbst ein Bild machen. Es lohnt sich.
All in
Und dann wurde es wild. Wir hatten wenig Lust die übrigen Jetons wieder gegen Essensmarken, diese gegen Currywurst, jene gegen Bier, dieses gegen Bargeld zurückzutauschen, oder wie da die Reihenfolge so sein soll. Also gingen wir All in. So macht man das ja mit Jetons, habe ich mir sagen lassen. Allerdings waren es noch recht viele.
4 Knaller
Ganz am Ende, dort wo die Ströme des Whiskys auf einer Messe versiegen, in leichter Begriffsstutzigkeit und Willenlosigkeit, fanden 4 absolute Knaller den Weg in unsere Gläser. Es waren dies der Old Pulteney 18 und 25, der Balblair 25 und der 29-jährige Bruichladdich Black Art 10.1. Mit diesem Nektar in unseren Gläsern verließen wir nach ungefähr 500 Aufforderungen den Stand. Dafür an dieser Stelle noch einmal Sorry! Wir wissen, dass das, nüchtern betrachtet, nervt. Aber es war einfach so schön.
Vor dem Palmengarten
Also konnten wir vor dem Palmengarten noch in Ruhe diesen großartigen Whiskys die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Und auch bei dieser starken Konkurrenz und den außerordentlich dominanten Vorwhiskys, konnte mich der Old Pulteney 25 wieder vollkommen überzeugen. Genau wie in diesem Jahr in Schwetzingen.
Elch-Tests
Auf dem Weg zum Bahnhof unterzog ich zum einen die 3 Elche in meinem Elch-Stoffbeutel durch verschieden harte Aufpralle einigen Elch-Tests. Sie haben bestanden. Zum anderen kam mir Klaus Postert von Postert-Whisky entgegen, mit dem ich 2018 das Vergnügen hatte eine Reise nach Schottland zu unternehmen. Toll ihn noch einmal getroffen zu haben. Schade, dass es nur so kurz war.
Gute Polizeiarbeit
Und dann ging es nach Hause. Etwas später, dafür satt. Am Hauptbahnhof Koblenz betreuten einige sehr kompetente und freundliche Polizisten einen wohnungslosen Herrn, der wohl noch mehr getrunken hatte als wir. Das haben unsere Freunde und Helfer sehr souverän, zugewandt und deeskalierend gelöst, alle Achtung. Gute Polizeiarbeit.
Bei Whiskygraph Patrick
Unsere Wege trennten sich. Für Katrin, Philipp und mich ging es dann nach etwas Erholung noch zu Whiskygraph Patrick, der in seinen Geburtstag hinein feierte. Ein Elch wechselte den Besitzer. Und wie Patrick so ist, wurde der direkt aufgemacht und verkostet. Das Single Cask kam auch hier allgemein gut an.
Zu Hause
Nun, letztlich entspringen und münden die Quellen des Lebens natürlich in der Whiskygraphschaft, zu Hause. Wo sonst? Nur im Reich der Whiskygraphen, wo Rhein, Mosel und Ahr fließen, wo Eifel, Westerwald und Hunsrück sich berühren, vermag uns das Lebenswasses derart zu erquicken. Aber am Main war es auch wirklich toll 2022! Die Interwhisky? Sehr zu empfehlen.
Elch Whisky Fass Nr. 273 - Whiskygraphie
[…] konnte auch Alex auf der Inter- Whisky erfahren. Denn er war es schließlich, der mir den kleinen Elch aus Frankfurt […]