Man darf doch sagen, dass wir große Freunde von Glenfarclas sind. Gute Whiskys zu guten Preisen. So war das. Und so ist das. Insbesondere Sherryfreunde kommen bei Glenfarclas nicht selten voll auf ihre Kosten.
Selbstverständlich hat auch die starke Core Range der Speyside Destillerie jene Preissteigerung mitgemacht, die wir Whiskyfreunde so häufig beklagen. Und doch, so meine ich, schlagen sich die Whiskys von Glenfarclas relational im Markt vom Preis her noch immer recht gut.
So kam doch einige Freude bei uns auf, als das offizielle Trüffelschwein der Whiskygraphen Stefan, genannt Heuler, einen sehr interessanten Glenfarclas melden konnte. Eben jenen 26-jährigen, abgefüllt für den Niederländischen Markt, haben wir heute im Test. Und wir, das sind die Whiskygraphen Christian, Patrick, Stefan, Hagen und Alex.
Whisky: Glenfarclas 26
Destillerie: Glenfarclas
Abfüller: Glenfarclas / Orginalabfüllung
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 26 Jahre
Fasstypen: Oloroso Sherry Fässer
Alkoholgehalt: 47,3 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 200 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Einem 26-järhigen Whisky darf etwas Zeit zur Entfaltung im Glas eingeräumt werden. So auch diesem. Sodann ergibt sich ein sehr vielschichtiges, komplexes Aromenspiel, das aber der Aufmerksamkeit bedarf. Dabei machen wir schwarze und rote Johannesbeeren, Brombeeren und später immer deutlicher kandierte Orange wie bei einem Stollen aus. Vanillepudding und Karamell tauchen auf. Dazu Creme Brulee und eine sich zur Süße gesellende Würzigkeit mit Muskatnuss. Pfeffernuss und Spekulatius werden genannt. Eine leichte, abnehmende pfeffrige Schärfe findet Erwähnung. Die Orangenaromatik mit Schokobiscuit erinnert an Jaffa Cakes. Stark, mit toller Veränderung und Dynamik, frei von jeglichem alkoholischem Eindruck. Überzeugt uns, die 9.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Antritt und erster Schluck des Glenfarclas 26 sind etwas zurückhaltend. Spätestens der zweite Schluck entschädigt dafür. Eine Süße mit Vanille, Karamell und Nuss erscheint. Die Würze ergibt sich mit Muskat, Piment, Zimt und ein wenig Eiche ohne jegliche Bitterkeit. Trockenfruchtseitig findet sich die Orange deutlich, sowie eine minimale Zitrusnote. Nicht ganz so komplex wie die Nase. Auch hier ist der Alkohol perfekt eingebunden. Aber die Textur dürfte gerne etwas öliger ausfallen, die Densität könnte höher sein. Der Körper wiederum ist wunderbar raumgreifend. Insgesamt die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein eher kurzer Abgang. Allerdings durchaus ein sehr schöner. Anfangs, als Nachhall, kann bei einem leicht trockenen Mundgefühl ordentlich nachgeschmatzt / nachgekaut werden. Wunderbar! Ansonsten persistieren die Süße und die würzige Eiche ohne Bitterkeit. Die 8.
Preisleistung (0 – 10): 7
200 Euro für dieses Geruchs- und Geschmackserlebnis? Wie gut oder schlecht ist das? Da darf man geteilter Meinung sein. Qualitativ geht der Glenfarclas 26 doch deutlich über beispielsweise den 25-jährigen aus der Core Range hinaus. Und ähnlich alte Whiskys zu diesem Preis dürften aktuell auch eher schwer auf dem Markt zu bekommen sein. Kein Schnäppchen. Aber vielleicht ein schönes Weihnachtsgeschenk in eigener Sache. Bei uns sind mehrere Flaschen davon gelandet. Den Kauf bereuen wir nicht. Whiskygraph Hagen hatte sich keine geordert. Schlug seiner Frau aber spontan vor zu Gunsten einiger Flaschen davon auf die Winterreifen zu verzichten. Wie das ausgeht? Wir werden berichten. Hier auf jeden Fall eine leicht unschlüssige 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Machen wir es kurz, ein schöner Whisky. Der zum Genießen einlädt. Ich könnte mir vorstellen, dass er es, je nach Position, in einem Lineup bei einem Tasting schwer haben könnte, wenn er nicht früh kommt. Ansonsten, abzüglich der offenen Wünsche bei der Textur, einfach gut, die 8,5.
Fazit:
In der Whiskybase ist der Glenfarclas 26 mit knapp über 90 Punkten bewertet. Bei uns 5 Whiskygraphen ging naturgemäß auch die Beurteilung auf dieser Skala leicht auseinander. Aber wir alle fanden ihn doch gut bis sehr gut. Im Schnitt unserer Meinungen lag er bei 89 Punkten. Ohne Zweifel, er hat gehalten, was er versprochen hat. Und das war viel. Darüberhinaus gegangen ist er allerdings nicht. Eine 26-jährige Sherry-Vollreifung, die liefert.