Besondere Freude bereiten mir derzeit Originalabfüllungen, die ich noch nicht kenne. Gegen Jahresende 2021 brachte mein Freund Harald zu einem Treffen den Glencadam 10 mit. Bis dahin war mir Glencadam vollkommen unbekannt. Und der 10er wusste mich zu begeistern. Er wurde einer meiner Tops in 2021. Ein wunderbarer Bourbon-Cask, der bei der Preisleistung seinesgleichen sucht.
Ein Blick in die Geschichte der Destillerie zeigte, dass lange nur für die Blend-Industrie produziert worden ist. Es gibt wenige unabhängige Abfüllungen älteren Datums. Nach einer kurzen Phase, in der bei Glencadam nichts mehr hergestellt worden ist, erschienen schließlich 2009 und 2010 eine Reihe Originalabfüllungen mit Altersangabe.
So fanden also aus Überzeugung der 10er, sowie auf Verdacht der 13- und 15-jährige den Weg zu mir. Grund genug ihn heute einem genaueren Blick zu unterziehen.
Whisky: Glencadam 15
Distille: Glencadam
Abfüller: Glencadam
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 15 Jahre
Fasstypen: American Oak, Ex-Bourbon
Alkoholgehalt: 46 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 60 Euro
Whiskybase-ID: 201019
Auge / Anblick, Farbe:
Wie immer, keine Ahnung. Aber es bleit dabei: Farbe kann man nicht trinken, nur kaufen.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Nach dem Einschenken wird die Nase von einer Mélange aus süßen Aromen in Beschlag genommen. Es ergibt sich eher ein zuckersüßer, als ein fruchtig süßer Eindruck. Ich finde Vanille, Karamell, Honig, gebrannte Mandel und Krokant. Im Hintergrund ergibt sich ein minimaler Minzeton mit Schwarztee. Die wuchtige Süße erinnert mich an Balvenie. Früchte fallen mir nicht auf, abgesehen von einer Spur Johannisbeere. Nach einigen Minuten im Glas arbeitet sich die Minze etwas nach vorne und erzeugt eine Art Zahnpastahintergrund. Hört sich seltsam und nicht unbedingt lecker an, ist aber super und gibt von mir die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein sehr dezenter, zurückhaltender Antritt, der einen fast zwingt Aromen aktiv zu suchen. Es taucht ein wenig Apfel auf, bevor sich sodann eine herrliche Süße entwickelt. Milchschokolade, Kakao, Honig, Karamell, Vanille und gebrannte Mandeln geben sich die Ehre. Vor dem Abgang zeigt sich Cappuccino. Zu dem Apfel gesellt sich im späten Geschmack Kirsche und eine minimale Würzigkeit vom Tabaktyp. Phantastisch eingebundener Alkohol, ein Körper, der etwas mehr Volumen haben dürfte und eine angenehm cremig weiche Textur runden das gute Geschmackserlebnis ab. Aber Cave! Den Glencadam 15 muss man eine Weile im Mund behalten, damit er seine Qualitäten zeigt, die ich mit 8 bewerte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Ein mittellanger Abgang, der leicht herbe, keine bitteren, Anklänge von Kaffee und Tabak aufweist, welche die wuchtig prolongierte Süße wunderbar kontrastiert. Letztere ergibt sich vornehmlich aus gebrannten Mandeln und Milchschokolade. Sehr schön, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 8
Wie der Glencadam 10 ist auch der Glencadam 15 gut in der Preisleistung. Für 60 Euro bekommt man einen sehr eleganten, harmonischen Whisky, der keineswegs langweilig ist. Er hat sowohl das Potential für einen schnellen Genuss, als auch dafür, dass man sich eine Weile mit ihm auseinandersetzt. Von mir die 8.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8
Mir gefällt der Glencadam 15 sehr gut und bekommt die 8.
Fazit:
Sowohl den Glencadam 10, als auch den Glencadam 15 kann ich besten Gewissens zum Kauf empfehlen. Ich bin froh Glencadam entdeckt zu haben, wenn auch spät. Auf eines sollte man beim Glencadam 15 allerdings achten. Der erste Dram nach Öffnung der Flasche ist noch nicht so überzeugend. Nach ihm hatte ich gedacht, dass er gar nicht wesentlich besser als der 10er wäre. Nach einigen Wochen der Flaschennachreifung, also Oxidation in der einmal bereits geöffneten Flasche, sieht das anders aus. Dann zeigt er auch diejenige Güte, die sich aus den 5 zusätzlichen Jahren ergeben hat.