Beim Glen Scotia Loch Lomond Online Tasting mit The Spirits Alchemist zeigte sich, wie vielseitig die Whiskys der Loch Lomond Group heute sind – zwischen Bordeaux-Finish, Sauternes-Fass und torfiger Raffinesse.
Wenn sich an einem Mittwochabend Whisky-Blogger, Podcaster und Instagramer zu einem Zoom-Tasting treffen, dann darf man eines sicher erwarten: gute Laune, viele Gläser – und jede Menge nerdige Begeisterung.
Eingeladen hatte Sascha Kress, in der Szene besser bekannt als @ruhrpott.whisky.und.sein.hund.
Durch den Abend führte Sebastian Büssing, Brand Ambassador der Loch Lomond Group, besser bekannt unter seinem eigenen Label The Spirits Alchemist – und wie immer mit einer Kombination aus Fachwissen, Charme und einer Prise Alchemie.
Zwei Welten, eine Gruppe
Die Loch Lomond Group vereint zwei sehr unterschiedliche Brennereien unter ihrem Dach – Glen Scotia aus Campbeltown und Loch Lomond aus den Highlands.
Glen Scotia – die Salzwasser-Schönheit aus Campbeltown
Gegründet 1832, ist Glen Scotia eine der letzten drei Überlebenden aus der einstigen Whiskyhauptstadt Campbeltown.
Typisch für die Brennerei: ölige Textur, maritime Würze, feine Frucht – und dieser „Campbeltown Funk“, den man nicht beschreiben kann, aber erkennt, sobald er im Glas ist.
In den letzten Jahren hat Glen Scotia ein echtes Comeback hingelegt: 2021 wurde sie zur Distillery of the Year gekürt – und spätestens seitdem weiß man: Campbeltown ist wieder auf der Whiskykarte ganz oben.
Loch Lomond – das Labor der Möglichkeiten
Loch Lomond ist das genaue Gegenteil: jung, technisch, experimentierfreudig.
Hier destilliert man mit Straight-Neck Pot Stills, Swan-Neck Stills, Column Stills, variiert Cut Points, Hefen, Torfgehalt – und schafft so ganze neun verschiedene Whisky-Stile unter einem Dach.
Wenn Glen Scotia das ehrwürdige Oldtimer-Modell ist, dann ist Loch Lomond der Hybrid-Sportwagen der Whiskywelt: leise, präzise, aber mit ordentlich Power unter der Haube.
Das Line-up: Glen Scotia & Loch Lomond – das Online Tasting mit The Spirits Alchemist
1. Glen Scotia Double Cask Bordeaux Red Wine Finish (46 %)
Wir starten klassisch – Campbeltown in Reinkultur, veredelt mit französischem Charme.
Zuerst in amerikanischer Eiche gereift, danach für neun Monate im Bordeaux-Fass verfeinert.
In der Nase: Fruchtige Beeren, Pflaume, Pomelo und Vanille – wie ein Spaziergang über einen französischen Marktstand.
Am Gaumen: Frisch, leicht herb, Zitrusnoten und geröstetes Holz, bevor Salted Caramel die Bühne übernimmt.
Abgang: Mittellang, karamellig, angenehm süß.
Ein unkomplizierter, aber charaktervoller Einstieg – und ein schöner Beweis, dass Weinfinish bei Glen Scotia wunderbar funktioniert, ohne das Destillat zu übertönen.
2. Loch Lomond 12 Jahre – Moscatel Finish (46 %)
Exklusiv für die Remarkable Society abgefüllt und damit schon mal automatisch ein „Club-Malt“.
Drei Jahre Moscatel-Finish bringen hier die süße Sonne Spaniens ins Glas.
Nase: Floral, Orange, Rosinen, Haselnusscreme – fast wie Frühstück in Andalusien.
Geschmack: Cremig und ölig, Orangen, grüne Haselnuss, Tabakblatt und ein Hauch kalter ungesüßter Tee.
Abgang: Mittellang, süß und fruchtig, mit leicht trockener Kante.
Ein wunderbar süffiger Dram, der zeigt, dass auch die ungetorften Loch Lomonds ordentlich Charakter haben.
3. Loch Lomond Inchmurrin 2017/2025 – Sauternes Finish (58,6 %)
Der Star des Abends.
Ein Single Cask aus der The Nine – Innovative Series, destilliert in Straight-Neck-Stills und nachgereift im 1st Fill Sauternes Hogshead.
Nase: Frisch, grüne Wiese, Zimt, Mandeln, Muskat – und dabei kein bisschen scharf trotz Fassstärke.
Geschmack: Süße Himbeerbonbons, Vanille, Zitronensorbet, kandierter Ingwer und ein bisschen Pfefferminz – wie ein Dessert in flüssiger Form.
Abgang: Lang, süß, verspielt.
Ein Whisky, der zeigt, dass 58 % auch charmant sein können – elegant, cremig, einfach großartig.
Ein Publikumsliebling mit Suchtpotenzial.
4. Loch Lomond Inchfad 2015 – Cognac Cask Finish (55,3 %)
Ein Whisky mit französischem Einschlag und Highlands im Herzen.
Erst Bourbon, dann Cognac – das Ergebnis ist wie eine aromatische Weltreise.
Nase: Reife Trauben, Sultaninen, Cappuccino, feuchte Kellerluft (auf die gute Art).
Geschmack: Kräuter, Vanilleeis, goldener Sirup, gerösteter Zimt – elegant, cremig, würzig.
Abgang: Mittel, cremig, sirupartig – man möchte fast sagen: flüssiger Nachtisch.
Ein Whisky, der schmeckt wie „ein letzter Dram vorm Abschalten der Kamera“.
Warm, rund, und mit einem charmanten Hauch von „Bonsoir“.
5. Glen Scotia 11 Jahre – PX & Oloroso Finish (54,1 %)
Ein Campbeltown-Weihnachtsmarkt im Glas.
Elf Jahre gereift, dann veredelt in Pedro-Ximénez- und Oloroso-Fässern, abgefüllt in Fassstärke.
Nase: Clementine, Vanille, Zimt, Schokolade – irgendwo zwischen Dessert und Festtagsstimmung.
Geschmack: Süß, fruchtig, mit Rosinen und Gewürzen, aber immer klar und elegant.
Abgang: Lang, nussig, trocken – ein echter Sherry-Klassiker mit maritimem Nachhall.
Ein Glen Scotia, der zeigt, dass die Brennerei nicht nur Salz und Seeluft kann, sondern auch pure Eleganz.
6. Loch Lomond Croftengea 2017 – Peated (56,1 %)
Zum Abschluss geht’s in die rauchige Ecke – aber auf Loch Lomond-Art: nicht brutal, sondern fein komponiert.
Destilliert in Straight-Neck-Stills, 65 ppm, gereift im First Fill Bourbon Barrel.
Nase: Rauch von Flammlachs, Zitrone, Dill, Vanille.
Geschmack: Cremig, torfig, leicht salzig, fast samtig im Mundgefühl.
Abgang: Torfig, vanillig, weich – Rauch als Zutat, nicht als Waffe.
Ein schöner Abschluss des Abends – kraftvoll, aber kontrolliert.
Fazit: Zwischen Alchemie, Salzluft und Zoom-Romantik
Sebastian Büssing führte durch den Abend mit einer Mischung aus Wissen, Leidenschaft und Humor.
Seine Art, technische Details mit Begeisterung zu verbinden, macht jedes Tasting zu einer kleinen Lehrstunde – ohne dass man sich wie in der Brennblasen-Theorievorlesung fühlt.
Die Whiskys zeigten das ganze Spektrum der Loch Lomond Group – von maritim bis süß, von fruchtig bis torfig, von klassisch bis experimentell.
Meine persönliche Reihenfolge des Abends?
3 → 4 → 2 → 5 → 6 → 1.
Und ehrlich gesagt: das sagt weniger über die Qualität der Whiskys als über die Stimmung im Glas.
Denn eines war klar:
Wenn The Spirits Alchemist ruft, dann trifft sich die Whisky-Community nicht einfach zum Tasting –
sie trifft sich zum flüssigen Abenteuer mit Herz, Humor und Fassstärke.
🔗 Mehr über Glen Scotia & Loch Lomond:
Erfahre mehr über die Brennereien unter glenscotia.com und lochlomondwhiskies.com.