Schottische Wälder, flüchtende Kinder und ein Serienkiller – darum geht es in dem Schottland-Thriller “Schneeweiße Hand” von Alexandra Huß, die ihr Buch auf der Whisky’n’more in Hattingen vorgestellt hat. Die düstere, beklemmende Atmosphäre, die sie in ihrem Buch schafft, war gott sei dank weit von der gelösten Stimmung im LWL-Industriemuseum Henrichshütte, in dem die 11. Whisky’n’more stattfand, entfernt.
Der erste Whisky
Angst vor einem Serienkiller muss man auch in dem kleinen Örtchen Rüdenau in Unterfranken derzeit nicht haben, trotzdem ist die Aufregung groß: Bei St. Kilian Distillers, der größten Whisky-Destillerie in Kontinentaleuropa, wird nach 3 Jahren der erste richtige Whisky abgefüllt. Um die Zeit dieses Reifeprozesses zu überbrücken, hat die Destille bereits einige fassgelagerte Malzbrände, genannt “The Spirit of St. Kilian”, abgefüllt. Diese ließen schon auf das qualitativ hochwertige Potential der noch jungen Destille schließen, wie Alexander bereits in unserem Bericht über die Aquavitae 2018 in Mülheim an der Ruhr festgestellt hat. Das eigentliche Ziel schon vor den Augen, hat St. Kilian noch die 7. Auflage ihres Spirits abgefüllt – genannt die Lucky 7. Natürlich gehört ein Besuch von St. Kilian und Pat Hock, dessen YouTube-Kanal sicherlich viele kennen werden, zu unserem Standardrepertoir jeder Messe. Ich kenne das Batch 7 noch nicht, aber zum Probieren bin ich doch hier.
Exkurs ins deutsche Steuerrecht
Wie immer wird man von Pat freundschaftlich empfangen und die Begeisterung für sein Produkt sprudelt mal wieder nur so aus ihm heraus. 22 Monate Fasslagerung in Bourbon- und Sherryfässern sowie Virgin Oak Casks. Klingt aufregend, also ab ins Glas damit und probieren. Und ja, das Virgin Oak ist deutlich erkennbar. Der Brand ist fruchtig, durchaus voluminös am Gaumen, das typisch vanillige Süße von Bourbon Barrels kommt genauso zum Vorschein, wie die eher dunklen Früchte aus dem Sherryfass. Doch prominent machen sich die würzigen Noten von jungfräulichem, amerikanischem Weißeichenholz bemerkbar, was mir auch Pat sofort bestätigt. Dabei erklärt er ein interessantes Detail aus dem Steuerrecht. Man hätte beim Blending durchaus auch nur ein halbes Fass Virgin Oak verwenden können, muss aber zunächst ein ganzes Fass bei der Abfüllung versteuern, um anschließend ein halbes Fass wieder steuerlich zu seinen Gunsten verbuchen zu können. Das ist die wahrscheinlich nicht ganz korrekte Kurzform, wie ich sie ad hoc verstanden habe. Wer seine Steuererklärung selbst erstellt und ein wenig Einblick in das deutsche Steuerrecht hat, wird genauso handeln wie St. Kilian: Lieber gleich das ganze Fass in das Batch schütten.
Was nach wildem Zusammenkippen klingt, ist aber in Wirklichkeit das Ergebnis eines besonderen Experimentes. Bei einem gemeinsamen Blending durften fünf Fans der Distille gemeinsam mit dem Master Distiller Mario Rudolf und Pat Hock die unterschiedlichsten Fassproben verriechen, probieren und blenden, um das perfekte Aromenprofil herauszufinden und die Fässer auszuwählen. So entschieden sich die “Lucky 7” für eine Kombination aus Bourbon-, Sherry- und Virgin Oak Fässern.
Aus dem Fass, in das Fass
Auch der Messe-”whisky”, frisch aus dem Fass gezapft, schmeckt mir richtig gut. Er ist 1 3/4 Jahre alt und kommt aus einem stark ausgekohlten Fass. Ein leckerer, kohlerauchiger Geschmack des eigentlich nicht rauchigen Spirits aus dem Bourbonfass, so süffig, dass ich ihn durchaus den Rest des Tages weiter genießen könnte.
Übrigens liegt der diesjährige St. Patricks Day auf diesem Messewochenende, was insoweit ein schöner Zufall ist, da Patrick “Pat” Hock noch erzählte, dass vor 3 Jahren, also am 17. März 2016 der erste New Make in die Fässer gefüllt wurde. Folglich ist der erste richtige Whisky von St. Kilian quasi fertig. Die Premiere wird am Muttertag, dem 12. Mai 2019, in Rüdenau gefeiert. Dazu ist ein großer Tag der offenen Tür in der Distille u.a. mit Rundgängen und Tastings geplant. Man darf sogar seine Mama mitbringen, denn sogar für die Mütter ist eine Überraschung geplant. Vom Premierenwhisky gibt es übrigens 760 Flaschen, denn genau so viele Einwohner hat Rüdenau zurzeit.
Wir bleiben dran und ich freue mich schon auf den nächsten Messebesuch bei St. Kilian.
Natürlich hatte ich auf Whisky’n’more noch weitere tolle Begegnungen, der ein oder andere Bericht folgt.
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