Beim The Huntly Octave 19 von Duncan Taylor handelt es sich um einen Teaspoon-Whisky. Beim Teaspooning (t-spooning) wird einem Fass ein Tee-Löffel (real häufig eine 0,7 l Flasche) eines anderen Whiskys zugefügt. Der Whisky wird damit vom Single Malt und häufig Single Cask zum Blended Malt und ein Verkauf unter dem Namen der Destillerie oder als Originalmarke wird unmöglich. Damit können Destillerien Markenschutz betreiben und unabhängige Abfüller werden in die Lage versetzt ihr Portfolio dennoch um die entsprechende Marke erweitern zu können, auch wenn diese nicht genannt werden darf.
Hier wurde Balvenie mit einer Spur Glenfiddich zum The Huntly gemacht. Der unabhängige Abfüller Duncan Taylor hat den Whisky überdies in der The Octave Serie herausgebracht, in welcher ein 6-monatiges Finish in den kleinen Fässern (Octave) üblich ist. Die günstige Relation von Fassoberfläche zu Volumen soll den Einfluss des Fasses auf den Geschmack dabei besonders gut zur Geltung bringen.
Die Voraussetzungen sind optimal, eine gute Destille, eine gute Serie eines guten unabhängigen Abfüllers, ein ordentliches Alter und wenn man berücksichtigt, dass es sich eigentlich um ein Single Cask handelt, dann ist auch der Preis in Ordnung. Ich hatte bereits das Vergnügen 2 andere t-spooned Whiskys, beides Balvenie mit Glenfiddich, zu verkosten und beide waren sehr gelungen. Es handelt sich einerseits um einen 24-jährigen Speyside-Mysteria von Best Dram und andererseits um einen 20-jährigen Burnside von Anam Na H’Alba. Beide waren ausgezeichnet. Meine Erwartungen sind also dementsprechend hoch.
Distille: 99,9 % Balvenie, 0,1 % Glenfiddich
Abfüller: Duncan Taylor
Typ: Blended Malt Whisky
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 19 Jahre
Fasstypen: Finish in Sherry-Octave Nr. 2213936
Flaschenanzahl: 101
Alkoholgehalt: 52,6%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 120 Euro
Whiskybase ID: 98650
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Sherrylastig mit einem schönen Fruchtcocktail, leicht würzigen Aromen und Eichennoten beginnt der Whisky die Geruchsrezeptoren zu umschwärmen. Orange, Zitrone, Apfel, Banane und ein wenig Kiwi, sich auch in einer minimalen Säure manifestierend, machen sich breit. Die Würzigkeit bringt Zimt mit. Die Süße umfasst auch eine typische Bourbonlast, so sind Karamell und Vanille riechbar. Eine Assoziation an Tiramisu wird auch geweckt. Vielseitig und gut, aber doch irgendwie leicht unter meiner Erwartung und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier irgend etwas fehlt oder unrund ist. Der Alkohol wirkt nicht gut eingebunden. Die Nase bekommt dennoch eine 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6
Im Geschmack bestätigen sich leider die eher unerwünschten Ankündigungen der Nase. Der Alkohol ist nicht gut eingebunden und bringt eine nicht stimmige Schärfe mit. Von den Früchten bleiben die Orange und die Banane, ansonsten ist der Whisky zu bitter und zu trocken. Es fehlen die ausgeprägt süßen Noten, wie man sie sich als Balvenie-Freund wünscht. Bestenfalls kann man von einer guten Würzigkeit sprechen und von Eichenaromen, die mit passenden Kontrasten vermutlich gut gewesen wären. Im dritten Schluck lassen sich Honig, Schokolade und Karamell erahnen und tatsächlich wird der Whisky von Schluck zu Schluck besser. Dennoch bleibt er unrund, ohne Harmonie, ohne gelungene Kontraste und ohne Ecken und Kanten. Möglicher Weise spricht die Enttäuschung aus mir, aber mehr als eine 6 ist das nicht.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Ein mittellanger Abgang mit einer nicht störenden Bitterkeit. Er bringt Kaffee, Schokolade und Nuss mit. Weniger enttäuschend als der Geschmack, aber auch nicht mehr als die 6,5.
Preisleistung (0 – 10): 4
Er mag 19 Jahre alt sein, es mag sich im Prinzip um einen Single-Cask handeln und er mag von einer namenhaften, mir durchaus sehr angenehmen und vertrauten Destille stammen, aber rein gemessen am Geschmack würde ich für diesen Whisky nicht mehr als 60 Euro ausgeben wollen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 6,5
Fazit:
Leider im wahrsten Sinne eine herbe Enttäuschung. Sicherlich kein so schlechter Whisky, dass man ernsthaft Cola in Betracht ziehen müsste, aber schon sehr schwach, vor allem, wenn man berücksichtigt, welch großartige Whiskys sonst von Balvenie kommen, als Original oder als Teaspoon-Whisky. Die Beurteilung von 84 Punkten in der Whiskybase, die allerdings nur auf einer Stimme beruht, empfinde ich als zu hoch. Meine Zeilen sind wahrhaftig keine gute Werbung, aber will jemand ein Sample?