Mortlach 2007 – 13 years – Càrn Mòr

Für Whiskys von Mortlach konnte ich mich von Anfang meiner Whiskyreise an begeistern. Denn die älteste legale Whiskybrennerei in Dufftown ist ungewöhnlich. Mortlach findet man sehr häufig bei unabhängigen Abfüllern, teils auch noch aus sehr alten Fässern. Bis vor ein paar Jahren gab es überhaupt keine Originalabfüllung. Zwischendurch hat es der Konzern Diageo, zu dem die Brennerei mittlerweile gehört, mit einer kleinen, aber sehr teuren Core Range versucht die Marke im Luxussegment zu etablieren. Die Whiskys waren nicht alle schlecht, aber einfach zu teuer. Seit 2018 gibt es mit den 12, 16 und 20-jährigen Editionen eine kleine Standardpalette zu moderateren Preisen.

Die Brennblasen

Jede der sechs Pot Stills der Destillerie hat eine andere Form und Größe. Jede Destillerie hat ihre speziellen Formvariationen der typischen Kupferbrennblasen – mal hoch, mal bauchiger, mal etwas größer oder kleiner, was sich auf den Charakter des Rohbrandes auswirkt. Bei Mortlach findet man verschiedene Formen in einer Brennerei. Es gibt drei Wash Stills und drei Spirit Stills. Zwei der Wash Stills haben eine Kapazität von 7.500 Litern und die letzte besitzt eine Produktionskapazität von 17.500 Litern. Die drei Spirit Stills haben eine Kapazität von 8.000 Litern, 8.500 Litern und 9.000 Litern.

Ebenfalls ungewöhnlich – eine 2.81-fach Destillation

Für schottische Whiskys eher unüblich wird bei Mortlach ein Teil des Whiskys in einem Dreifach-Destillationsverfahren gebrannt, wie man es sonst typischerweise aus Irland kennt. Warum nur ein Teil? Die Wee Witchie genannte Spirit Still, die kleinste Brennblase der Destillerie, wird als „intermediate still“ benutzt, also für den mittleren Destillationsvorgang der drei Durchläufe. Allerdings wird nur der Nachlauf (sogenannte feints) aus den beiden ersten Wash Stills ihn ihr destilliert, nicht aber der aus Wash Still Nummer 3, der größten Brennblase. Das macht ungefähr 20% des Volumens aus, 80% werden ganz normal nur 2-fach gebrannt. Im Ergebnis hat man einen Rohbrand, der 2,81-fach destilliert wurde.

Schwefel

Während andere Destillerien ihren Whisky von Schwefelaromen versuchen zu säubern, ist das hier so gewollt. Die Formen der Brennblasen mit dem daraus folgenden Kupferkontakt und auch Besonderheiten bei der Fermentation erzeugen bewusst Schwefelaromen. Das macht den Whisky meistens etwas modrig und fleischig.

Etwas geschichtliches

Für den Namen Mortlach gibt es unterschiedliche Übersetzungen. Neben „großer grüner Hügel“ oder „schüsselförmiges Tal“ wird er manchmal auch als „Massaker an den Wildgänsen“ übersetzt. Mit den Wildgänsen ist allerdings das dänische Heer gemeint, welches vom schottischen König Malcolm II. im Jahr 1010 in der Gegend um Dufftown geschlagen wurde. Und der wohl berühmteste Lehrling der Destille war im Übrigen William Grant, der spätere Gründer von Glenfiddich.

Morrison Scotch Whisky Destillers

Dieser Mortlach wird vom unabhängigen Abfüller „Morrison Scotch Whisky Destillers“ im Rahmen der Càrn Mòr-Serie herausgebracht. Vielen ist die Firma sicher noch unter dem Namen „Morrison & Mackay“ bekannt. Mit der kompletten Übergabe an Brian und Jamie Morrison vor einigen Monaten, ging nicht nur ein Namenswechsel einher, sondern auch die einzelnen Marken wurden komplett überarbeitet. So wurde zum Beispiel in der Càrn Mòr-Reihe bislang ausschließlich in Trinkstärke mit 46% abgefüllt – nun sind es 47,5% und damit nur eine geringfügig höhere Alkoholstärke. Sind wir gespannt, was im neuen Design da in die Flasche gekommen ist.

Whisky: Mortlach 2007
Distille: Mortlach
Abfüller: Morrison Scotch Whisky Distillers
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 13 Jahre
Abgefüllt: 2020
Fasstypen: Ex-Oloroso Sherry
Alkoholgehalt: 47,5%
Flaschenanzahl: 732
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: ca. 80 Euro
Whiskybase ID: 170574

Auge / Anblick, Farbe: Mahagoni.

Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5

Würziger Sherry mit nussigen Aromen nach grüner Haselnuss oder auch frischer Walnuss, der aus der noch grünen Schale. Süß-säuerliche Früchte mit Feigen, Johannisbeeren und Stachelbeeren steigen empor. Nach ein paar Minuten im Glas werden die Holzaromen deutlicher. Wir schwanken zwischen frischem Holz und Omas Eichenschrank. Zartbitterschokolade und auch die Mortlach-typische Fleischigkeit schimmert durch. Ein wenig feuchter Waldboden und Modrigkeit kommen mit. Insgesamt eine tolle und sehr aromatische Nase!

Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5

Der Antritt ist phänomenal gut, mit Süße, roten Früchten und Würzigkeit im Wechsel. Im Volumen fällt er am Gaumen plötzlich etwas ab und wirkt dadurch flacher, macht dies aber durch angenehme Eichenaromen und Krokant auf der Zunge wett. Diese Aromen leiten auch elegant den Abgang ein. Zum Ende hin zeigen sich auch knusprige Espressonoten. Kann nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die die Nase geweckt hat, trotzdem richtig gut.

Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5

Wärmend fließt er die Speiseröhre hinunter und klingt mittellang ab, begleitet durch die Espressonoten. Süße Früchte bleiben noch auf der Zunge. Ein schöner Abschluss.

Preisleistung (0 – 10): 8

Die Aufschrift „Strictly limited Edition“ hat vielleicht dazu geführt, dass diese Abfüllung ziemlich schnell ausverkauft war. Für ursprünglich rund 80 Euro ist das aber ein toller Whisky aus dem Sherryfass, der den Preis lohnt.

Gesamtbewertung (0 – 10): 8

Ein mehr als grundsolider Malt, der durch die tolle Trinkstärke von 47,5% genau in unser derzeitiges Beutschema passt und dadurch angenehm süffig ist. Dabei bietet er eine gewisse Komplexität, die in der Nase etwas mehr verspricht als der Gaumen bietet, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und würde wahrscheinlich bei einem höheren Alkoholgehalt allein durch das Volumen nicht auffallen. So ist das schon wirklich stark!

Teilen:

Kommentar verfassen