Wat fott es, es fott un et kütt wie et kütt
Die Lost Distillery Company ist ein Unternehmen, das sich auf die Rekonstruktion von historischen Whisky-Brennereien spezialisiert hat. Gegründet wurde das Unternehmen von Brian Woods und Scott Watson (ehemaligen Diageo-Mitarbeitern) im Jahr 2013. Die Idee entstand aus ihrer gemeinsamen Leidenschaft für Scotch Whisky und dem Interesse an längst stillgelegten Destillerien. Diese ehrwürdigen Marken galten als für immer verloren – bis jetzt!
Scott Watson war unter anderem bei LVMH für den Vertrieb in Mittel- und Osteuropa zuständig, für Brown-Forman lancierte er die Marke Finlandia Vodka in über 100 Märkten in Europa und Asien. Auch Brian Woods ist Spezialist für Distribution, einer seiner größten Erfolge war die Etablierung von Angostura Rum im Premium-Segment der globalen Spirituosenmarken. Ebenfalls zum Team gehören Jeffrey Karlovitch, einer der führenden Whisky-Experten in den USA und Keeper of the Quaich, sowie Andrew Hogan, der zuvor für Bruichladdich und Arran Distillers tätig war.
Das Hauptziel der Company besteht darin, das Erbe und den Charakter von Whiskys aus vergangenen Zeiten wiederzubeleben. Sie haben eine einzigartige Methode entwickelt, um die Stile und Aromen von historischen Brennereien zu erforschen und zu rekonstruieren, die oft aufgrund von Schließungen oder anderen Umständen verloren gegangen sind.
Et hätt noch emmer joot jejange
Um dies zu erreichen, studiert das Unternehmen historische Aufzeichnungen, Archive und lokale Geschichten, um so viele Informationen wie möglich über die alten Brennereien zu sammeln. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickeln sie sorgfältig Rezepte und Produktionsverfahren, um Whiskys zu schaffen, die dem Geist der verlorenen Destillerien entsprechen.
Das Team konzentriert sich im ersten Schritt auf 10 Schlüsselkomponenten, um den ursprünglichen Charakter der längst verlorenen Whiskys herauszufinden und einen Hinweis zu erhalten, wie die Whiskys geschmeckt haben könnten. Hierzu gehören Datum der letzten Destillation, Standort der Brennerei, Herkunft des Wassers, Herkunft der Gerste, Hefequalität, Torfgehalt, Material und Bauart des Mash Tun, Wash Back, verwendeter Still sowie die Holzart des Fasses, in der der Whisky reifte.
Im zweiten Schritt findet dann auf der Basis der Forschungsergebnisse die Interpretation der Geschmacksnuancen durch Whisky-Hersteller statt, um den Charakter der Whiskys hinsichtlich Torfigkeit, Blumigkeit, Fruchtigkeit und Holzgeschmack sowie weiterer Aromen herauszufinden.
Der dritte Part, um einen längst verlorenen Whisky wieder aufleben zu lassen, ist dann der interessanteste und herausforderndste Teil. Die Archivare und Whiskyhersteller versuchen mit ausgewählten Kennern die Whiskys wieder aufleben zu lassen. Hierfür werden Mischungen von Malts verschiedener Brennereien mit unterschiedlichen Geschmacksprofilen kreiert, die sowohl zu den Aussagen der Archivare als auch zu den Interpretationen der Whisky-Hersteller passen. Dieses ist ein sehr zeitaufwendiges Verfahren, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird. Eine Whisky-Legende ist erst dann neu interpretiert, wenn alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Diese Whiskys sind als „Archivist Selections“ bekannt und repräsentieren die Bemühungen des Unternehmens, die Vielfalt und den Reichtum der schottischen Whisky-Geschichte zu bewahren. Verwendet werden für diese Whiskys junge und alte Fässer, die ein Geschmacksprofil ergeben, das 15-18 Jahre alten Whiskys entspricht. Alle Whiskys werden gemäß der Unternehmensphilosophie nicht kältefiltriert und nicht gefärbt, da diese Verfahren bei der Herstellung der ursprünglichen Whiskys auch noch nicht eingesetzt wurden.
Wat wellste maache?
Die Abfüllungen von den von der Lost Distillery Company neu interpretierten Whiskys richtet sich an Whisky-Kenner und Genießer, die sich auf die spannende Reise begeben möchten, moderne Interpretationen von Whiskys zu entdecken, die über einhundert Jahre lang nicht mehr produziert wurden. Bislang hat die Lost Distillers Company Whiskys der schon lange nicht mehr existierenden Brennereien Auchnagie (1812 bis 1911), Stratheden (1829 bis 1926), Towiemore (1898 bis 1931), Dalaruan (1825 bis 1925), Lossit (1817 bis 1867), Gerston (1796 bis 1914) und Jericho (1824 bis 1913) neu interpretiert.
Die Brennerei Dalaruan wurde 1824 von Charles Colvill gegründet. Ebenso wie Charles’ Sohn David Colvill, der einige Jahre später unter anderem die Dalintober-Brennerei gründete, gehörte auch Daniel Greenlees, der auch Teile der Hazelburn-Brennerei besaß, zu den Teilhabern. 1838 stieg auch John McMurchy, der Gründer der Burnside-Brennerei, in das Geschäft ein. Im Jahre 1922 wurde der Betrieb eingestellt und 1925 die Lagerbestände versteigert.
Dalaruan erhielt sein Wasser wie andere Campbeltown-Destillerien vom Crosshill Loch Stausee. Der See wurde vom Duke of Argyll gebaut, um die Gründung von Destillerien durch eine saubere und konstante Wasserversorgung zu fördern. Der Stausee wird von weiter südlich bei Beinn Ghuilean mit Wasser gespeist, das über Kalkstein fließt, bevor es sich im Stausee absetzt. Kalkstein fügt Mineralien wie Kalzium hinzu und filtert Verunreinigungen heraus. Das hohe Niederschlagsvolumen der Gegend sorgte dafür, dass es den Brennern nie an Wasser mangelte. Dalaruan wurde in seinen frühen Jahren in Rum-, Sherry-, Bier-, Wein- und frische Eichenfässer abgefüllt.
1835 gab es in Campbeltown 29 Brennereien, darunter auch Dalaruan – auf dem Höhepunkt waren 34 Brennereien in der „Whisky-Hauptstadt“ tätig, bevor in den 1920er Jahren der wirtschaftliche Zusammenbruch erfolgte.
Et bliev nix wie et wor
Campbeltowns Niedergang als Whisky-Hauptstadt in den 1920er Jahren war auf Überproduktion, die Prohibition in den USA und die Schließung der Kohleminen zurückzuführen. Heute sind nur noch drei Destillerien in Campeltown aktiv, die jedoch alle hervorragenden Whisky produzieren.
Bei der Schließung Dalaruans im Jahr 1925 wurden alte Lagerbestände verkauft, die Gebäude innerhalb von fünf Jahren abgerissen und durch eine Wohnsiedlung in Parliament Place ersetzt. Eine von vielen Tragödien die sich damals ereigneten.
Drinks de ejne met?!
Umso großartiger ist es, diesen edlen Tropfen nun genießen zu dürfen.
Also, ab ins Glas, den Genuss verbindet.
Rahmendaten:
Whisky: Lost Distillery Company
Destillerie:
Abfüller: Lost Distillery Company
Typ: Belnded Malt Whisky
Land / Region: Campbeltown
Alter: NAS / keine Altersangabe
Fasstypen: Ex-Sherry- & Ex-Rum-Casks
Serie: Dalaruan Classic Selection
Alkoholgehalt: 43,0 %
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 45€
Whiskybase ID: WB95181
Auge / Anblick, Farbe:
Der Whisky ist von goldgelber Farbe.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Präsentiert wird hier sehr schöner Rauch mit maritimer Note. Der Sherryeinfluss ist präsent, dieser wird maßgeblich durch kandierte Datteln und getrocknete Pflaumen bestimmt. Aprikose und geröstetes Malz lassen sich ebenfalls erkennen. Den Einfluss des Rumfasses vermisse ich allerdings. Angenehme Nase, nicht komplex, dies war aber auch nicht zu erwarten.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,0
Zu Beginn wieder die dunklen Früchte, dann geräuchertes Fleisch und Trockenfrüchte. Leichte Ingwerschärfe mit maritimem Einfluss. Die Süße schiebt zusammen mit dem Ingwer angenehm an. Zu dem süßen Sirup gibt es dann wieder getrocknete Pflaumen und kandierte Datteln. Ein Hauch von Honig, etwas Eiche finden sehr viel später den Weg auf die Zunge. Leicht trocken am Ende. Nase / Geruch, Aroma ließen mehr erwarten. Der Alkohol ist angenehm eingebunden. Auch nicht komplex, aber ein ehrlicher Blend mit angenehmer Struktur und Konsistenz.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,0
Mittellang und angenehm mit einer fruchtigen Süße und wie zuvor ein feiner maritimer Einfluss. Die getrockneten Pflaumen und die kandierten Datteln werden von einer wohltuenden Eiche getragen.
Preisleistung (0 – 10): 7,5
45€ für diesen Blend gehen meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,25
Wie immer gilt, Genuss verbindet und Versuch macht klug. Ich finde den Auftritt der Lost Distillery Company gelungen. Dafür insgesamt von mir hier 7,5 Punkte. In der Base ist dieser Tropfen mit 83 Punkten bewertet, da gehe ich d’accord.
Fazit:
Drinks de ejne met!
Der Dalaruan ist ein angenehm zu trinkender rauchiger Blend. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Ich finde die Idee, alte Rezepturen und Techniken wieder in den Vordergrund zu stellen, gelungen. Bin schon gespannt auf die anderen Abfüllungen. Wenn man alte Blends mag, weiß dieser zu überzeugen. In diesem Sinne „Et kütt wie et kütt, et hätt noch emmer joot jejange“ also ab ins Glas, denn Genuss verbindet.