Ein Single Grain Scotch Whisky aus der ältesten Grain Whisky Brennerei Schottlands – Cameronbridge.
Grain Whiskys zählten bisher nicht unbedingt zu meinen Favoriten, wobei ich zugeben muss, bislang auch noch nicht viele probiert zu haben. Um diese Single Cask-Abfüllung von whic bin ich jetzt allerdings rund ein halbes Jahr herumgeschlichen, weil mir die Beschreibung extrem zusagte und genau nach meinem Beuteschema klang. Zu einer Blindbestellung der Großflasche konnte ich mich bis heute nicht durchringen, aber dank des Tasting Circles (Beschreibung hier) habe ich mich bei meiner letzten Bestellung zu einem Sample hinreißen lassen, um ihn endlich zu verkosten. Zum Thema „Grain Whisky“ hat Patrick in seinem Whiskygramm zum Cambus von der That Boutique-y Whisky Company schon ein paar Worte gesagt, weshalb ich mich heute ohne große Einleitung zu diesem Thema direkt dem Dram zuwende. Da mir die Einzelfass-Abfüllungen von whic, die ich probiert habe, bisher überwiegend gefallen haben, gehe ich mit hohen Erwartungen an die Sache heran, zumal ich noch nicht so viele Whiskys aus dieser Altersklasse im Glas hatte.
Destillerie: Cameronbridge
Abfüller: whic
Typ: Single Grain Whisky
Land / Region: Schottland / Lowlands
Alter: 25 Jahre
Bottled: 2019
Fasstyp: Sherry Cask
Alkoholgehalt: 57,6 %
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Flaschenanzahl: 503
Preis: 99,90 Euro
Whiskybase ID: 138878
Auge / Anblick, Farbe:
Rotgold schimmert der Dram im Glas, wirkt auf mich jedoch etwas heller, als auf dem Foto der Großflasche.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10):
Obwohl ich ihm eine gute halbe Stunde Zeit zum atmen gegeben habe, ist der Alkohol noch sehr präsent und sticht im ersten Moment ziemlich in der Nase. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase finde ich Trockenpflaumen und Pfeifentabak. 7 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10):
Im Antritt im Vergleich zur Nase sehr weich und cremig. Die alkoholische Schärfe der Nase ist komplett verschwunden, den nach 25 Jahren im Fass doch noch ordentlichen Alkoholgehalt von 57,6 % merkt man überhaupt nicht mehr. Die lange Fassreifung zeigt sich nun an den ausgeprägten Holznoten, die aber die Fruchtigkeit nicht überlagern. Getrocknete Cranberries, Rumrosinen und Datteln schieben sich in den Vordergrund und liefern eine angenehme leichte Säure, die mir ausgezeichnet gefällt. Nach und nach legt sich die trockene Fruchtigkeit gepaart mit einem Hauch Bitterschokolade auf die Zunge und scheint dort verweilen zu wollen. Ich möchte ihn gar nicht herunterschlucken und gebe 8,5 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10):
Der Abgang ist mittellang und eher unspektakulär. Ich hätte noch etwas mehr Komplexität erwartet, aber das trockene Fruchtaroma setzt sich noch ein wenig am Gaumen fest, bevor es langsam verschwindet. Für mich solide 6,5 Punkte.
Preisleistung (0 – 10):
Als Single Cask mit diesem Alter ein sehr fairer und angemessener Preis. 8 Punkte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Fazit:
Im ersten Moment hat mich die stechende Nase, die verschiedene Blogger-Kollegen auch als Klebstoffnote bezeichneten, ein wenig gestört. Die cremige Fruchtigkeit im Mund hat dies dann aber mehr als wett gemacht. Schwer zu sagen, ob ich den Whisky bei einer Blindverkostung als Grain Whisky erkannt hätte. Der Cameronbridge beweist auf jeden Fall, dass ein gut gemachter Grain Whisky, die ja gerne mal als „minderwertiger“ Zusatz für Blended Whisky abgetan werden, es mit jedem Malt Whisky aufnehmen kann.
Aufgrund der günstigeren Herstellungskosten findet man bei den Grains auf jeden Fall noch sehr alte Einzelfass-Abfüllungen zu Preisen, von denen man bei Malts nur träumen kann. Ein „Großsample“ werde ich mir trotzdem nicht zulegen, aber in Zukunft den Grains etwas mehr Beachtung schenken.