Ein edles Glas Whisky, von warmen Bernsteinfarben durchzogen, steht vor dir und verströmt verlockende Aromen von frischen Früchten, karamellisierten Nüssen und einem Hauch von Würze. Doch dieses Mal ist es nicht nur der rauchige Charakter eines torfigen Single Malts, der dich in seinen Bann zieht. Nein, dieser Whisky hat eine besondere Geschichte, die tief in den sonnenverwöhnten Hängen Portugals wurzelt – er hat eine Liaison mit dem unverkennbaren Zauber des Portweins eingegangen.
Tawny? Ruby? White Port?
Whisky aus einem Portweinfass haben sicherlich schon viele von euch im Glas gehabt. Aber Tawny? Ruby? White Port? Was bedeutet das eigentlich? Diese Bezeichnungen mögen für den Whisky-Liebhaber anfangs rätselhaft wirken, aber sie sind der Schlüssel zu einer faszinierenden Welt der Geschmackserlebnisse. Auf einer Reise nach Porto, dem pulsierenden Herzen des Portweins, tauchte ich ein in die Jahrhunderte alte Geschichte dieser aromatischen „Süßwein-Spirituose“ und entdeckte dabei nicht nur die Geheimnisse der Herstellungsmethoden, sondern auch die Vielfalt der verschiedenen Qualitäten, die sie zu bieten hat.
Begleite mich auf dieser Reise durch die Geschichte, Herstellung und die unverkennbaren Geschmacksrichtungen von Tawny, Ruby und weiteren Variationen des Portweins. Lerne, wie diese edlen Tropfen in den verwunschenen Kellereien am Douro heranreifen und wie sie den Whiskys eine unvergleichliche Eleganz und Tiefe verleihen. Tauche ein in die Magie einer Symbiose zweier Traditionsgetränke und erfahre, warum in Portweinfässern gereifte Whiskys eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Liebhaber feiner Spirituosen ausüben.
Porto: Die Geschützte Herkunftsbezeichnung für Portwein
„Porto“ ist eine geschützte geografische Angabe (GGA), auch bekannt als „Protected Geographical Indication“ (PGI) oder „Protected Designation of Origin“ (PDO) in anderen Ländern. Es bedeutet, dass der Begriff „Porto“ rechtlich geschützt ist und nur für Weine verwendet werden darf, die tatsächlich aus der spezifischen Region rund um Porto in Portugal stammen und den strengen Qualitätsanforderungen für die Herstellung von Portwein entsprechen.
Die geschützte Bezeichnung „Porto“ gewährleistet, dass nur Weine, die nach den traditionellen Methoden in der Region Douro hergestellt wurden, den Namen „Portwein“ tragen dürfen. Dies schützt die Authentizität des Produkts und verhindert, dass andere Weine aus anderen Regionen oder Ländern fälschlicherweise als „Portwein“ vermarktet werden.
Portweinhersteller, die den Namen „Porto“ verwenden möchten, müssen sich an bestimmte Regeln und Vorschriften halten, die von den zuständigen Behörden in Portugal festgelegt wurden. Dazu gehören Anbauvorschriften, Rebsorten, Herstellungsmethoden und Mindestreifungsdauern, um sicherzustellen, dass der Portwein den charakteristischen Geschmack und die Qualität aufweist, die mit dieser geschützten Bezeichnung verbunden sind.
Königliche Liebe und fortifizierter Wein
Die Geschichte des Portweins ist reich an Legenden und historischen Ereignissen. Eines der bedeutendsten Ereignisse in der Entstehungsgeschichte des Portweins ist die Heirat von König Manuel I. von Portugal mit der englischen Prinzessin Isabella von Lancaster im Jahr 1386.
Zur Zeit der Hochzeit im 14. Jahrhundert hatten Portugal und England bereits enge Handelsbeziehungen aufgebaut, und der Weinhandel zwischen den beiden Ländern florierte. Die Hochzeit von König Manuel I. und Prinzessin Isabella ebnete den Weg für eine noch engere Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Portugal und England.
Die Geschichte besagt, dass englische Händler, die anlässlich der königlichen Hochzeit nach Portugal reisten, von den dortigen Weinen so beeindruckt waren, dass sie beschlossen, größere Mengen dieser Weine zurück nach England zu exportieren. Aufgrund der langen Seereisen von Portugal nach England erwiesen sich die Weine jedoch als instabil und verdarben oft während des Transports.
Um dieses Problem zu lösen, begannen die Händler damit, den Wein mit hochprozentigem Weinbrand zu versetzen, um ihn haltbarer zu machen. Dieser Prozess verhinderte die weitere Gärung des Weins und erhielt gleichzeitig den Restzucker, wodurch ein süßer und verstärkter Wein entstand – die Geburtsstunde des Portweins.
Von der Lese ins Fass
Der Herstellungsprozess des Portweins beginnt in den sonnenverwöhnten Weinbergen des Douro-Tals, wo die Reben sorgsam gepflegt und von Hand geerntet werden. Typische Rebsorten für Portwein sind Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz (Tempranillo) und Tinta Barroca. Die Trauben werden traditionell mit den Füßen in sogenannten Lagares, großen flachen Steintanks, gepresst, um die Farbstoffe und Tannine aus den Schalen zu extrahieren. Doch der einzigartige Charakter des Portweins entsteht erst durch die raffinierten Schritte, die während der Vinifikation und Reifung in den Kellereien durchlaufen werden.
Die Gärung in Kunststoff oder Edelstahltanks erfolgt zunächst ganz normal wie bei jedem Rotwein aus der Region, wird jedoch bewusst frühzeitig gestoppt, indem hochprozentiger Weinbrand (ca. 77% vol.) hinzugefügt wird. Dieser Vorgang, der als „Abstechen“ bekannt ist, bewahrt den hohen Anteil Restzucker im Wein und sorgt für die charakteristische Süße des Portweins. Am Ende muss Portwein einen Alkoholgehalt zwischen 18 und 22% aufweisen.
Dieser süße Wein wird nun allerdings nicht in den Quintas in Fässern weiter gereift, denn dafür sind die sommerlichen Temperaturen entlang des Douro-Tals mit bis zu 55°C zu hoch. Das mildere Klima an der Flussmündung am Atlantik eignet sich viel besser für eine langsame und gemäßigte Reifung des Weines.
Vila Nova de Gaia
Und so kommt der Wein nach Porto. Genauer gesagt aber auf die andere Seite des Douro. Denn während das Portweininstitut, offiziell bekannt als „Instituto dos Vinhos do Douro e Porto“ (IVDP), seinen Sitz in Porto hat, liegen die meisten Kellereien in Vila Nova de Gaia, einer Stadt auf der gegenüberliegenden Seite des Douro-Flusses von Porto. Das IVDP ist die offizielle Regulierungsbehörde für den Portwein und das Douro-Tal und überwacht die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften, die die Herstellung und den Handel von Portwein betreffen.
Die beiden Stadtteile sind durch die berühmte Ponte Luís I (Luís-I.-Brücke) miteinander verbunden. Diese imposante Stahlbogenbrücke überquert den Douro und verbindet die Altstadt von Porto auf der Nordseite mit Vila Nova de Gaia auf der Südseite. Die Ponte Luís I ist eine der bekanntesten Wahrzeichen der Region und bietet nicht nur eine wichtige Verbindung für den Verkehr, sondern auch eine beeindruckende Aussicht auf den Fluss und die Skyline beider Städte.
Britischer und holländischer Charme
Die ansässigen Kellereien tragen teils berühmte Namen wie Sandeman, Taylor’s, Graham’s, Niepoort, Burmester oder Ferreira. Es ist interessant zu bemerken, dass viele der Kellereien in Vila Nova de Gaia englische oder holländische Namen haben. Dies liegt daran, dass der Portwein im 17. und 18. Jahrhundert einen großen Teil seines Absatzmarktes in Großbritannien und den Niederlanden hatte. Britische und holländische Händler spielten eine wichtige Rolle in der Vermarktung und im Export von Portwein.
Um das internationale Geschäft zu fördern, haben viele der Händler, die in der Portweinindustrie tätig waren, ihre Kellereien nach ihren eigenen Familiennamen benannt oder englische und holländische Begriffe verwendet, die auf den britischen und holländischen Markt abzielten. Dies führte dazu, dass viele der Kellereien in Vila Nova de Gaia bis heute englische oder holländische Namen tragen, die ihre historische Verbindung zu diesen Ländern widerspiegeln.
Aber auch viele lokale Familien und portugiesische Unternehmen haben ebenfalls ihre eigenen Kellereien in der Region. Ramos Pinto, Quevedo oder Vasques de Carvalho sind Beispiele.
Was bedeuten denn nun Ruby und Tawny?
„Ruby“ und „Tawny“ sind zwei verschiedene Qualitäten von Portwein, die sich hauptsächlich durch ihre Reifung und Geschmacksprofile unterscheiden. Der Name „Ruby“ leitet sich von der leuchtend roten Farbe des Weins ab. Ruby Portweine werden normalerweise nach der Gärung relativ kurz in sehr großen Eichenfässern mit einem Fassungsvermögen zwischen 20.000 und über 50.000 Litern oder in Edelstahltanks gelagert. Dadurch behalten sie ihre frische, fruchtige und intensive Farbe sowie ihre lebendigen Aromen von frischen roten Früchten. Ruby Ports sind in der Regel fruchtig, jung und vollmundig mit einem kräftigen, lebendigen Geschmack.
Es gibt verschiedene Arten von Ruby Ports, darunter der einfache Ruby, der Reserve Ruby, der eine etwas höhere Qualität aufweist, der LBV und der Vintage. Welchen Weg ein Portwein einschlägt hängt von mehreren Faktoren wie Rebsorte, Traubenqualität oder Erntejahr ab. Außerdem entwickelt sich jeder Wein bei der Reifung anders und so entscheidet letztlich die Erfahrung des Kellermeisters. Alle Portweinstile haben ihre Qualitäten und decken unterschiedliche Geschmäcker und Präferenzen ab.
Reserve Ruby
Im Gegensatz zu einfachen Ruby Ports, die relativ kurz gereift werden, entscheidet sich der Kellermeister den Reserve Ruby für einen längeren Zeitraum in Eichenfässern zu lagern. Die genaue Dauer der Reifung kann je nach Hersteller variieren, aber es ist üblich, dass der Reserve Ruby bis zu 7 Jahre, in den Fässern verbringt, um seine charakteristischen Merkmale zu entwickeln.
Während der Reifung entwickelt der Reserve Ruby komplexe Aromen von roten und dunklen Früchten, wie Kirschen, Himbeeren und Pflaumen, kombiniert mit subtilen Gewürznoten und einem Hauch von Schokolade. Er ist in der Regel vollmundig und intensiv im Geschmack, behält jedoch auch die fruchtige Frische eines jungen Ruby Ports bei, was ihn zu einem ausgewogenen und ansprechenden Portwein macht. Die Farbe des Reserve Ruby kann von tiefem Rubinrot bis hin zu Granatrot variieren.
Der Reserve Ruby ist ein äußerst vielseitiger Portwein, der sich gut als Aperitif eignet und auch hervorragend zu Desserts, Käse oder Schokolade passt. Er kann leicht gekühlt oder bei Raumtemperatur genossen werden.
Am besten sofort trinken!
Der Reserve Ruby ist eine attraktive Wahl für Portwein-Liebhaber, die einen Wein mit mehr Komplexität und Tiefe als einen einfachen Ruby suchen, aber dennoch die lebendige Frische und Fruchtigkeit eines jungen Portweins genießen möchten. Obwohl der Reserve Ruby eine höhere Qualität als ein einfacher Ruby aufweist, ist er dennoch ein junger Portwein, der für den sofortigen Genuss bestimmt ist. Im Gegensatz zu Tawny Ports, die von langer Reifung profitieren, sollte der Reserve Ruby innerhalb weniger Tage nach dem Kauf getrunken werden, um seine Frische und Fruchtigkeit zu bewahren. Dies hat damit zu tun, dass der Ruby während der Lagerung wenig bis gar keiner Oxidation unterlegen ist und somit sehr stark auf den plötzlichen Kontakt mit Sauerstoff reagiert. Zudem gibt es in den riesigen Fässern während der kurzen Reifezeit kaum Kontakt zum Holz.
Vintage Port
Ein Vintage Port ist eine besondere und hochwertige Kategorie von Portwein, der aus Trauben eines einzigen außergewöhnlichen Jahrgangs hergestellt wird. Die Bezeichnung „Vintage“ bezieht sich darauf, dass der Portwein ausschließlich aus den Trauben eines spezifischen Jahres stammt und nicht aus einer Mischung von Trauben verschiedener Jahrgänge wie bei vielen anderen Portweinen. Was ein außergewöhnlicher Jahrgang ist, legt das Portweininstitut fest.
Vintage Ports werden nur in den besten Jahren deklariert, wenn die Trauben besonders hochwertig und reif sind. Die Trauben müssen außergewöhnlich sein, um die strengen Qualitätskriterien zu erfüllen, die für die Produktion eines Vintage Ports gelten.
Vintage Ports reifen im Durchschnitt für etwa zwei Jahre im Fass, bevor sie in Flaschen abgefüllt werden. Nach der Abfüllung entwickeln sich Vintage Ports weiter in der Flasche und haben ein langes Alterungspotenzial von oft Jahrzehnten. Sie sind dafür bekannt, über viele Jahrzehnte hinweg zu reifen und dabei an Komplexität und Charakter zu gewinnen. Ein gut gelagerter Vintage Port kann eine beeindruckende Langlebigkeit haben und eine faszinierende Entwicklung durchlaufen.
Vintage Ports werden normalerweise ungefiltert auf Flaschen abgefüllt, um ihre volle Intensität und Komplexität zu bewahren. Der Hersteller muss die Qualität und Einzigartigkeit des Weins anerkennen und die Deklaration des Vintage-Port-Jahrgangs genehmigen lassen, bevor er auf den Markt gebracht werden kann.
Flaschenreifung
Vintage Ports sind bekannt für ihre intensiven Aromen von dunklen Früchten, Gewürzen, Blüten und Schokolade. Sie haben eine hohe Alkoholkonzentration und sind oft kraftvoll und robust im Geschmack, gepaart mit einer ausgezeichneten Tanninstruktur. Aufgrund ihrer ungefilterten Natur bilden sich im Laufe der Zeit Ablagerungen in der Flasche. Bevor ein Vintage Port serviert wird, ist es üblich, ihn zu dekantieren, um die Ablagerungen zu trennen und den Wein zu klären.
Aufgrund ihrer Seltenheit und besonderen Qualität sind Vintage Ports oft teurer als andere Portweine. Sie werden als besondere Raritäten angesehen und sind bei Weinliebhabern und Sammlern sehr geschätzt. Der Genuss eines Vintage Ports ist ein einzigartiges Erlebnis, das die Einzigartigkeit und den Charakter eines bestimmten Jahrgangs in jeder Flasche einfängt.
Late Bottled Vintage
Ein LBV bedeutet Late Bottled Vintage und ist eine spezielle Variante eines Vintage Ruby Ports, der länger im Fass gereift ist, bevor er auf den Markt gebracht wird. Dies verleiht ihm mehr Komplexität und Tiefe im Vergleich zu einem einfachen Ruby Port.
Wie bei Vintage Ports stammt ein LBV aus einer einzigen Ernte (Jahrgang) und wird normalerweise aus besonders guten Weintrauben eines herausragenden Jahres hergestellt, ist aber oft ein Cuvee. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass LBV-Ports länger und in kleineren Fässern reifen als die Vintage Port, die dafür länger in der Flasche reifen, so dass der Oxidationsprozess besser einsetzen kann.
Ein LBV-Port reift oft für vier bis sechs Jahre oder sogar länger. Während dieser Zeit entwickelt der Wein eine gewisse Reife und Komplexität, behält aber dennoch einige der fruchtigen und frischen Merkmale eines jüngeren Portweins bei. Vor der Abfüllung wird ein LBV-Port in der Regel durch eine Feinfiltration geklärt, um unerwünschte Sedimente zu entfernen. Dadurch ist er im Vergleich zu einem Vintage Port sofort trinkfertig und benötigt kein Dekantieren. Es gibt allerdings auch unfiltrierte Varianten für ein besonderes Geschmackserlebnis. Ein LBV-Port hat einen vollmundigen Geschmack mit reichen Aromen von dunklen Früchten, Gewürzen und Schokolade. Er kann jedoch etwas weicher und zugänglicher sein als ein Vintage Port, der nach der Abfüllung in der Flasche noch weitere Jahre zur Reifung benötigt.
Ein komplexer Genuss mit Schuss
Hättet ihr gedacht, dass Portwein ein so komplexes Thema ist? Durchschnaufen ist angesagt, denn wir haben an dieser Stelle erst die verschiedenen Variante des Ruby Portweins behandelt. Aber ich habe euch ja auch noch die Erklärung des Tawny versprochen. Und zum Schluss wollen wir auch den White Port nicht vergessen. Also, weiter gehts!
Tawny Port
Der Name „Tawny“ bezieht sich auf die bräunliche, bernsteinfarbene Tönung, die der Wein während seiner langen Reifung in Eichenfässern entwickelt. Tawny Ports werden für einen längeren Zeitraum in kleineren Eichenfässern gereift, was ihnen mehr Kontakt mit dem Holz ermöglicht. Während der Reifung entwickeln Tawny Ports komplexe Aromen von getrockneten Früchten, Nüssen, Karamell und Gewürzen. Tawny Ports sind in der Regel eleganter, weicher und sanfter im Geschmack als Ruby Ports. Sie haben oft auch einen Hauch von Vanille oder Röstaromen aus dem Holz.
Es gibt verschiedene Altersbezeichnungen für Tawny Ports, wie beispielsweise 10 Jahre, 20 Jahre, 30 Jahre und sogar 40 Jahre, die anzeigen, wie lange der Wein durchschnittlich in den Fässern gereift ist. Durchschnittlich wohlgemerkt. Hier bezeichnet das Alter nicht das Mindestalter, wie wir es vom Whisky kennen. Ein 30 Jahre alter Tawny kann also zu je 50% aus 20 und 40 Jahre altem Port verschnitten werden. Je älter der Tawny, desto komplexer und raffinierter ist sein Geschmacksprofil, ganz ähnlich also wie beim schottischen Lebenswasser.
Tawny Reserva
Auch beim Tawny gibt es eine Reserva. Qualitativ reiht diese sich irgendwo zwischen einem jüngeren Standard-Tawnys und den älteren Reifungen ein, denn eine Reserva reift in der Regel zwischen 7 und 10 Jahre im Fass. Reservas bieten von der Aromatik her schon deutlich mehr Komplexität als ein einfacher Tawny, sind aber preisgünstiger als solche mit Altersangabe. Daher bieten sie sich als schöner Einstieg in das Thema an.
Wobei an dieser Stelle erwähnt sei, dass man tolle, aromatische und hochwertige Portweine mit Altersangabe schon für 10-20 Euro erwerben kann.
Colheita Tawny
Colheita Tawny ist ein Tawny Port, der aus Trauben eines einzigen Jahrgangs stammt und für eine längere Zeit im Fass gereift ist. Anders als bei Vintage Ports, die im Durchschnitt nur zwei Jahre im Fass verbringen, reifen Colheita Tawnys für mindestens sieben Jahre oder länger im Fass. Auf dem Etikett wird das Erntejahr des Weins angegeben, gefolgt von der Bezeichnung „Colheita“. Diese Weine bieten die Einzigartigkeit und den Charakter eines bestimmten Jahrgangs kombiniert mit der Komplexität und den Aromen eines gereiften Tawny Ports. Die Zeit zwischen Ernte- und Abfülljahr ergeben hier das richtige Alter des Portweins, kein Durchschnitt. Ich habe mir selbst einen 1987er Colheita aus Porto mitgebracht, der 2023 abgefüllt wurde und somit echte 36 Jahre alt ist.
Colheita Tawnys zeichnen sich durch eine breite Palette von Aromen aus, die je nach Jahrgang variieren können. Sie können Noten von getrockneten Früchten, Nüssen, Gewürzen, Karamell, Orangenschale und Schokolade aufweisen. Die Weine sind oft seidig und geschmeidig im Mund, mit einer ausgewogenen Süße und einer angenehmen Säure.
Wie bei allen Tawny Ports werden auch Colheita Tawnys nach der Abfüllung in Flaschen nur noch geringfügig weiterreifen, da hier die Oxidation weitestgehend abgeschlossen ist. Sie sind trinkfertig, wenn sie auf den Markt kommen, und erfordern keine langjährige Flaschenreifung wie es bei Vintage Ports üblich ist. Einmal geöffnet kann man eine Flasche Colheita ca. 6-12 Monate genießen.
Der Single Cask des Portwein
Der Colheita ist also der Single Harvest unter den Portweinen, um langsam wieder die Brücke zurück zum Whisky zu schlagen. Neben den bereits genannten Single Vintages gibt es auch Single Quinta Ports. Ein Single Quinta Port ist ein Portwein, der aus Trauben eines einzigen Weinguts (Quinta) oder einer einzelnen Weinbergsparzelle stammt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Portweinen, die oft aus einer Mischung von Trauben verschiedener Quintas und Weinbergsparzellen hergestellt werden, wird ein Single Quinta Port ausschließlich aus den Trauben eines bestimmten Weinguts oder einer bestimmten Parzelle produziert.
Die Idee hinter einem Single Quinta Port ist, den Charakter und die Einzigartigkeit eines bestimmten Weinguts oder Weinbergs hervorzuheben. Da verschiedene Quintas unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, Mikroklimata und Traubensorten haben, können Single Quinta Ports eine breite Palette von Aromen und Geschmacksprofilen aufweisen, die den individuellen Stil des Weinguts widerspiegeln. Somit finden wir den Terroir-Begriff auch hier wieder.
White Port
Ein White Port ist ein spezieller Typ von Portwein, der im Gegensatz zu den traditionellen roten Portweinen aus weißen Trauben hergestellt wird und hat oft eine goldene oder bernsteinfarbene Nuance. Die Traubensorten können variieren, aber einige der häufigsten Sorten für White Port sind Malvasia, Gouveio, Viosinho, Rabigato und Arinto.
White Port kann in verschiedenen Stilen hergestellt werden, die von trocken bis süß variieren. Die trockenen Varianten werden oft als „Extra Dry“ oder „Dry“ bezeichnet und haben einen niedrigeren Restzuckergehalt. Semi-dry oder halbtrockene White Ports haben eine milde Süße, während die süßeren Varianten als „Sweet“ oder „Lagrima“ bezeichnet werden und einen höheren Restzuckergehalt aufweisen. Die Reifung erfolgt meist in Edelstahltanks, zunehmend aber auch in Holzfässern. Dies erkennt man aufgrund der großen Fässer und der relativ kurzen Reifezeit nicht immer am Geschmack, aber sicher am Farbton. Ein heller, blasser White Port wird eher aus dem Edelstahltank stammen, während intensivere, goldene und bernsteinfarbene Töne auf ein Eichenfass schließen lassen.
Obwohl einige White Ports jung und frisch genossen werden, können einige hochwertige und süße White Ports ein beachtliches Alterungspotenzial haben und über Jahre hinweg in der Flasche reifen. White Port bietet eine Vielzahl von Aromen und Geschmacksprofilen, die von fruchtig und blumig bis hin zu nussig und karamellartig reichen. Die trockenen Stile können frisch und lebhaft sein, während die süßeren Stile eine reichhaltige Süße mit Noten von getrockneten Früchten, Honig und Gewürzen aufweisen können.
White Port kann auf verschiedene Arten genossen werden. Er kann pur oder gekühlt als Aperitif serviert werden, manchmal mit Eis und einer Zitrusfrucht als Garnitur. In Portugal ist White Port auch ein beliebter Bestandteil von Cocktails und Longdrinks.
Pink Port
Ja, es gibt auch Rosé Port, der auch als Pink Port oder Rosé Porto bezeichnet wird. Rosé Port ist eine relativ neue Variation des traditionellen Ports, die den aktuellen, weltweiten Bartrends folgt und hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen.
Rosé Port wird aus einer Mischung von roten und weißen Trauben hergestellt, wobei die roten Trauben für ihre Farbe sorgen und die weißen Trauben für ihre Frische und Fruchtigkeit. Im Gegensatz zu den traditionellen Ruby Ports, die eine intensive tiefrote Farbe haben, ist Rosé Port heller und hat eine rosa bis kupferfarbene Nuance.
Rosé Port wird durch kurze Mazeration hergestellt, bei der die roten Trauben für kurze Zeit mit ihren Schalen in Kontakt bleiben, um etwas Farbe aufzunehmen. Danach werden die roten und weißen Trauben zusammen gepresst und die Gärung beginnt, die jedoch wieder frühzeitig durch Zugabe von hochprozentigem Weinbrand gestoppt wird.
Rosé Port ist frisch, fruchtig und lebendig mit Noten von roten Beerenfrüchten wie Erdbeeren, Himbeeren und Kirschen. Er ist oft leichter und weniger süß als die traditionellen roten Ports und bietet eine erfrischende Alternative.
Rosé Port ist besonders bei jüngeren Weinliebhabern beliebt, die einen modernen und leichteren Portwein suchen. Die Kombination aus frischen Aromen und lebendiger Farbe macht Rosé Port zu einer attraktiven Wahl für verschiedene Genussmomente.
Was ist denn jetzt am besten?
Alle Portwein Stile und besonders die beide Portwein-Qualitäten Ruby und Tawny haben ihren eigenen Reiz und ihre eigenen Liebhaber. Ruby Ports sind bekannt für ihre lebendige Frische und Fruchtigkeit, während Tawny Ports mit ihrer Komplexität und Eleganz beeindrucken. Die Wahl zwischen einem Ruby oder einem Tawny hängt oft von den persönlichen Vorlieben des Weintrinkers und der Gelegenheit ab, zu der der Portwein genossen wird.
Ich habe meine Erkundung durch die Welt des Portweins mit dem Ziel begonnen, am Ende den Unterschied zwischen Ruby und Tawny verstanden zu haben. Dass ich dabei noch so viel mehr lernen würde, habe ich nicht erwartet. Ich hoffe, dass dieser Artikel auch euch das Thema näher gebracht hat.
Ruby oder Tawny Cask?
Oft ist die Fassreifung eines Whiskys explizit mit Ruby oder Tawny Cask angegeben. Häufig findet man aber nur die Bezeichnung „Port Cask Matured“ oder „Port Finish“. Hier würde ich mir mit meinem neuen angehäuften Wissen mehr Transparenz wünschen. Aber ich denke man kann sich die Fassart auch erschließen.
Ist der Whisky von frischen und fruchtigen Aromen wie Beeren, Kirschen oder Johannisbeeren sowie Pfeffer, knackiger, dunkler Schokolade und vielleicht einer feinen Säure beseelt, lässt sich eher auf einen Ruby Port schließen.
Sind Aromen von getrockneten Früchten wie Rosinen, Datteln, Feigen und getrockneten Pflaume zu entdecken, dazu vielleicht noch Nüsse, Zimt, Vanille und vor allem eine dicke Portion Karamell und Toffee? Dann kann man fast sicher von einem Tawny Port Fass ausgehen.
Welche Fassarten gibt es?
Die Fassreifung ist sicherlich eine große Parallele zwischen den Welten des Portweins und des Whiskys. Aber welche Fässer werden denn bei den Reifungen von Portwein genau genutzt und kommen für die spätere Reifung von Whisky in Frage? Die großen 50.000 Liter Fässer fallen hier sicher raus.
Beim Ruby Port kommen hauptsächlich die Reservas für eine längere Fassreifung in Frage. Beim Tawny sind es alle Qualitäten und Varianten. Die gebräuchlichsten Fassgrößen für die Reifung sind:
- Pipes sind die größten Fässer, die für die Reifung von Ruby Port verwendet werden. Sie haben ein Fassungsvermögen von etwa 550 bis 600 Litern.
- Tonéis sind etwas kleiner als Pipes und haben ein Fassungsvermögen von etwa 400 bis 550 Litern.
- Balseiros sind die kleineren Fässer, die für die Reifung von Tawny Port verwendet werden. Sie haben ein Fassungsvermögen von etwa 250 bis 350 Litern.
Die Verwendung von kleineren Fässern wie Tonéis und Balseiros ermöglicht eine intensivere Wechselwirkung zwischen dem Wein und dem Holz, was zu einer schnelleren Entwicklung der Aromen und Geschmacksprofile führt. Dasselbe Spiel wie beim Whisky also.
Ein Toast auf die Verbindung zwischen Portwein und Whisky
Portwein – ein faszinierendes Getränk mit einer reichen Geschichte, komplexen Herstellungsmethoden und einer breiten Palette von Aromen. Von den frischen und fruchtigen Ruby Ports bis zu den reifen und komplexen Tawny Ports bietet die Welt des Portweins eine Entdeckungsreise für die Sinne. Und während ich mich mit einem Glas Portwein in der Hand zurücklehne, denke ich daran, dass diese faszinierende Verbindung zwischen Porto und der Whiskywelt noch lange nicht ihre letzte Überraschung preisgegeben hat – die Geschichte von Portweinfässern und gereiftem Whisky ist vielleicht noch nicht zu Ende geschrieben. Saúde und Sláinte!