Zwischen den Jahren bin ich häufig bei Freunden in Köln Höhenhaus zu Gast. Glücklicher Weise hat wenige Gehminuten entfernt von der Wohnung dieser Freunde Klaus Postert vor nicht all zu langer Zeit seinen Laden zum Verkauf von Spirituosen mit dem Schwerpunkt Whisky eröffnet. So habe ich mich also im vergangenen Jahr wieder auf den Weg gemacht und Postert Whisky aufgesucht. Vormittags war ich noch in Bonn im Haus der Geschichte, dass nach dem Umbau und Modernisierungen nun zu sehr interessanten Ausstellungen einlädt, übrigens eintrittsfrei, nachmittags lande ich dann mit meinem Kumpel, der geschmacklich eher Rum präferiert, vermutlich ein Residuum aus den 5 Jahren, die er auf der Reunion gelebt hat, bei Klaus im Geschäft.
Ledaig
Als wir den stilvoll eingerichteten kleinen Laden von Klaus betreten, ist dieser gerade im Gespräch mit einem Holländer und seiner Frau, denen er einen Ledaig eingeschenkt hatte. Der sympathische Kerl aus Amsterdam kommt rasch zu dem Schluss, dass dies nicht ganz sein Fall sei. Klaus erinnert sich, dass ich einmal eine Flasche Ledaig bei ihm gekauft habe und so offeriert er ihn auch uns und ein toller Übergang vom Nachmittag in den Abend beginnt seinen Lauf zu nehmen. Es handelt sich um den Ledaig 2005 – 2017 Hermitage aus der Private Collection von Gordon & MacPhail. Ledaig ist die mitunter sehr rauchige Marke aus der Tobermory-Destille und so frage ich mich, da ich möglicher Weise weiteres probieren will, ob das nicht ein zu geschmacksdominanter Auftakt ist. Im Glas wirkt der Malt aber doch recht moderat im Raucharoma. Nachdem ich dann die Mischung aus fruchtiger Süße (Orange, Zitrone), Schokolade und leicht speckigem Rauch verkostet habe, die von den 45 % Alkoholgehalt gut, aber keineswegs zu aufdringlich und nachhaltig im Mundraum verbreitet werden, und den Abgang genossen habe, weiß ich erstens, dass das nicht der falsche Auftakt war und zweitens, dass ich davon eine Flasche mitnehmen werde. Die ersten beiden Premieren sind gelungen. Ich habe die Private Collection von Gordon & MacPhail kennengelernt, in der der unabhängige Abfüller die Whiskys durch die Lagerung in außergewöhnlichen Fasstypen und mit ungewöhnlichen Finishes veredelt und ich habe den ersten Whisky getrunken, der über 26 Monate in first fill Guigal Hermitage Rotweinfässern gefinisht worden ist.
Glentauchers
Klaus bemüht sich weiter um das Köln-Amsterdamer-Pärchen, das mittlerweile bei verschiedenen Bunnahabhains angelangt ist, während mein Kumpel nun zu seiner Rumleidenschaft übergeht und derweil ich mit einem Glentauchers versorgt werde. Auch er ist von Gordon & MacPhail, allerdings diesmal aus der Cask Strength Collection, ist von 2003 bis 2017 in 2 (Nr. 650 und 652) Refill Sherry Hogsheads gereift und hat 55,6 % Alkoholgehalt. Auch er überzeugt mich mit einer Süße aus Schokolade, Vanille und Sherry gepaart mit einer angenehmen Würzigkeit. Vor allem bleibt mir ein nussiger Charakter in Erinnerung. Die Cask Strength Collection von Gordon & MacPhail ist mir mehrfach positiv aufgefallen und auch diese Flasche darf mich auf dem Weg nach Hause begleiten.
Glen Keith
Der Holländer kommt zu seinen Entscheidungen und nimmt 3 Flaschen mit. War der erste Rum für meinen Kumpel noch in Trinkstärke, so handelt es sich beim nächsten um einen Single Cask Rum von Duncan Taylor. Ich hingegen lande bei meinem ersten Glen Keith. Er ist von Wemyss Malts 2017 abgefüllt (und 1995 von Glen Keith destilliert), trägt den absolut treffenden Namen Forest Fresh, kommt mit 46 % Alkoholgehalt daher und insgesamt gibt es 315 Flaschen. Geruch, Geschmack und Abgang spiegeln den Namen wider, ein Waldspaziergang der Geschmacksnerven. Obgleich es sich, und das ist unzweifelhaft, um einen komplexen und vielschichtigen Whisky handelt, erinnert er mich ein wenig an Jura und ich entscheide mich gegen den Kauf der Flasche. Allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher mit dieser Entscheidung. Das Geruchs- und Geschmackserlebnis ist in guter Erinnerung geblieben und doch von so großer Komplexität gewesen, dass, insbesondere wenn man die Effekte der Reihenfolge berücksichtigt, also die Verkostung nach einem fassstarken Whisky, die Entscheidung gegen Glen Keith durchaus falsch gewesen sein könnte.
(Old) Pulteney
Während ich den nächsten Whisky im Glas habe, einen Pulteney, verkostet mein Freund einen zweiten Single Cask Rum von Duncan Taylor. Die 3 Rums finden sein Gefallen und er entscheidet sich für einen der Single Casks, ich glaube, er ist aus Belize. Der Pulteney trifft bei mir voll ins Schwarze. Bisher kenne ich lediglich den Old Pulteney und die unter dem Namen Pulteney geführten Varianten der unabhängigen Abfüller sind mir noch nicht bekannt. Der Pulteney ist von A.D. Rattray und auf den Tag genau 10 Jahre alt (21.11.07 – 21.11.17). Der Single Cask hat 59,1 % Alkoholgehalt und kommt aus einem erstmals mit Whisky befüllten Bourbon Barrel mit der Nr. 700749, das 260 Flaschen ergeben hat. Die Kombination von maritimen Noten und intensiver Schokoladensüße ist genau mein Geschmack, der wird mitgenommen.
Excalibur
Im Anschluss daran macht uns Klaus eine besondere Freude. Vom Tasting des Vorabends mit dem Titel „Das Beste nach dem Feste“ hat er eine Flasche Excalibur offen. Es handelt sich um einen Blended Whisky von The Maltman oder genauer Meadowside Blending, der 1972 destilliert und 2017 abgefüllt worden ist, damit 45 Jahre alt und das älteste ist, was ich bisher im Glas haben durfte. Er besteht zu 50 % aus Single Grain und 50 % aus Single Malt. Ein großartig fruchtig-würziges Geschmackserlebnis, dass mir vor allem durch die wunderbaren Eichenaromen guter Fässer in Erinnerung bleibt. Obwohl er nur 42,2 % hat, ist er nicht kühlgefiltert, nicht gefärbt und die Geschmacksstoffe werden mehr als ausreichend transportiert und gelöst. Irgendwie passend zum Namen des Whiskys betritt während dem Genuss Graf Koks die Bühne, also den Laden, und verkündet lautstark, dass er einen Gin kaufen will, den teuersten, den es gibt, es muss etwas besonderes sein. Er verlässt das Geschäft mit einer guten Flasche für rund 40 Euro.
Octomore
Ich bin längst glückselig, die euphemistische Bezeichnung für angetrunken, aber es ist ja nicht so, als könnte man nicht noch einen drauf setzen. Bevor ich nach rund 3 Stunden den Rückweg mit Papiertüten in der Hand, die mir fast den Arm abreißen, antrete, probiere ich noch den Octomore 8.3, auf den ich sehr gespannt bin. Die von Bruichladdich unter dem Namen Octomore herausgebrachten Abfüllungen sollen die rauchigsten der Welt sein. Sieht man vom Preis ab, so muss ich konstatieren, dass sie sehr gut sind. Der Octomore 8.1 hatte mich zunächst etwas enttäuscht, da er nicht ganz so ungestüm und wild daherkommt, wie man es von den Octomores gewohnt ist. Hatte man sich aber auf den 8-jährigen Single Malt eingelassen, so begeisterte er doch, nur etwas anders, als üblich.
Der Octomore 8.3, 5-jährig, ist, wenn man die geschmeckte Rauchigkeit am Phenolgehalt festmachen will, was ich für eher wenig sinnvoll halte, tatsächlich aktuell der rauchigste Whisky der Welt mit seinen 309 ppm / Phenole. Er wird mit 61,2 % Alkoholgehalt abgefüllt und besteht zu 56 % aus Whisky, der in ex-Bourbonfässern gereift ist, während die anderen 44 % in Fässern aus europäischer Eiche ruhen durften. Machen wir es kurz, genau der richtige Abschluss für einen schönen Whiskyeinkauf, der eher zum Tasting geworden ist: ein dreckiger, brutaler, brachialer, komplexer, stimmiger Schlusspunkt genau nach meinem Geschmack.
Besucht Postert Whisky im Internet
Aquavitae: Whisky, Whiskey, feine Geister, Hocksheads und Whiskyexperten - Whiskygraphie
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Kildalton 2008 - The Maltman - Whiskygraphie
[…] beim Excalibur, dessen erste Abfüllung ich bei Postert-Whisky im Rahmen eines Besuches, den ich beschrieben habe, verkosten durfte, handelt es sich um Blended Whiskys. Ich bin sehr gespannt, was da den Weg in […]