Moin Moin, Rotwein und Handelsschiffe aus längst vergangenen Tagen!
Unsere Genussreise führt uns heute in eine längst vergessene Epoche unserer Zeit und in eine der schönsten Städte Deutschlands: Hamburg.
Na denn man tau!
Bis ins 13. Jahrhundert lässt sich hier eine außergewöhnliche Tradition zurückverfolgen. In dieser Zeit segelten die so genannten Hansekoggen im Auftrag von Hamburger Kaufleuten bis hin zur Atlantikküste Frankreichs. Was wurde wohl hier in die Frachträume der Koggen geladen?! Hamburger Kaufleute hatten es auf das fabelhafteste abgesehen, was die Franzosen in dieser Epoche zum Handel anbieten konnten, nämlich junge, wohlschmeckende Bordeauxweine. In speziellen Transportfässern aus französischer Eiche, den so genannten Oxhoft-Fässern, wurden die jungen Wilden abgefüllt. Diese Fässer hatten ein Volumen von 148 bis 288 Liter und konnten so optimal in die Laderäume der Hansekoggen verbracht werden. Oxhoft ist ein altes Volumenmaß für Flüssigkeiten und wurde besonders für Wein, Branntwein und Bier angewendet. Waren die Laderäume nun voll mit den Oxhoft-Fässern beladen, ging es auf die lange Seereise zurück nach Hause an die Elbe. Am Hafen angekommen, war es nun endlich Zeit, die Fässer in die Kellergewölbe der Weinhandelshäuser zu schaffen und dort durch fachkundige Küfer und Kellermeister mit Liebe und Behutsamkeit lange Zeit zu lagern und bis zur Flaschenreife zu formen. Im Volksmund entwickelte sich nun schnell für diese speziellen Weine der Name Rotspon. Die Herkunft und Bedeutung konnte, wie so oft, nicht eindeutig geklärt werden. Doch gibt es Hinweise, dass es sich um den „Span“ des Holzfasses handeln könnte, der durch die lange Belegung im Fass eine dunkelrote Verfärbung erfuhr. Auch denkbar ist, dass für die Hanseaten die französische Herkunftsbezeichnung nur schwer auszusprechen war und es so zu dem Namen Rotspon kam. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt und hat sich zu einem Aushängeschild Hamburgs entwickelt.
Genießen kann man diese edlen Tropfen am besten in der ältesten familiengeführten Weinkellerei Hamburgs: Heinr. von Have. Der 1868 gegründete Betrieb widmet sich bereits in der fünften Generation dem Import und Pflege klassischer Weine und Spirituosen. In der Neuzeit stellt man auch selbst Destillate und Liköre her. Als Auszeichnung für seinen hervorragenden Ruf und die Verbindung zwischen Tradition und Moderne, darf sich der Rotspon aus dem Hause Heinr. von Have mit dem Wappen der Hansestadt Hamburg schmücken. Ein Ritterschlag, wie ich finde! Immer noch kein Wort über Whisky, mag sich nun der ein oder andere denken, aber weit gefehlt. Denn hier schließt sich nun der Kreis. Unsere Reise führt uns von der Elbe entlang der Ostsee in den Norden Schwedens, ins Städtchen Gävle. Dort zu finden, die wohl bekannteste Destillerie Schwedens, Mackmyra. Im Jahr 1999 wurde mit der Produktion in einer alten Mühle begonnen, bis diese 2011 stillgelegt wurde. In Gävle baute man schließlich eine moderne Brennerei mit hohem Automatisierungsgrad. Der Whisky wird vor Ort in original schottischen Copper Pot Stills gebrannt. Anfangs wurden die edlen Tropfen in kleinen 30 Liter Fässern abgefüllt, um eine extrem schnelle Reifung zu erzielen. Die Lagerhäuser in Gävle sind aus schwerem Beton gefertigt und werden im Sommer auch gekühlt, um bei den extremen Bedingungen in Schweden eine kontinuierliche Reifung zu gewährleisten. Um die Lagerflächen noch zu erweitern, bediente man sich unter anderem einer alten Eisenerzgrube, in der in 50 Meter Tiefe die Fässer zur Reifung verbracht werden. Spannend auch die Idee, die Fasslager für private Eigner, ein maßgeblicher Grund des Erfolges der vergangen Jahre. Eines dieser Lager befindet sich in einer Höhe von 1125 Meter auf der Spitze des Berges Hovärken. Einer der ungewöhnlichsten Orte um Whisky zu lagern. Der Besuch dieser außergewöhnlichen Location und ein Abstecher nach Gävle stehen ganz oben auf meiner persönlichen To- do- Liste.
Wer schon einmal ein Produkt von IKEA aufgebaut hat, weiß, dass die Schweden einiges anders machen als den Standard, so auch bei Mackmyra. Diese Brennerei ist bekannt für ihre Experimentierfreudigkeit, und so wurde bereits 2014 der erste Whisky mit Rotsponfinish auf den Markt gebracht. Schnell war dieser vergriffen und erfreute sich größter Beliebtheit. Nun machen wir uns also wieder auf den Weg zur Elbe in die schöne Hansestadt Hamburg, denn auch dort lagern die typischen 30 Liter Fässer von meist privaten Eignern in Gut Basthorst. Seit der ersten Serie im Jahr 2014 arbeitet man schon mit der Weinkellerei Heinr. von Have zusammen und bringt in Kooperation jedes Jahr eine Rotspon Serie auf den Markt. Nach der Reifung in Ex-Bourbon-Fässern wird der Malt in den Rotspon- Barriquefässern der Weinkellerei nachgereift. Der hier immer wieder auf ein Neues generierte Whisky erfreut sich wachsender Beliebtheit. Diese Idee finde ich sehr gelungen, verbindet sie doch, wie bereits beschrieben, eine alte hanseatische Tradition mit der Modernen. Nun ist es aber an der Zeit, es sich am Elbufer gemütlich zu machen und ein Glas Whisky einzuschenken. Also ab ins Glas und los geht’s.
Net lang Schnacken – Kopp in Nacken!
Einer meiner Rotspon Lieblinge trägt den Namen eines alten hanseatischen Segelschiffstyps aus längst vergessenen Tagen: „Kraier“.
Von dieser Sonderedition Kraier wurden im Jahr 2018 genau 439 Flaschen abgefüllt. Es gab insgesamt 6 Fässer, die nach den alten Handelsschiffen benannt wurden: Bojer, Ewer, Galeone, Kraier, Bark und Kogge.
Jedes Fass ein einzigartiges Unikat!
Destille: Mackmyra
Abfüller: Eigentümer- Abfüllung
Typ: Single Malt Whisky
Land / Region : Schweden / Gävle
Alter:
Fasstypen: Ex-Bourbon, Rotspon Barrique
Alkoholgehalt: 56%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 77 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Rötlicher Bernstein
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,0
Leichte, fruchtige Süße nach roten Beeren, gefolgt von einem Hauch Orange. Angenehme Würze mit Vanille, Minze und einem Hauch weißen Pfeffer. Am Elbufer gönnen wir unserem Whisky noch ein wenig Zeit und beobachten das rege Treiben auf dem Fluss. Belohnt werden wir mit einer tollen Aussicht, neuen Aromen von Anis, frischem Heu und im Hintergrund getrockneten Tabakblättern. Für mich eine sehr gelungene Komposition von Aromen. Hierfür gibt es 8 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,0
Die in der Nase wahrgenommen Aromen lassen sich auch am Gaumen wiederfinden. Sehr angenehmes, würziges Mundgefühl mit milden eichigen Noten. Der Alkoholgehalt von 56% harmoniert vorzüglich mit den roten Beeren und der feinen Eiche. Die ausgeprägte Rotweinnote lässt sich nun erkennen. Etwas Schärfe kommt hinzu, stört aber nicht. Er wirkt nun nicht mehr ganz so süß wie am Anfang und geht leicht ins trockene über. Interessant und handwerklich gelungene Komposition verschiedener Fässer. Eine Entdeckungsreise wie in längst vergessenen Tagen. Nase und Geschmack können überzeugen. 8 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Wechselspiel zwischen angenehmer Würze und einer leichten Süße. Er bleibt etwas scharf und wird zum Ende hin sehr trocken. Die Aromen von würziger Eiche bleiben bis zum Schluss erhalten und runden unser Geschmackserlebnis ab. Den Abgang hätte ich mir ausgeprägter und nicht ganz so trocken gewünscht. Es gibt dafür 7,5 Punkte.
Preis/ Leistung (0 – 10): 7,5
Sabbel nich! Dat geit!!
Eine tolle Idee, eine tolle Geschichte und, ja, auch ein guter Whisky. Natürlich im Preis schon ein wenig ambitioniert aber, wie ich finde, noch völlig im Rahmen. Wer kann, sollte ihn einmal probieren und sich eine der noch wenigen Flaschen sichern.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,75
Fazit:
Nu aber Butter bei die Fische!
Hier befinden sich Tradition und Moderne im Einklang. Wer in Hamburg Station macht, sollte unbedingt einmal fernab von Hafenrundfahrt und Speicherstadt einen Zwischenstopp in der Weinkellerei Heinr. von Have einplanen. Dort ist es möglich, die zahlreichen Rotspons zu verkosten und in außergewöhnlichem Ambiente in längst vergessene Welten abzutauchen. Die Fasslager von Mackmyra lassen sich ebenfalls im Gut Basthorst besuchen. Es erwartet den Besucher ebenfalls ein phantastisches Genusserlebnis. Hamburg ist immer ein lohnendes Reiseziel. Kunst und Kultur als Lebensnerv. Es sollte für jeden etwas zu entdecken geben. So kann man auch noch nach unzähligen Besuchen in Hamburg immer wieder etwas Neues ausfindig machen.
Für mich war es wieder mal eine gelungene und lehrreiche Genussreise, die uns von der Elbe bis hin nach Schweden führte. Auf jeden Fall werde ich dieser Serie weiter meine Aufmerksamkeit schenken und bin gespannt, was es weiterhin zu entdecken gibt. Mackmyra hat auch noch einiges mehr im Portfolio zu bieten. Schaut doch einfach mal rein, denn Genuss verbindet!