Er hat es getan! He did it dramway. Eines der konstantesten Gesichter aus der Welt der Blogger und Vlogger ist als unabhängiger Abfüller gestartet. Die Rede ist von Malte Schweia, der schon seit 2016 als Blogger mit „Malte talks malts“ und seit 2018 auch im gleichnamigen YouTube-Kanal seine Whiskybesprechungen zum besten gibt.
Whiskys unter eigenem Label auf den Markt bringen, für Malte der nächste logische Schritt, nachdem er auch bereits schon als Brand Ambassador für die schwedische Destillerie Mackmyra arbeiten durfte. Ebenso logisch, dass eine der beiden ersten Abüllungen ein Whisky von Mackmyra ist. Die zweite kommt aus dem Land der tausend Berge und zwar von der Sauerländer Edelbrennerei.
Zwei Whiskys von Destillerien aus Schweden und Deutschland also, die ihre Qualitäten längst unter Beweis gestellt haben. Unabhängige Abfüllungen gibt es von beiden noch nicht allzu oft, ich würde sogar behaupten kaum. Meine Neugier ist geweckt und es freut mich sehr, dass Malte mir zwei Proben zum Verkosten geschickt hat.
Ich weiß nicht, wie die Empfehlung von Malte gelautet hätte, da aber der Dram Way 01, der Thousand Mountains aus dem Sauerland, ein Finish in einem rauchigen Ex-Islay-Cask erhalten hat, beginne ich mein Tasting mit der Nummer 02, dem Mackmyra.
Dram Way 02
Mackmyra
Destilliert: 28.8.2019
Abgefüllt: 13.9.2022
Gelagert in: 30L Moltebeerenfass auf Gut Basthorst (Vollreifung)
Flaschenzahl: 47
Preis: 74,90€ (0,5L)
Die Moltebeere ist eine skandinavische Spezialität und wächst dort sowohl wild als auch in Kultur. Äußerlich ähneln sie den Brom- oder Himbeeren und werden mit ihrem süßen und fein-herben Geschmack gerne zu Konfitüren, Saucen oder in alkoholischen Getränken verarbeitet. Toll, dass sich Mackmyra öfter dieser regionalen Delikatesse annimmt und dass auch Malte sich hier ein solches Fass ausgesucht hat.
Auge / Anblick, Farbe:
Kastanienbraun.
Nase / Geruch, Aroma
Wunderbar fruchtig in der Nase! Eingelegte Früchte, ein bisschen weihnachtlicher Kompott mit Zimt, Piment und süßen Pflaumen. Süßer Apfelkompott
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz
Hui, der geht tapfer auf die Zunge! Er brennt nicht, er zirbelt! Die Aromen entfalten sich mit voller Wucht im Mundraum. Die 57,7% ABV sprechen Bände. Die Früchte, der Kompott, die Gewürze, alles leicht mentholisch untermalt. Zwischendurch kommt die Süße durch, ehe die winterlichen Gewürze wieder Oberhand nehmen. Ungestüm, aber lecker!
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang
Insgesamt mittellang, von süß bis würzig.
Fazit:
Selbst für Mackmyra-Verhältnisse ist dieser Dram Way mit seinen 3 Jahren noch ziemlich jung. Vielleicht ist damit dieser ungestüme Wirbelwind am Gaumen zu begründen. Allerdings schmeckt da nichts nach einem typischen, jungen Malt. Da ist nichts metallisches oder unreifes dabei. Blind verkostet hätte ich ihm locker 2-3 Jahre mehr zugetraut. Die Moltebeer-Aromen werden hier voll ausgespielt und das bekommt man nicht alle Tage. Falls zu diesem Zeitpunkt noch irgendwo eine Flasche oder ein Sample zu bekommen ist: Probieren!
Dram Way 01
Reisen wir nun von Schweden ins Sauerland, ich bin gespannt!
Thousand Mountains (Sauerländer Edelbrennerei)
Destilliert: 2.9.2018
Abgefüllt: 1.10.2022
Gelagert in: Bordeaux Rotwein-Fass, Heaven Hill Ex-Bourbon
Finish in: 30L Islay Cask (ab dem 24.5.2022)
Flaschenzahl: 59
Preis: 69,90€ (0,5L)
Die Reifung zunächst in Bourbon und dann in Weinfässern ist quasi Standard bei den Sauerländern und hat mich bereits bei den McRavens überzeugt! Einer der besten deutschen Whiskys! Die Nachreifung im Islay-Cask klingt verlockend, ich bin neugierig.
Auge / Anblick, Farbe:
Rötliches Gold.
Nase / Geruch, Aroma
Ein Hauch Asche, weniger Rauch ist sofort vernehmbar und duftet ziemlich gelungen. Eine Brise Islay weht einem um die Nase. Süße Aromen kommen dazu. Gewürze nach Zimt und Lebkuchen passen auch in die Jahreszeit.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz
Ein richtig süßer und süffiger Antritt, die 58% Alkoholgehalt legen sich überraschend mild auf die Zunge. Süß-säuerliche Stachelbeeren mit süßem Baiser. Ein Holzfass lässt sich blicken, dazu die feuchte Asche, die das gesamte Geschmacksbild wunderbar ergänzt und kontrastiert. Herbstliche Aromen nach Duft durchströmen Gaumen, Rachen und retronasalen Raum, wie wenn man durch frisch gefallenes Laub spaziert und dieses mit Füßen in die Luft wirbelt. Das Eichenholz kommt völlig ohne Bitterkeit aus. Gefällt mir richtig gut!
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang
Von süß bis würzig und immer begleitet vom angenehmen Ascherauch verlässt dieser Whiskys in mittellanger Zeit den Rachen. Sehr schön!
Fazit:
Ex-Islay-Cask gelungen! Funktioniert nicht immer, hier ergänzt es den guten Ausgangsstoff hervorragend. Erstaunlich ist die Milde, dieser Dramway trotz des jungen Alters und der hohen Fassstärke an den Tag legt. Für mich fällt die Wahl zwischen den beiden eindeutig aus. Der Mackmyra ist ein tolles Whiskyerlebnis, aber der Sauerländer holt mich doch ziemlich ab. Richtig lecker!
Da das Auge auch mittrinkt, ist noch zu erwähnen, dass das Design der Flaschenlabels zusammen mit einem Kieler Künstler und Illustrator entwickelt worden ist. Auch optisch also kein Einheitsbrei und ein wahrer Blickfang im Whisky- oder Bücherregal. Habt ein Augenmerk auf die weiteren Abfüllungen von Malte! Er ist ein absoluter Whisky-Liebhaber und Fachmann, der weiß was er tut. Viel Erfolg weiterhin mit den eigenen Abfüllungen und danke für die Proben, lieber Malte!
Schaut mal vorbei: https://dramway.de/