Herbstzeit ist Whiskyzeit- oder den Sonnenschein im Glas.
Whiskygraphie unterwegs!
„Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah“.
Goethe
- Puni Alba Italian Single Malt Whisky
- Berry Bros. & Rudd – Blended Malt Whisky Sherry Cask Matured
- Port Dundas Single Grain Whisky 22 Jahre Signatory Vintage Cask No: 128353
Liebe Freunde des guten Geschmacks, der Herbst hält nun Einzug und die Tage werden wieder kürzer. Was gibt es da wohl schöneres als einen Ausflug raus in die Natur. Gerade weil uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und Corona so langsam aufs Gemüt schlägt. Bewegung an der frischen Luft tut gut und lässt den Kopf wieder frei für neues werden. Was liegt also näher, als den Rucksack zu packen, um ein schönes Picknick in der Natur zu genießen. Da darf und soll natürlich der Whisky nicht fehlen. Also, legen wir los.
Eifel-Traumpfad „Pellenzer Seepfad“
Auf dieser Genusswanderung werden wir mit einzigartigen Einblicken in die vulkanische Vergangenheit am Eppelsberg, Vulkanismus live am Laacher See mit Blick auf das Kloster Maria Laach, grandiosen Ausblicken auf den Krufter Waldsee und herrlichen Aussichten in die Pellenz belohnt werden. Der Wegename führt ein wenig in die Irre, denn tatsächlich geht es nur knapp 30 Minuten der fünfstündigen Runde am Seeufer entlang. Große Teile der 16,3 Kilometer langen Strecke sind dagegen dem Vulkanismus in der Eifel gewidmet.
Hermannhütte
Die Wanderung beginnt für uns direkt vor der Haustür, wo wir nach kurzem Aufstieg schon zu Beginn mit einem tollen Panoramablick an der Hermannhütte belohnt werden. Bei guter Fernsicht eröffnet sich der Blick bis hin in den Taunus, das Rheintal und den Westerwald. Die Hütte lädt zum Verweilen ein, doch leider ist es für den Genuss noch etwas zu früh. Für uns geht es weiter, entlang am Rand des Tagebaus „am Eppelsberg“ in Richtung Krufter Waldsee. Durch den noch aktiven Tagebau wird in den 60 Meter hohen Schichten der Aufbau eines Schlackenkegels für uns sichtbar. Bezaubernde Passagen mit Mischwald begegnen uns, bis wir den Rastplatz am Krufter Waldsee an einer großen Lichtung erreichen. Der mitten im Wald gelegene Krufter Waldsee ist eine ehemalige Bimsgrube und wurde in den 1980er Jahren renaturiert.
Apfelkuchen und Whisky
Nunmehr wird es Zeit für die erste Rast und unseren ersten Whisky, bevor es mit dem Anstieg zur Teufelskanzel weitergeht. Wir decken den Tisch und machen es uns auf den Bänken gemütlich. Dazu gibt es frisch gebackenen Apfelkuchen mit Zimt. Hierzu harmoniert meiner Meinung nach wunderbar der Blended Malt Scotch Whisky „Sherry Cask Matured“ vom unabhängigen Abfüller Berry Bros. & Rudd der Serie The Classic Range. Eine wunderbare Sherrybombe mit satten Aromen und einem grandiosen Preis-Leistungsverhältnis. Leider verrät das Etikett weder Herkunft noch Fasszusammenstellung. Dafür kann er im Aroma, Geschmack und im Finish deutlich überzeugen. Dieser Blended Malt sollte in keiner Bar fehlen! Whiskygramm folgt.
Teufelskanzel
Nun beginnt der Aufstieg zur Teufelskanzel. Durch den lichten Laubwald erblickt man nach nur kurzer Zeit ein steil aufragendes Massiv: Den Vulkanberg „Krufter Ofen“. Der Gipfelsturm beginnt auf mäßig ansteigenden Waldwegen, doch kurz vor dem Felsen geht es steil hinauf, entlang einer eindrucksvollen Felsnische, zum Felsvorsprung Teufelskanzel. Dort angekommen, wird man gerade im Herbst bei Sonnenschein mit einer phänomenalen Aussicht belohnt. Zweifelsohne sollte man einen Augenblick innehalten und die Natur mit ihren beachtenswerten Bildern auf sich wirken lassen. Unterhalb liegt nun der Krufter Waldsee. Bei klarer Sicht kann man hier bis tief in den Westerwald, Taunus und hin zum Hunsrück blicken.
Laacher See
Der Abstieg führt uns durch einen beschaulich alten Buchenwald, der durch seine hohen Baumkronen etwas mystisches besitzt. Nach nur ca. 800 Metern kann man am Wegesrand einen großen Felsvorsprung erkennen, der tief ins Tal hineinragt. Er gibt die Sicht auf den Vulkanberg „Krufter Ofen“ frei. Dies ist nun wirkliche der richtige Moment, um noch eine kleine kulinarische Pause einzuschieben. Die Picknickdecke wird ausgerollt und Blätterteig, gefüllt mit Schafskäse, wird gemeinsam mit dem Whisky bereitgestellt. Unser Puni Alba fügt sich hier sehr gut ins Genussbild ein. Lecker! Es ist ein wirklich schöner Moment. Was für ein herrlicher Ausblick. Heimat!
Die Waldstimmung ist immer noch still und idyllisch. Zum See gelangt man über den Höhenrundweg vorbei an der „Jägerspitze“ herab zum Ufer. Dort kann man kleine Lava und Basaltabbrüche bewundern, die bis hinauf zur Caldera des Laacher Sees ragen. Hier erlebt man den Eifelvulkanismus hautnah. Aufsteigende Mofetten im Wasser zeigen hier die deutlichen Spuren des aktiven Vulkanismus. Auf der gegenüberliegenden Seite sind zwischen den Bäumen die Türme der Pfeilerbasilika von Maria Laach zu erkennen. Der Pellenzer Seepfad folgt für einige Kilometer dem Ufer, bevor es wieder steil hinauf zur Ahrefeld Schutzhütte geht. Wer nun den großen Hunger verspürt, kann sich in Richtung Parkplatz am Waldfrieden orientieren. Dort ist ein wirklich schönes Restaurant mit Sonnenterasse und Blick auf den See zu finden. Im Restaurant Waldfrieden kann man leckere regionale Küche und Vulkan Bier aus der Heimat genießen. Wir müssen aber von der Schutzhütte weiter über gemütliche Waldwege über die L116 in Richtung Keltischer Baumkreis.
Lost Places „Heimschule Maria Laach“
Entlang eines Baumlehrpfades erreichen wir nach kurzer Zeit ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Die unübersehbare Ruine einer katholischen Konfessionsschule, die 1927 erbaut wurde. Bei der ehemaligen Heimschule handelte es sich um ein Internat, in dem Schüler von der Sexta bis zum Abitur unterrichtet wurden. Schüler, die im Haus wohnten, aber auch aus der Umgebung kommen konnten, begannen an Ostern 1928 erstmals mit dem regulären Schulbetrieb. Neben dem Unterricht standen viele Wanderungen, sportliche Aktivitäten, handwerkliche Arbeiten und Gartenarbeiten auf dem Tagesplan der Schüler. Träger der Heimschule war die „Gesellschaft für ländliches höheres Heimschulwesen“. Gesellschafter waren der Bischöfliche Stuhl in Trier und die Benediktinerabtei Maria Laach.
Auf diesem Hochplateau ist es an der Zeit, unseren nunmehr letzten Whisky zu genießen. Der Location angepasst finde ich den Single Grain Scotch Whisky, Port Dundas 22 Jahre von Signatory Vintage aus der Cask Strength Collection als angemessen. Man wird für die lange Wartezeit mit vielschichtigen Aromen belohnt. Durch die 22 Jahre Reifezeit wird der ohnehin weiche Grain Whisky komplex und cremig. Die Reifung erfolgte in einem Hogshead und wurde in Fassstärke mit 59,0% vol. abgefüllt. Port Dundas ist eine der größten „Lost Distilleries“ Schottlands. Die ehemalige Lowland Brennerei lag im Zentrum Glasgows am Forth-Clyde Kanal und produzierte ausschließlich Grain Whisky für die Blendindustrie. Unter anderem wurden Haig, White Horse und Johnnie Walker mit ihrem Grain versorgt. 2010 beschloss der Eigentümer Diageo, die Destillerie zu schließen und die Produktion zur Cameronbridge Brennerei zu verlagern. Der unabhängige Abfüller Signatory Vintage konnte sich noch ein paar alte Fässer sichern, die nun nach und nach abgefüllt werden. Mich konnte er überzeugen. Ein wahres Juwel und Sonnenschein im Glas! Beim Grain bekommt man noch alte Schätze zum fairen Preis.
Ab nach Hause!
Machen wir uns nach diesem Genuss langsam auf den Heimweg. Wieder wandern wir durch alte Buchenwaldbestände mit tollen Aussichtspunkten ins Brohltal und hinüber in den Westerwald. Entlang des Waldrands gelangt man nach wenigen Kilometer wieder zum Ausgangspunkt nach Nickenich. Die Wanderung hatte ich letzte Woche gemeinsam mit meiner Frau und einer befreundeten Familie durchgeführt. Inspiriert durch eine Tour, die wir zuvor mit einigen Whiskygraphen im Sommer durchführen konnten.
Wer macht mit?!
Wandern und Whisky kann man, wie man sieht, sehr schön miteinander kombinieren. Wer Lust hat, kann sich uns gerne im nächsten Jahr, wenn es die Pandemie wieder zulassen sollte, anschließen. Geplant ist eine Genusswanderung mit speziell ausgesuchten Whiskys und leckeren kulinarischen Highlights. Meldet Euch gerne, denn Genuss verbindet. Wir freuen uns!
Es grüßt Patrick
Tipp: Für die Wanderung den Whisky in kleine Sample Fläschchen abfüllen, das spart Platz im Rucksack. Das Glas kann man in eine kleine Pappröhre oder eine alte Whiskydose packen, dann steht dem Genuss nichts mehr im Wege.