Brüssel schlägt wieder zu. Nach dem erfolgreichen Vorstoß, Deckel von Plastikflaschen per Gesetz an den Flaschen zu befestigen, nimmt sich die Europäische Union nun die nächste Bastion der bürgerlichen Freiheit vor: den Whiskyverschluss. Ja, du hast richtig gelesen – künftig sollen auch bei hochwertigen Spirituosen wie Whisky die Korken oder Schraubverschlüsse fest mit der Flasche verbunden sein.
Die EU-Verordnung „SPIRITS-TIE-2025“ (Draft 1.4.04) sieht vor, dass ab dem 1. Januar 2026 alle neu in Verkehr gebrachten Flaschen mit einem Verschluss ausgestattet sein müssen, der nicht mehr vollständig abgenommen werden kann. Ziel sei es – so heißt es aus Brüssel – die Zahl der verlorenen und achtlos weggeworfenen Korken und Metallkapseln „erheblich zu reduzieren“. Umwelt- und Verbraucherschutz gingen nun mal Hand in Hand.
Ein Sprecher der Kommission sagte dazu:
„Der Korken ist ein Relikt des 19. Jahrhunderts. Wir müssen uns als EU modernisieren. Die moderne Whiskyflasche der Zukunft ist nachhaltig, sicher – und bleibt geschlossen, wenn sie offen ist.“
Widerstand aus Schottland – aber auch aus Bayern
Während sich die Destillerien in Irland mit britischem Galgenhumor fügen („Dann trinken wir halt direkt aus der Flasche“), herrscht in Schottland blankes Entsetzen. Die Scotch Whisky Association (SWA) protestiert scharf gegen das Vorhaben. „Ein Teil des Genusses besteht darin, den Korken mit einem befriedigenden Plopp zu ziehen – soll uns das jetzt auch noch genommen werden?“, klagt ein Vertreter der Brennerei Teeling.
Auch in Bayern, wo regionale Brennereien wie Slyrs oder St. Kilian von der Maßnahme betroffen wären, regt sich Widerstand. CSU-Politiker Markus Hölzl hat bereits einen Brandbrief nach Brüssel geschickt, in dem er von einem „kulturellen Korken-Kahlschlag“ spricht.
Technische Herausforderungen – erste Prototypen bereits gesichtet
Einige innovative Brennereien arbeiten bereits an sogenannten „Click‘n’Sip“-Systemen, bei denen der Korken über ein flexibles Band mit der Flasche verbunden bleibt – ähnlich wie bei Safttüten. Andere setzen auf Schraubverschlüsse mit Scharnier, wobei sich die Ästhetik eher an Duschgelflaschen als an edle Tropfen erinnert.
Erste Versuchsflaschen wurden auf der diesjährigen „European Spirits Tech Expo“ in Brüssel präsentiert – die Reaktionen reichten von irritiert bis entsetzt. Ein Besucher bemerkte trocken: „Das sieht aus wie eine Mischung aus Babyflasche und Designer-Vodka. Ich weine innerlich.“
Was bedeutet das für Whiskygenießer?
Dram trinken mit Korken baumelnd am Hals?
Flaschenteilungen mit Verschluss-Festhalte-Technik?
Whiskyverkostungen mit integrierten EU-Kontrollsiegeln?
Die Zukunft des Whiskys steht – zumindest symbolisch – am Scheideweg.
Oder, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen: „The cork is dead, long live the tethered cap.“
Wir von Whiskygraphie fordern: Lasst dem Whisky seinen freien Verschluss!
Oder wir müssen künftig unsere Drams per Tropfflasche dosieren…
In diesem Sinne –
Slàinte Mhath