Indische Whiskys – ein Thema für sich. Zum ersten Mal war mir ein Hinweis auf diese in einem Tasting gegeben worden. Der damalige Referent verwies auf die ungeheuren Mengen, die in dem bevölkerungsreichen asiatischen Land produziert und getrunken werden.
Und jener Whiskykundige verwies auch auf den Indischen Brauch die Whiskys mit sehr hohem Alkoholgehalt auf den Markt zu bringen. Über die Qualität äußerte er sich überaus geringschätzig. In entsprechenden Artikeln und eben solchen Medien konnte ich später nachvollziehen, wie er zu dieser Aussage gekommen war.
Allerdings gibt es, und mich hat das dann doch überrascht, zwei große Ausnahmen. Erstens Paul John und zweitens Amrut. Beide produzieren nicht solch große Massen und was bisher von ihnen bei mir im Glas gelandet ist, war ausnahmslos gut.
Paul John hat im September 2018 eine sehr beachtenswerte Christmas Edition auf den Markt gebracht. Jene kann mit 46% als 7-jährige Mischung aus getorftem und ungetorftem Whisky doch sehr überzeugen.
Und von Amrut konnten mich bisher vor allem der Cask Strength und der Cask Strength Peated besonders für sich einnehmen. Beide zähle ich unter Fokussierung der Preisleistung und gemessen am reinen Geruchs- und Geschmackserlebnis zu den besten Whiskys, die überhaupt am Markt erhältlich sind.
Mit dem Amrut Madeira hat es nun ein Whisky in mein Glas geschafft, auf den ich mich sehr freue, da mir auch Madeira-Finishes in der Regel gut gefallen. Bedanken darf ich mich bei Kirsch Whisky, dem Importeur des Amruts, für die kostenfreie zur Verfügung Stellung einer kleinen Probe des Whiskys.
Ich bin gespannt, was das Batch 1 der limitierten Abfüllung aus dem Jahr 2018, das im August abgefüllt worden ist, zu bieten hat.
Whisky: Amrut Madeira
Distille: Amrut
Abfüller: Amrut
Typ: Single Malt
Land / Region: Indien
Alter: NAS
Fasstypen: Madeirafässer (finish)
Flaschenanzahl: 4.800
Alkoholgehalt: 50,0%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 115 Euro
Whiskybase ID: 118429
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8
Unmittelbar nach dem Einschenken wirkt der Malt leicht alkoholisch, fruchtig und süß. Die Alkoholnote verfliegt rasch. An Früchten kommt Pfirsich klar durch, dazu etwas Aprikose und sehr dezent Orange. Insgesamt erzielt der Whisky eine frische, doch reife Wirkung mit einem kleinen Touch nicht störender Jugendlichkeit. Hintergründig findet sich basal eine würzige Note, die Vanille und frischen Toast mitbringt. Mandeln und Kokus schimmern leicht durch. Die Entwicklung im Glas ist über die Zeit außergewöhnlich gut. Dabei wird die Fruchtsüße wuchtiger und weitere süße Zuckernoten ergänzen den Riechgenuss. Der Amrut Madeira braucht definitiv etwas Zeit im Glas um sich entfalten zu können. Was man dann allerdings olfaktorisch beobachten darf, ist eine sehr beeindruckende Entwicklung von einem leicht disharmonischen hin zu einem perfekt harmonischen Eindruck. Das fällt tatsächlich genau in mein Beuteschema, erinnert mich etwas an Glendronach und bekommt die 8.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein wunderbarer Antritt fruchtig süßer Natur mit einem leichten Bizzeln auf der Zunge. Auch im Geschmack beglücken zunächst die Noten von Pfirsich, Aprikose und Orange. Schokolade, Kakao, Kokus, Mandel und Karamell machen eine grandios süße Symphonie der Aromen aus. Die Konsistenz ist optimal ölig. Der Körper könnte etwas raumgreifender sein, die tollen Aromen dürften gerne etwas intensiver um sich greifen. Der Alkohol ist gut, aber nicht optimal eingebunden und bleibt in Relation zu den Geschmacksaromen etwas zu vordergründig. Auch vom Geschmack und Mundgefühl liegt der Amrut Madeira dort, wo ich einen ausbalanciert harmonischen Whisky gerne haben will. Er erinnert mich hier an einen Edradour Straight from the Cask mit Madeira-Finish, der mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Für mich auch die 8.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,5
Initial wird der mittellange Abgang von Schokolade, Karamell und Cappuccino eingeläutet. Ein sanfter Kaffeeton hallt nach, während der Malt noch lange von unten heraus wärmt. Zu dem Cappuccino-Kaffeeton kommt spät auch ein Anklang von Eichennoten harmonisch hinzu, der eine leichte Trockenheit mitbringt. Auch sehr gut, allerdings sind mir die fruchtigen und süßen Aromen etwas zu rasch flüchtig, die 7,5.
Preisleistung (0 – 10): 7
Habe ich mich bisher ob der Güte des Whiskys doch verhältnismäßig leicht mit der Beschreibung und Bewertung getan, wird es jetzt schwer. Ich hatte den Whisky ohne Kenntnis seines Preises im Glas. Und während der Verkostung, orientiert an den Preisleistungs-Knallern des Amrut Cask Strength und Amrut Cask Strength Peated, quasi bereits eine Flasche geordert. Da mir der Preis nun bekannt ist kann ich sagen, dass der Amrut Madeira hinsichtlich der Preisleistung zwar nicht in der Liga seiner fassstarken Familienmitglieder spielt, aber doch, vor allem wenn man die Preise für Madeirafässer, die Limitierung und seine Güte berücksichtigt, gut ist, die 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Unter dem Strich ein wirklich toller Whisky, der mich zu begeistern vermag. Er braucht etwas Aufmerksamkeit und Zeit, ist für mich von einem Schottischen Whisky durch nichts zu unterscheiden, dabei individuell und einzigartig, überfordert nicht und hat doch einiges zu bieten, die 7,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Malt mit knapp 87 Punkten bewertet. Ein Urteil, dem ich mich durchaus anschließen kann. In mir tobt bereits der Kampf, der sich darum dreht, ob ich mir eine Flasche des Amrut Madeiras zulegen soll. Gott sei Dank bin ich ein guter Verlierer.
Amrut und Kirsch Whisky in Frankfurt: Indischer Whisky bei der Interwhisky 2019 - Whiskygraphie
[…] der Amrut Madeira vorgeschlagen. Ich gebe da den Spielverderber, da mir dieser bereits seit einer Verkostung für Kirsch Whisky, dem Importeur des Amruts, gut bekannt […]