Deutscher Whisky – ein Thema an dem kein Vorbeikommen mehr ist. Geliebt oder verschmäht, aber immer heiß diskutiert. Sogar bei einem unserer letzten Web-Videokonferenzen ergab sich der Wunsch aller Teilnehmer doch mal einen Abend nur über deutschen Whisky zu diskutieren. Und alle waren sich einig: Die Vielfalt ist riesig, die Qualität hängt stark von Machart und Herkunft des Brennmeisters ab, wird aber insgesamt immer besser!
Und ob man nun in Schottland, Irland, Indien oder Deutschland Whisky produziert, wichtig sind Herzblut und Tatendrang für den Erfolg. Heute wagen wir uns mal in das Land der 1000 Berge – das Sauerland.
Natur und Leidenschaft, damit wirbt die Sauerländer Edelbrennerei. Dass dort mit Leidenschaft Whisky gebrannt wird, haben wir schon mitgekriegt. Allerdings müssen wir gestehen, bislang noch keinen im Glas gehabt zu haben. Die Vielfalt aus aller Welt ist einfach zu groß und auch auf den diversen Whiskymessen bleiben am Ende vom Tag meistens noch unendlich viele unerledigte Aufgaben liegen. Daher ist es einfach eine tolle Gelegenheit, dass Tommy, Julius und Julian von der Sauerländer Edelbrennerei mir eine Probe ihrer neuen Cask Strength-Sonderedition des McRaven Single Malt Whiskys zugesendet hat. Vielen Dank! Ich lasse mich überraschen und bewerte unabhängig.
Distille: Sauerländer Edelbrennerei
Abfüller: Originalabfüllung
Typ: Single Malt Whisky
Land / Region: Deutschland/Sauerland
Alter: 3 Jahre
Abgefüllt: 2020
Fasstypen: Toskanische Rotweinfässer und Ex-Bourbonfässer
Flaschenanzahl: 1000
Alkoholgehalt: 59,8%
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 69,90 Euro
Whiskybase ID: 151867
Auge / Anblick, Farbe:
Sattes Rotgold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Der Single Malt bietet fassstarke 59,8% Alkoholgehalt, welche die Nase auch sofort kräftig mit Aromen versorgen. Dezentes Eichenholz, Vanille, Karamell, süße Trockenfrüchte. Schon die erste Nase beschert wirklich schöne Düfte. Auch ein frisches Aroma nach Waldbeeren lässt sich finden und hat seinen Ursprung ganz sicher in den Weinfässern. Spannend ist die Reihenfolge der Fassbefüllung. Meistens werden zuerst Ex-Bourbonfässer befüllt und einige Zeit reifen gelassen, ehe man ein Finish von einigen Monaten in diversen Weinfässern vornimmt. Das ist keine Regel, aber so findet man es häufig. Hier ist es andersherum. Zuerst reifte der Whisky für ein Jahr in toskanischen Rotweinfässern, um dann in Ex-Bourbonfässern aus Kentucky in weiteren zwei Jahren seine Vollendung zu finden. Die Nase meint schon mal sehr schön!
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Auch am Gaumen legt der Mc Raven einen kräftigen Start hin, begleitet von einem süßen Beerenmix. Leichte Tannine und Rotweinaromen füllen den Mundraum aus und wandeln sich zu eher leicht würzigen, sanft pfeffrigen Eichenholzaromen. Das ist wirklich lecker! Solch eine Fülle an Aroma nach gerade 3 Jahren Reifung ist schon wirklich gut, das muss man so festhalten. Inwieweit die Reihenfolge der Fassreifung dabei eine Rolle spielt, wäre mal zu erfragen. Auf jeden Fall ergänzen sich die beiden Fassarten richtig gut. Hintergründig schwingt noch etwas süßes Gerstenmalz mit.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Der mittellange Abgang bietet keine besondere Überraschung mehr und lässt die Geschmäcker von Beeren, Eiche und Rotwein angenehm und wärmend abklingen.
Preisleistung (0 – 10): 7
Deutscher Whisky und das leidige Thema Preisleistung. Bei 70 Euro für immerhin 70cl eines 3-jährigen Single Malts kann man auch hier nicht von einem Preisleistungssieger sprechen – Fassstärke hin oder her. Da man das Preisniveau allerdings nicht mit dem in viel höherer Auflage hergestellten schottischen Whisky vergleichen kann, möchte ich fairerweise auch mit der deutschen Konkurrenz vergleichen. Und da geht der Preis insgesamt in Ordnung, vor allem, wenn man bedenkt, dass die deutschen Destillerien oft nur in halben Litern abfüllen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Kurze und knackige Fassreifung, tolles Aroma, voluminöses Mundgefühl, wärmender Abgang. Mit der Weinfassreifung und der Abfüllung in Fassstärke liegt dieser Single Malt voll im Trend. Wieder ein deutscher Whisky der wirklich zu gefallen weiß!
Fazit:
Manchmal muss man halt auch mal mit der Nase in ein Glas Whisky gestupst werden. Natur und Leidenschaft haben die drei Sauerländer Jungs versprochen. Ehrliches Handwerk und Können möchte ich noch ergänzen. Eine Story wie die der drei Gründer, die sich im Jahr 2000 in das Abenteuer, eigene Destillate in höchster Qualität produzieren zu wollen, gestürzt haben und mittlerweile eine zweite Brennanlage in einem alten Sägewerk in Betrieb genommen haben, gehört zum Erlebnis eines Whiskys auch dazu. Sie lässt sich hier noch einmal nachlesen. Vielen Dank dafür!
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