It’s a long way to Tipperary, it’s a long way to go.
Das irische Volkslied aus dem Jahr 1912 handelt von der Sehnsucht eines Iren nach seiner Freundin im County Tipperary im Süden Irlands. Gesucht, gefunden und lieben gelernt haben sich bereits Jennifer Nickerson und Liam Ahearn. Jennifer ist Geschäftsfrau, ihr Vater Stuart hat bereits für einige schottische Destillerien gearbeitet und Liams Familie gehört Farmland im benachbarten Ballindoney. Was liegt da näher als mit selbst angebauter Gerste, dem Know-how des Vaters und mit einer großen Portion Geschäftstüchtigkeit eine eigene, neue Destillerie aufzubauen und Whisky zu brennen? Bereits seit einiger Zeit wird gebaut und in noch im Laufe des Jahres 2018 soll mit dem Brennen begonnen werden! Bis der erste eigene Tropfen in die Flaschen kommt, ist noch ein weiter Weg zu gehen.
Um die Wartezeit bis zum ersten eigenen Destillat zu überbrücken haben die drei Eigentümer bereits eine kleine ansehnliche Palette an Single Malt Whiskeys als quasi unabhängiger Abfüller unter dem Namen „Tipperary Boutique Selection“ auf den Markt gebracht. Die Fässer wurden alle vom Malt Master Stuart Nickerson persönlich ausgesucht. Die Flaschen der Whiskeys The Rising, Watershed und Knockmealdowns werden handschriftlich durchnummeriert, der Inhalt mit dem eigenen Quellwasser der Farm auf 47% Trinkstärke gebracht und nicht kühlfiltriert. Schade: Die Herkunftsbrennerei der Fässer wird nicht angegeben. Trotzdem überwiegen die positiven Fakten, so dass mir die drei Firmengründer jetzt schon irgendwie sympathisch sind und ich gespannt bin, wie es in Tipperary in den nächsten Jahren weitergehen wird.
Als ein besonderes Highlight kam bereits 2017 die erste Single Cask Abfüllung von Tipperary exklusiv auf den deutschen Markt. 9 Jahre in einem Oloroso-Sherryfass gereift, zum Abschluss für kurze Zeit in ein Rotweinfass der Bodega Faustino und dann mit kräftigen 60,5% in insgesamt 300 Flaschen abgefüllt. Die Fakten klingen verführerisch. Kann der Whiskey die großen Erwartungen erfüllen? Lasst ihn uns probieren!
Distille: nicht bekannt
Abfüller: Tipperary Boutique Distillery
Typ: Single Malt Whiskey
Land / Region: Irland
Alter: 9 Jahre (destilliert 11/2007, gebottled 03/2017)
Fasstypen: First fill Oloroso Sherry, Rioja-Rotweinfass der Bodega Faustino, Fassnummer 16670
Flaschenanzahl: 300
Alkoholgehalt: 60,5%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 75 Euro
Whiskybase ID: 97511
Auge / Anblick, Farbe:
Kräftiger dunkler Butterscotch-Farbton.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Es kommt einem ein kräftiges Bouquet an Tanninen, Nadelbäumen, Trockenfrüchten, Preiselbeeren und Marzipan entgegen. Begleitet von einem relativ scharfen Geruch – Alkohol, Pfeffer, Eichenfass? Schwer zu fassen. Was mir gut gefällt ist die leicht moderige Hintergrundnote, das könnte etwas Schwefel sein. Insgesamt sehr interessant und intensiv, aber etwas durcheinander und recht kantig. 7 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Auf der Zunge zunächst kurz süß und ölig, dann explodiert er aber im Mundraum. Die kräftigen 60,5% Alkohol transportieren Trockenfrüchte und Pfeffer an die Geschmacksknospen. Es haften deutlich Tannine am Gaumen, wie ich sie bei einem schweren Rotwein schätze. Die kräftige Alkoholstärke ist durchaus gut pur genießbar. Einige Tropfen Wasser machen ihn deutlich samtiger und man schmeckt doch einiges mehr vom Eichenfass und dazu noch Wacholdernoten. Der Einfluss des Rotweinfasses gefällt mir gut, daher gibt es hier 7,5 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Unverdünnt wärmt der kräftige Whiskey noch minutenlang die Speiseröhre. Aber auch mit Wasser verdünnt liegen einem noch relativ lange die Tannine auf der Zunge und am Gaumen. Eine angenehme Eichenfassnote bleibt ebenfalls lang. Nicht ewig lang, aber trotzdem nette 7 Punkte wert.
Preisleistung (0 – 10): 6
Für gerade 9 Jahre ist er nicht gerade günstig, aber ein limitierter, irischer Single Cask mit einem besonderen Finish in einem spanischen Rotweinfass hat seinen Preis.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Fazit:
Konnte der Tipperary Red Wine Cask meine Erwartungen erfüllen? Nicht ganz! Bei einem Whiskey aus dem Rotweinfass erwartet man vielleicht oft etwas zu viel an Vollmundigkeit und Intensität. Intensiv ist er, aber nicht unbedingt vollmundig, auch wenn die Tannine des Rotweins doch recht deutlich zu schmecken sind. Ich erwarte bei einem Single Cask auch nicht, dass er rund ist, einige Kanten und Ecken stehen ihm durchaus zu. Ich bereue es keineswegs mir eine Flaschen zugelegt zu haben, eine weitere würde es aber wohl nicht in mein Regal schaffen. Unter Strich hat mir der erste Single Cask aus Tipperary sehr gut gefallen, mich aber nicht endgültig überzeugt. Trotzdem verfolge ich sehr gespannt, was von dort in Zukunft kommen wird.
Im Januar 2018 wurde der nächste Single Cask, diesmal aus einem Portfass, abgefüllt. Dieser war überall relativ schnell restlos ausverkauft und ich muss mich nun auf die Suche nach einem Sample machen.
Black Rock Batch 3 - Whiskygraphie
[…] Cask Strength, Writer’s Tears Cask Strength oder, wenn es etwas weinlastiger sein darf, der Tipperary Red Wine Cask. Zudem empfahl mir eine gewisse Mareike Spitzer noch ihren Black Rock Whiskey, der genau das […]