In Derry, Nordirland sind die Bauarbeiten zur „The Quiet Man Craft Distillery“ in vollem Gange. Wir können uns also auf einen weiteren Ort auf der irischen Whiskeylandkarte freuen. Zurzeit wird der Whiskey noch von Großbrennereien zugekauft, in eigene Fässer gefüllt und selbst gelagert. Zum Portfolio gehören ein Blended Whisky, ein 8- und ein 12-jähriger Single Malt, sowie zwei 8-jährige Single Cask Abfüllungen.
Die Abfüllungen wurden nach dem Vater des Firmenchefs, John Mulgrew, benannt. Dieser war über 50 Jahre als Barkeeper tätig und genoss als bester Freund und Ersatz-Beichtvater das Vertrauen seiner Gäste – „The Quiet Man“ eben. Die Geschichte dazu macht bereits Lust auf einen Dram:
„Mein Vater war ein Barkeeper, der über 50 Jahre in Bars und Pubs in und um Belfast arbeitete. Manchmal hat er mich mit zur Arbeit genommen, so wuchs ich mit der Liebe zu den Gerüchen und den Klängen der Bar auf, dem Gelächter und dem Geruch des Bieres und des Whiskeys. Vor allem des Whiskeys. Nun mache ich meinen eigenen Whiskey und habe ihn nach meinem Vater benannt. In 50 Jahren als Barkeeper hat er viele Dinge gesehen und viele Geschichten gehört, aber wie alle guten Barkeeper, hat er nie eine der Geschichten weitererzählt. Mein Vater, John Mulgrew, The Quiet Man oder wie man auf irisch sagt: An Fear Ciuin.“
Distille: The Quiet Man Craft Distillery (noch nicht aus eigenen Pot Stills, sondern von Cooleys)
Abfüller: The Quiet Man Craft Distillery
Typ: Single Cask
Land / Region: Irland
Alter: 8 Jahre
Fasstypen: Bourbonfässer, Oloroso Sherry Butt Finish
Flaschenzahl: 950
Alkoholgehalt: 46%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 48 Euro
Whiskybase ID: 94176
Auge / Anblick, Farbe:
Ein schöner, kräftiger Rosé.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Manchmal muss man stundenlang seine Nase ins Glas halten und es fällt schwer die aufgenommenen Aromen mit Begriffen zu assoziieren. Nicht so bei diesem Whiskey. Ich habe sofort einen Duft in der Nase, wie ich mir ein Sherryfass vorstelle, wenn man seine Nase hineinhält. Und dazu eine unreife Banane. Alles weitere was es zu entdecken gibt, würde ich mit Trockenfrüchten und Zitrusfrüchten beschreiben. Aber auch etwas würziges und im Hintergrund schwarzer Kaffee. Gefällt mir insgesamt ziemlich gut.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Ein relativ scharfer und kräftiger Antritt, den ich so nicht erwartet hätte, mit würziger Eiche und am Gaumen Kaffee sowie Kakao, aber der bittere zum Backen, kein süßer Nesquik. Dieser eher herbe Antritt wird aber augenblicklich von einer fruchtigen Süße und deutlichem Sherryaroma abgelöst. Sehr gut!
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Das Sherryaroma hält sich auch im Abgang, der relativ lang ausfällt und auch von einem holzigen Eichenton getragen wird. Irgendwo hinter diesen Aromen muss ich doch daran denken, dass dies ein typischer Ire ist, der seine Herkunft nicht versteckt. Wunderbar!
Preisleistung (0 – 10): 6
Rund 50 Euro für einen 8-jährigen Whisky sind nicht wenig. Allerdings überzeugt die Qualität und man muss auch das allgemeine Preisniveau der Iren bedenken. Von daher OK.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Fazit:
Die Fassauswahl für die 15-monatige Nachreifung im Oloroso Sherrybutt war erstklassig. Anders kann man sich diesen Geschmack nicht erklären. Ein toller irischer Whisky der viel bietet: Von fruchtig bis herb, einem kräftigen Antritt und einem gefährlich süffigen Abgang. Man darf gespannt sein, was zukünftig noch vom Quiet Man auf den Markt gebracht wird.