Die Abfüllungen der beiden Brüder Alex und Chris aus Berlin, sie nennen sich „The Barreliers“, habe ich schon länger im Blick. Neben diesem Miltonduff gab es zur Premiere einen Ardmore. Ich habe es allerdings aufgrund der Hülle und Fülle an neuen Whiskys, die tagtäglich erscheinen, einfach noch nicht geschafft, mal einen der beiden Whiskys zu probieren. Dabei bringen sie doch viel mit, was das Herz des Whiskykenners akut höher schlagen lässt: Single Cask, Fassstärke, keine Kühlfiltrierung und gefärbt sind sie auch nicht. Einzig die relativ kurze Reifezeit von 6 Jahren lässt die Frage zu: Hat das First Fill Bourbonfass in dieser Zeit schon ausreichend Eindruck hinterlassen?
Die zum Konzern Pernod Ricard gehörende Brennerei Miltonduff („schwarze Mühle“) ist in der Nähe von Elgin in der Speyside gelegen. Der Whisky ist ein fester Bestandteil der Blends von Ballantine’s und Teachers. Es gibt auch einige eigene Abfüllungen, die vom unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail vetrieben werden. Interessant: Die bis 1981 auf zwei, danach stillgelegten, Lomond Stills produzierten Whiskys werden unter dem Namen Mosstowie u.a. auch von Signatory Vintage vertrieben.
Es ist eine Glaubensfrage: War es Fügung oder Zufall? Bei einem Gewinnspiel des geschätzten Bloggerkollegen Malte Schweia von A dr(e)am of sea war ich jedenfalls der glückliche Gewinner einer Flasche Miltonduff von The Barreliers. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal! Ob nun König Zufall oder das Werk höherer Mächte, es wurde Zeit diesen Whisky endlich zu verkosten. Was erwarte ich? Einen kräftigen und jungen Whisky mit süßen Bourbonnoten, aber deutlich malzigem Grundcharakter. Dann wollen wir mal.
Distille: Miltonduff
Abfüller: The Barreliers
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland/Speyside
Alter: 6 Jahre
Abgefüllt: 2017
Fasstypen: 1st fill bourbon casks
Flaschenanzahl: 211
Alkoholgehalt: 62,1 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 46,90 Euro
Whiskybase ID: 106363
Auge / Anblick, Farbe: Gelb-gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6,5
Oh ja, in der Nase erzeugt der junge Wilde ordentliche Alkoholwinde. Der braucht etwas Zeit im Glas, um sich zu beruhigen. Und dann öffnet er sich auch langsam. Zunächst vernehme ich nasses Stroh, dann helle Früchte, genauer gesagt Stachelbeeren. Es dauert ein Weilchen bis dann endlich ein süßes Bourbonaroma durchkommt. Oh ja, das ist Honig, in der Verbindung mit dem kräftigen Alkohol aber doch eher Met oder Honigschnaps. Letztlich setzen sich weitere helle Früchte durch, die ich als weiche geschwefelte Trockenaprikosen deuten würde. Insgesamt weiß er durchaus zu gefallen, was mir 6,5 Punkte wert ist.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Hallo, i bims! Eigentlich nicht überraschend und doch meuchlings wie die 62,1% die Zunge betäuben. Trotzdem ist er aber durchaus pur trinkbar, denn er bringt mega viel Süße mit. Er ist fast schon süffig, wenn man das so sagen kann. Und da ist noch etwas, dessen Geschmack ich noch nicht zu definieren vermag. Vielleicht hilft ein Tropfen Wasser, denn Malte hat mir auch in seiner beiliegenden Grußbotschaft dazu geraten, dass er ein wenig Wasser gut vertragen kann. Und tatsächlich zeigen sich nun Äpfel und eine leckere Malzigkeit, ohne dass der Whisky an Kraft verliert. Der Geschmack gefällt mir und überbietet fast das, was ich mir erhofft hatte. Wunderbare 7,5 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Der Alkohol zieht den Abgang in die Länge, die Süße bleibt deutlich präsent, dazu auch Stachelbeeren und vielleicht ein Touch Wacholder und etwas Holz. Kräftigere Eichennoten wollen sich nicht so richtig einstellen, was einerseits für den Freund holziger Whiskys schade ist, aber dem guten Tropfen auch keinen Abbruch tut. Für mich ist immer wichtig, dass der Abgang das Geschmackserlebnis komplettiert. In diesem tut er das, ohne nochmal extra zu glänzen, daher prima 7 Punkte.
Preisleistung (0 – 10): 8
Für mehr als faire 46,90 Euro erhält man eine hochprozentige Einzelfassabfüllung, die das Alter von „nur“ 6 Jahren relativiert.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Der Miltonduff ist kein Komplexitätswunder, was auch nicht zu erwarten war. Hingegen erfüllte er meine Erwartungen an einen Whisky aus einem First Fill Bourbonfass doch weitgehend.
Fazit:
Die hohe Alkoholstärke wird nicht jedermanns Sache sein, jedoch lässt der Whisky das Spiel mit dem Wasser zu, was sowohl dem Entdecker als auch dem Kenner Spaß bereitet. Die Barreliers haben mit der Abfüllung dieses jungen Wilden jedenfalls Mut bewiesen. Wir sind gespannt, was als nächstes von den beiden Brüdern aus Berlin zu erwarten ist.
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