Alkahest ist der Name des Elixiers des Lebens, welches aus dem Stein der Weisen gewonnen wird. Der Stein der Weisen ist den meisten wahrscheinlich noch aus dem ersten Teil der Kinderbuchreihe um den Zauberschüler von Hogwarts, der Schule für Zauberei, bekannt. Handwerk ist keine Zauberei. Das sagt man gerne, wenn man darauf hinweisen möchte, dass man als Handwerker Probleme seines Kunden lösen muss, von denen er selbst nie wusste, dass sie existieren.
Zauberei hingegen ist definitiv ein hartes Handwerk. Ein Handwerk das mit Illusionen spielt. Je bereitwilliger man ist, sich verzaubern zu lassen, desto größer kann die Illusion in seiner Vorstellung entstehen. Von der Zauberkunst abzugrenzen ist hingegen die Magie. Die Magie geht von der Vorstellung aus, dass man durch einen Zauber auf alle Kräfte im Kosmos Einfluss nehmen kann.
So wurden neue Technologien in der Geschichte immer zunächst als Magie angesehen, bis man sie verstanden hat und sie sich zu einer normalen Wissenschaft entwickelt haben. Eine solche Wissenschaft ist auch die Alchemie, die Lehre von den Eigenschaften der Stoffe und ihren Reaktionen. Das Ziel von Alchemisten war früher oft die Transmutation verschiedenster Stoffe zu Gold und Silber. Dies sollte mit dem Stein der Weisen erreicht werden, aus dem auch ein Universal-Allheilmittel gewonnen werden konnte, das Elixier des Lebens – heutzutage bekannt als: Whisky.
Der führende Alchemist im Whisky-Business des Abendlandes ist Sebastian Büssing aka „The Spirits Alchemist“. Mit dem Alkahest hat er nun seine zweite „intoxicating creation“ nach dem Des Kumpels Schichtglück geschaffen. Das flüssige Gold stammt aus der schottischen Speyside und hört auf den Namen Glenshiel. Glen Shiel ist eine Schlucht im Nordwesten Schottland und war in der Geschichte wohl häufiger Schauplatz für die ein oder andere Schlacht zwischen diversen Mächten. Es wird gemunkelt, dass Glenrothes einen Teil des produzierten Whiskys unter dem Namen Glenshiel abgibt, vor allem an die Blend Industrie.
Der 8-jährige Whisky wurde in first fill Bourbon Casks gereift ehe der Alchemist mit seinem Werk beginnen konnte. Für die Umwandlung des Goldes kam Sebastian die Idee ein Fass vor der Befüllung 24 Stunden lang zu räuchern. Eine interessante Sache, die es so wahrscheinlich noch nicht gegeben hat. Also nahm er drei Elemente: Torf, Fassdaubenstücke und Walnuss-Schalen. Durch die exotherme Oxidationsreaktion mit Flammenerscheinung (kurz Feuer) und die damit einhergehende pyrolitische Zersetzung der drei Elemente entstand ein Aerosol in kolloidaler Form (Rauch). Die enthaltenen Substanzen und Verbindungen, wie z.B. Phenole, wirken antimikrobiell, was Räuchern zu einem immer noch beliebten Verfahren zur Konservierung von Lebensmitteln macht. Sie enthalten aber auch die verschiedensten Aromen.
Mein Freund Sebastian war so nett mir zwei Proben zum Verkosten zuzusenden. Einmal eine des Endproduktes, dem Alkahest, und eine des Ausgangsproduktes vor dem Finish. Vielen Dank dafür und ab ins Glas!
Whisky: The Alkahest
Distille: Glenrothes
Abfüller: The Spirits Alchemist
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside, Finish in Deutschland
Fasstypen: First Fill Bourbon und geräuchertes Fass
Alkoholgehalt: 59,7%
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Anzahl Flaschen: 58 x 0,5l
Auge / Anblick, Farbe:
Klares helles Gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Der Ausgangswhisky präsentiert sich als ganz klassische Bourbonfassreifung in der Nase. Zitrusfrüchte, Honig, Vanille, helle Früchte. Gut, aber relativ üblich.
Der Alkahest ist frisch eingeschenkt zunächst doch deutlich wahrnehmbar rauchig. Diese Rauchigkeit verfliegt aber nach einiger Zeit. Glimmendes Holz, geröstete Nüsse und Räucherschinken zeigen, wie sehr das Finish im geräucherten Fass den Whisky beeinflusst hat. Interessanterweise finden sich aber auch sehr viele Fruchtaromen die hinzugekommen sind, allen voran muss ich an Aprikosen denken.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,5
Der Alkahest hat einen sehr kräftigen Antritt, die 59,7% Fassstärke zerfließen aber nach einem kurzen Moment erstaunlich cremig auf der Zunge und die Aromen entfalten sich voll im Mundraum. Vom Rauch ist nur noch hintergründig etwas zu schmecken, dafür umso mehr von Aprikosen, Pfirsiche und Mango. Das hätte ich nicht unbedingt so erwartet. Natürlich spielen auch etwas kalte Asche und kokelndes Holz mit, aber diese Entwicklung von vanilligen Zitrusfrüchten des Ursprungswhiskys hin zu diesem frischem Obstsalat überrascht mich doch etwas. Das Finish hat den ganz ordentlichen Whisky für meinen Geschmack besser gemacht.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Der mittellange Abgang bleibt fruchtig, dezent bitter nach Eiche und, ja weil man es weiß, auch irgendwie nach Nussschalen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Aus einem durchschnittlichen Ausgangsstoff Gold herzustellen. Das war Sebastians Vorhaben. Und man kann abschließend feststellen, dass es ihm gelungen ist. Der gute, aber nicht spektakuläre Whisky aus dem Bourbonfass hat im geräucherten Fass ein richtige Verwandlung erfahren. Ein Mischung aus Handwerk und Magie. Auch die damaligen alchemistischen Vorstellungen erschienen zunächst abwegig, so wie das Räuchern eines Fasses, führten aber teils zu heute noch gängigen Wissenschaften. Wer weiß also, ob wir Produkte dieser Machart nicht in Zukunft häufiger zum Genießen bekommen werden?
Das Probieren sei damit empfohlen!
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