Literflasche, keine Altersangabe, gefärbt, Travel Retail-Abüllung, 92 Punkte vom Jim Murray! Klingt ungewöhnlich. Oder auch nicht? Welchen Genuss mag der Talisker Dark Storm bieten? Ein längst vergessenes Sample aus der Samplekiste bot mir die Möglichkeit mich nochmal mit diesem Malt näher auseinanderzusetzen.
Der Dark Storm lehnt sich namentlich an den Storm an, zu dem Alexander bereits ein Whiskygramm veröffentlicht hat und der ihm sehr gut gefallen hat. Im Gegensatz zum „einfachen“ Storm reifte der Dark Storm in besonders stark ausgebrannten Eichenfässern, was dem Malt eine besondere Intensität geben soll. Nebenbei gilt er auch als einer der rauchigsten Single Malts von Talisker.
Das Ausbrennen oder auch Toasten von Fässern ist eine Methode um gebrauchte Fässer, z.B. Weinfässer wieder aufzubereiten oder frisch gebaute Fässer zum Leben erwecken. Was heißt zum Leben erwecken? Das frische, noch naturbelassene Holz eignet sich noch nicht so gut zum Reifen von Spirituosen. Erst durch Hitzeeinfluss wird die feste Holzstruktur aufgebrochen, Zellulose zu Holzzucker aufgespalten und teilweise karamellisiert. Im Holz enthaltenes Lignin wird dabei in Vanillin umgewandelt. Das Fass lebt also nun, reifetechnisch gesehen.
Anschließend kann noch ein heavy charring erfolgen, also ein starkes Ausbrennen. Dabei wird die oberste Holzschicht tatsächlich richtig verkohlt. Holzkohle eignet sich perfekt als Filter und zieht einige scharfe Bestandteile aus dem Whisky. Der Spirit kann aber nun auch tiefer in das Holz eindringen und mehr süße, karamellige und intensive Aromen herauslösen. Ich bin gespannt wie das zu einem in der Regel maritimen und rauchigen Talisker passt.
Distille: Talisker
Abfüller: Talisker
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland / Inseln (Isle of Skye)
Alter: NAS
Fasstypen: Stark ausgekohlte Eichenfässer
Alkoholgehalt: 45,8%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: ja
Preis: 60 Euro (1 Literflasche)
Whiskybase ID: 80418
Auge / Anblick, Farbe:
Gefärbtes, dunkles Gold.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6,5
Von Anfang hat man eine Mischung aus süßem Torfrauch und verkohltem Holz in der Nase. Dazu taliskertypische, salzige Sole, also maritime Luft, Zitrusaromen und Karamellbonbons. Angebratener Schinken und passend dazu, auch wenn es leicht verrückt klingt, etwas was mich an Grilltomaten erinnert. Insgesamt sehr aromatisch. Gefällt mir, wenn auch nicht besonders komplex.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6,5
Tatsächlich vom ersten Schluck an für einen Talisker ziemlich rauchig, wenn auch nicht wie ein starker Islay-Raucher. Der Rauch ist geprägt von einem Kohlegeschmack. Allerdings ist er ziemlich süffig auf der Zunge. Während die Holzkohle auf der Zunge noch etwas zulegt, fällt der berühmte Talisker-Chilicatch hier eher dünn aus. Maritime Aromen, aber auch nussiges Muskat, Tabak und würziger Sherry runden das Geschmacksprofil ab. Der Körper ist eher leicht und dünn, dafür weiß der Rauch zu gefallen.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6
Im Abgang manifestieren sich neben einer leichten Süße vor allem die würzigen Noten von Tabak, Holz, Zimt und Muskat, dazu etwas 90%ige Bitterschokolade. Das an sich würde mir sehr gut gefallen, leider gleitet es etwas ins bittere ab und ist maximal mittellang.
Preisleistung (0 – 10): 8
Man bekommt fürs Geld einen ganzen Liter, was typisch für Travel Retail Abfüllungen ist. Der Dark Storm glänzt zwar nicht mit einer Altersangabe, aber kommt wenigstens in ordentlicher Trinkstärke daher. Preislich ist das fürs Gebotene ganz okay.
Gesamtbewertung (0 – 10): 6,5
Mild und gleichzeitig rauchig. Ein recht aromatischer Malt der besondere Kontrapunkten durch das verkohlte Holz setzt. Was genau für Eichenfässer hier enthalten sind, wird nirgends verraten. Von Ex-Sherry bis -Weinfässern ist alles möglich. Die Komplexität des Dark Storms ist begrenzt, aber das Experiment der verkohlten Eichenfässer ist gelungen. Man findet hier einen recht typischen und sehr rauchigen Talisker. Einen easy-drinking Raucher.