Alba- Süßer Wein und rauchiger Whisky, eine wunderbare Kombination.
Gerade in der heutigen Zeit sehnt man sich nach Reisen zu den schönsten Orten und Ländern dieser Welt. Einer dieser Länder ist für mich zweifelsohne Italien. Atemberaubend schöne Dörfer, epische Städte, wunderbare Strände, fantastische Landschaften und eine Vielfalt an kulinarischen Genüssen warten hier entdeckt zu werden.
Starten wollen wir heute auf der größten Insel am Mittelmeer. Sizilien liegt südwestlich vor der „Stiefelspitze“ Italiens und ist der Überrest einer Landbrücke, die einst Europa und Afrika verband. Im Mittelalter prägten insbesondere Araber, Byzantiner und Normannen Sizilien. All diese Kulturen hinterließen deutliche Spuren auf der Insel. Die größten Städte sind Palermo „die Hauptstadt der Autonomen Region“, Catania, Messina und Syrakus. Das geographisch markanteste und wohl auch höchste Merkmal der Insel ist der Vulkan Ätna. Aber auch einer der bekanntesten Süßweine der Welt hat dort seinen Ursprung.
Marsala
An der Westküste nicht weit entfernt von Palermo liegt die Hafenstadt Marsala, nach der auch der gleichnamige Süßwein benannt wurde. Der Name leitet sich von dem arabischen Wort marsa allah ab und bedeutet so viel wie „der Hafen Gottes“. Als Entdecker des Marsala gilt der britische Kaufmann John Woodhouse. Dieser wurde im Jahre 1773 durch einen Sturm gezwungen, mit seinem Handelsschiff Schutz im Hafen von Marsala zu suchen, wo ihm in einer der vielen Tavernen ein ausgezeichneter Wein, der „Perpetuum“, angeboten wurde. Den englischen Gast erinnerte der Geschmack sofort an die Weine aus spanischer und portugiesischer Herkunft (Madeira und Sherry), diese waren zu dieser Zeit in den Clubs von London und Liverpool sehr angesagt.
Wie so viele Zufälle, hatte auch dieser etwas schicksalhaftes. Woodhouse wollte sofort eine große Menge des köstlichen Weines nach England verschiffen. Die Haltbarkeit stellte ihn aber vor eine bestimmte Herausforderung. Um zu verhindern, dass der Wein auf der langen Überfahrt nach England kippte, wurde er mit Alkohol (Weinbrand) in einem bestimmten Verhältnis versetzt. Manche Stimmen behaupten, es könnte sich hier auch um Whisky oder Brandy gehandelt haben. Die Geburtsstunde des Marsala stellte sich ein und der Wein erfreute sich in England einer großen Beliebtheit. Im Jahre 1796 eröffnete Woodhouse in der Hafenstadt das aus einem Lagerhaus und Kellerei bestehende erste Marsalawein- Haus. Sein Unternehmen wurde im Jahre 1833 vom italienischen Industriellen Vincenzo Florio senior (1799-1886) gekauft. Florio ist bis heute ein führender Produzent von Marsala.
Heute wie damals wird Marsala aus den Rebsorten Grillo, Inzolia und Catarratto gekeltert, wobei auch einige andere Trauben zugegeben werden dürfen. Je nach Alter und Farbe wird Marsala in verschiedene Kategorien unterteilt:
Farbe:
- Oro: Goldene Farbe
- Ambra: Bernsteinfarben aufgrund des Zusatzes von „Mosto cotto“, einem Süßmost.
- Rubino: Rubinfarben und gekeltert aus roten Trauben, wie Calabrese, Nero d’Avola, etc.
Alter:
- Fine: Kurzgereifter, junger Marsala
- Superiore: Minimale Reifedauer „in perpetuum“ von 2 Jahren
- Superiore riserva: Minimale Reifedauer „in perpetuum“ von 4 Jahren
- Vergine bzw. Soleras: Minimale Reifedauer „in perpetuum“ von 5 Jahren
- Vergine bzw. Soleras Stravecchio e Vergine bzw. Soleras Riserva: Mindestens 10 Jahre Reife
Die Reblaus
Im späten 19. Jahrhundert brach über die europäische Weinindustrie eine verheerende Reblausplage hinein, die große Teile des Weinbaus auf dem Kontinent zerstörte. Nur wenige Anbauflächen blieben von dem Schaden verschont und so ging der Absatz von Wein sehr stark zurück und die Preise stiegen ins unermessliche. Ersatz für Weine und Cognacs musste her – die Chance für Schottlands Nationalgetränk. Auch hier nahm das Schicksal wieder seinen Lauf, und der Whisky erreichte eine nie dagewesene Nachfrage auf der ganzen Welt. Wer weiß, ohne diese kleine Laus hätte es vielleicht nie so einen großen Boom auf Whisky, den wir so schätzen und lieben, gegeben.
We love Südtirol
Somit schließt sich der Kreis, und unsere Reise führt uns nun weiter in den Norden Italiens nach Südtirol. Im schönen Vinschgau befindet sich die Brennerei Puni im kleinen Städtchen Glurns. Dort wurde im Jahre 2010 der Grundstein zur ersten Brennerei Italiens gelegt. Nach zwei Jahren Bauzeit war es nun möglich, mit der Produktion des Whiskys in original schottischen Brennblasen zu beginnen. Nach etwas mehr als drei Jahren Reife im Fass konnten somit in 2015 die ersten Flaschen abgefüllt werden.
Um dem Whisky seinen unverkennbaren Geschmack zu verleihen, verwendet man drei Getreidesorten: Gerste, Weizen und Roggen, die ausschließlich gemälzt zum Einsatz kommen. Der gesamte Roggen stammt aus dem Vinschgau. Eines der Getreidefelder liegt sogar auf 1.500 Metern Höhe. Die Getreidemalzsorten lagern in getrennten Silos innerhalb des Puni Kubus und werden in einem besonderen Mischungsverhältnis weiterverarbeitet. Für die rauchigen Kreationen im Hause Puni wird getorftes Gerstenmalz direkt aus Schottland importiert. Nicht nur die Art des Fasses spielt bei der Reifung eine wichtige Rolle, sondern auch das vorherrschende Klima. Südtirol zeichnet sich durch warme, trockene Sommer und kalte feuchte Winter aus. Dies begünstigt eine schnellere Reifung der überirdisch lagernden Fässer. Bereits nach einer kurzen Reifezeit ist der Italian Malt Whisky ausgewogen und vielschichtig.
Sonnenaufgang über Schottland
Der Puni Alba wurde in handverlesenen Marsala Fässern für zwei Jahre gelagert. Schauen wir uns doch mal die Marsala Fässer etwas genauer an! Für welche Geschmacksentwicklung sind sie verantwortlich?! Grundsätzlich verleihen sie dem Whisky feine fruchtige Noten, Süße, Würzigkeit und eine schöne dunkle Farbe. Es folgt nun eine einjährige Reifung in ehemaligen Islay-Whisky Fässern, welche zuvor rauchigen Whisky enthalten haben. Aus diesen Fässern erhält der Puni Alba seine sanfte Rauchnote und feine Vanillearomen. So besitzen „Die jungen Wilden“ mit ihren insgesamt 3 Jahren schon ein beeindruckendes Geschmacksprofil: Eine wunderbare Komposition vollmundiger und fruchtiger Aromen aus Italien und dem unverwechselbar rauchigen Charakter der schottischen Insel. Dies spiegelt sich auch in der Namensgebung wieder. Denn ALBA ist zugleich das italienische Wort für Sonnenaufgang und die gaelische Bezeichnung für Schottland. Von Beginn an zählt der Puni Alba zum Kernsortiment der Brennerei und ist mittlerweile als Batch 5 erhältlich. Also, dann ab ins Glas!
Destille: Puni
Abfüller: Eigentümer- Abfüllung
Typ: Italien Malt Whisky
Land / Region : Italien Vinschgau
Alter: 3 Jahre
Fasstypen: Marsala & Islay
Alkoholgehalt: 43%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 56 Euro
Whiskybase ID: 164625
Auge / Anblick, Farbe: dunkler Bernstein
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,0
Zu Anfang finden wir intensive Noten von Wein gepaart mit einer schönen fruchtigen Süße. Nach und nach treten nun die maritimen torfigen Eindrücke in den Vordergrund. Es beginnt ein Wechselspiel zwischen der fruchtigen Süße und den maritimen torfigen Noten. Der Brennereicharakter von Puni mit seiner malzigen Süße und den Getreidenoten ist weiterhin spürbar. Tabak, Nelke und leichter kalter Rauch gesellen sich hinzu. Langsam vermählen sich die beiden Fässer unseres Puni Albas zu einem kräftig und robustem Aroma. Gelungene Verschmelzung der beiden Fässer und dies bei nur 3 Jahren Reifung. Schön wie ich finde. Dafür gibt es 8 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,0
Angenehm weich im Mundraum finden wir Weinaromen kombiniert mit einer angenehmen fruchtigen Süße. Bratapfel mit dunklem Kakao runden das Profil ab. Es folgt eine leichte pfeffrige Note, bei der sich die Süße von dunklen Früchten aber im Hintergrund immer noch schön halten kann. Bevor uns der Whisky seine maritime stürmische Seite präsentiert, kommt nun noch eine feine Zitrusnote zum Vorschein, die den Übergang einläutet. Es beginnt eine gekonnte Melange aus Bella Italia und Islay Whisky! Eine feine und elegante Rauchnote stellt sich nun ein – und es beginnt ein fortlaufend gut ausbalanciertes Wechselspiel mit unseren zuvor genannten Aromen. Nach hinten raus wird der Whisky zunehmend trockener mit einem dezenten Aroma von Walnüssen. Eine leichte Bitterkeit gesellt sich hinzu, welche aber in keiner Weise als störend empfunden wird. 8 Punkte
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,0
Der Abgang ist eher mittellang mit einer Mischung aus süßen fruchtigen Noten mit leichtem Rauch und feinem salzigem Abgang. Am Ende leicht bitter und trocken. Trotzdem bleibt die angenehme Süße erhalten. Der Abgang geht für einen nur 3-jährigen Whisky absolut in Ordnung. Auch hier 8 Punkte.
Preis/ Leistung (0 – 10): 8,0
Macht euch selbst ein Bild und erweitert euer Portfolio doch einfach um ein paar schöne Tropfen von Puni.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,0
Fazit:
Bis jetzt hatte ich schon viele interessante Whiskys von Puni verkosten dürfen. Alle sind sie jedoch speziell und das, liebe Freunde, finde ich toll. Man muss sich darauf einlassen wollen, dann steht dem Genuss nichts mehr im Wege. Für die Zukunft können wir gespannt den Blick auf die noch verschlossenen Fasslager richten. Hier schlummert bestimmt noch der ein oder andere edle Tropfen. Leider habe ich es verpasst, mir rechtzeitig den Puni Aura zu ergattern. Es ist der erste fassstarke rauchige Whisky dieser Brennerei. Schade! In naher Zukunft soll es hier aber ein zweites Batch geben. Bleiben wir also gespannt.
Tipp: Probiert doch mal den Puni Alba zu Schüttelbrot und Südtiroler Speck. Gerade jetzt im Herbst, vor dem Kamin, ein delikater Genuss wie ich finde! Wer es nicht so rauchig mag, sollte zum Puni Vina greifen. Viel Spaß dabei und bleibt gesund.
Alle Fakten und Bilder über Puni findet ihr unter: http://www.puni.com/#/
Genusswanderung - Whiskygraphie
[…] und Blätterteig, gefüllt mit Schafskäse, werden gemeinsam mit dem Whisky bereitgestellt. Unser Puni Alba fügt sich hier sehr gut ins Genussbild ein. Lecker! Es ist ein wirklich schöner Moment. Was für […]
Ein Besuch bei PUNI in Südtirol - Whiskygraphie
[…] Puni Alba – Hier treffen die südländischen Marsala-Fässer auf Islayrauch. Weinaromen mit fruchtiger Süße, eleganter Rauch, Zitrusduft und ein wenig Bratapfel. Er wird aufgrund von Namensrechten in dieser Form nicht mehr erhältlich sein. […]