In Bouze-lès-Beaune im Burgund werden bei Michel Couvreur überwiegend schottische Destillate in einem tropfsteinhöhlenartigen, verschlungenen Lagerlabyrinth zu edlen und einzigartigen Whiskys heranreifen gelassen. Mit ausschließlich positiven Erfahrungen und entsprechenden Erwartungen geht es heute an den Pale Single Single. Ich bin gespannt.
Distille: Unbekannte in Schottland
Abfüller: Michel Couvreur
Typ: Single Malt
Land / Region: in Schottland destilliert und für 3 Jahre und 1 Tag gelagert, in Frankreich weitergereift
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: Sherryfass aus europäischer Eiche
Flaschenanzahl: 1.000
Alkoholgehalt: 45%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 70 Euro
Whiskybase ID: 53548
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6
Nach dem Einschenken entfaltet sich zunächst eine staubige Muffigkeit, die persistiert und Assoziationen an einen dunklen Keller weckt. Florale Aromen, passend unterstrichen durch Noten von Zitrusfrüchten, gesellen sich hinzu. Die Alkoholnote, die keineswegs zu stark oder aufdringlich erscheint, lässt mich eher an Wein, denn an Sherry denken. Insgesamt hat das Bouquet einen sehr trockenen Charakter und es ist zunächst nicht harmonisch und ausbalanciert, da die Frische und die Muffigkeit überhaupt nicht zueinander passen. Von den Whiskygraphen Hagen und Stefan, die an einem Michel Couvreur Tasting bei Marco Bonn teilgenommen haben, ist mir bekannt, dass man den Couvreurs ruhig lange Zeit im Glas geben soll und so lasse ich ihn weitere 30 Minuten stehen. In der Tat wird die Nase harmonischer, die Muffigkeit lässt deutlich nach, ein Honiggeruch gesellt sich hinzu, die Alkoholnote geht vom weinhaften ins sherryhafte. Das Bouquet ist nun frisch, fruchtig und süß, durchaus stimmig. Auch Orangenschale scheint erkennbar und nach 45 Minuten scheint der Whisky im Glas noch immer nicht fertig mit seiner Entfaltung. Mittlerweile ist alles für mich störende verschwunden und das Resultat würde ich mit 7,5 bewerten. Allerdings hat mir das doch zu lange gedauert und die disharmonischen Störungen zu Beginn lassen mich das Riecherlebnis insgesamt mit 6 bewerten.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Der Whisky hat einen guten Antritt und süße Aromen von dunkler Schokolade, Vanille, Karamell und Honig bestimmen das Geschmacksgeschehen. Die Sherrynoten haben eine süße, leicht fruchtige und kaum trockene Ausprägung. Die europäische Eiche macht sich kaum bemerkbar, eine Bitterkeit fehlt. Die 45% Alkoholgehalt erscheinen mir ausreichend, der Alkohol ist gut eingebunden. Der Körper ist gut. Ein durchaus harmonisches Geschmackserlebnis, dass allerdings nur zu Stande kommt, wenn der Whisky genug Zeit im Glas hatte, daher keine 7,5, sondern nur eine 7.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6,5
Der Abgang ist kurz bis mittellang und durchaus wärmend. Spät macht sich die europäische Eiche mit einer leichten, sehr angenehmen Bitterkeit bemerkbar. Die süßen Aromen gehen harmonisch in leicht bittere über, Zartbitterschokolade und ein Hauch von Kaffee sind erkennbar. Durchaus gelungen, aber wieder nur, wenn er ausreichend im Glas geatmet hat, daher die 6,5 statt der 7.
Preisleistung (0 – 10): 6
Gesamtbewertung (0 – 10): 6,5
Fazit:
Relativ einfach gesprochen ist der Michel Couvreur Pale Single Single, so man ihn rasch nach dem Einschenken verkostet, ein schlechter Whisky, so man ihn sehr lange nach dem Ausschank genießt, ein durchaus guter Whisky. Die Unterschiede sind sowohl in der Nase, wie auch beim Geschmack und Abgang gewaltig. Je länger er steht, um so besser wird er. Die knapp über 79 Punkte in der Whiskybase beruhen auf nur 6 Bewertungen und sind vielleicht etwas zu niedrig angesiedelt.
Bemerkung:
Von Michel Couvreur hatte ich den Overaged in beiden Varianten, sowie den Candid und den Cour de Cave Triple Wood im Glas. Alle waren gut bis sehr gut und ihr Geld wert. Beim Pale Single Single, wobei es sich um ein Single Cask eines Single Malts, gekauft von einer einzelnen Destille handelt, bin ich mir nicht ganz sicher. Er ist vermutlich der schwächste Couvreur, den ich kenne. Nichts desto trotz freue ich mich auf weitere Abfüllungen des seit 1978 in Burgund wirkenden Belgiers, bzw. genauer nun seiner Nachfahren, da Michel Couvreur selber leider 2013 verstorben ist.