Im letzten Jahr habe ich mir erstmals einen Whisky-Adventskalender gegönnt. Ich hatte bisher davon Abstand genommen, weil ich keine Regelmäßigkeit im Trinkverhalten, auch wenn sich diese auf einen Dram in der Adventszeit pro Tag beschränken würde, haben wollte. Allerdings war das doch eine schöne Möglichkeit auf einfachem Wege in den Genuss vieler neuer, unbekannter Geschmackserfahrungen zu kommen. Nun, heute, Ende Juni, ist der Kalender noch immer nicht durch, 3 Fläschchen sind noch übrig.
Bisher war ein buntes Spektrum von Whiskys aus aller Welt mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Schottland in dem Adventskalender von Postert-Whisky vertreten. Blended Malts, Single Malts, Single Casks, Grain-Whiskys, sehr aktuelle Abfüllungen, aber auch etwas aus den 60er und 70er Jahren. Ein Highlight war zweifelsfrei der Michel Couvreur 13 Coeur de Cave Triple Wood, speziell abgefüllt für Whisky for Life und das Brühler Whiskyhaus.
Das erste Batch der limitierten Abfüllung war 2016 in die Flaschen gekommen, das zweite und leider letzte Batch 2017. Mir ist es nicht geglückt eine ganze Flasche zu ergattern, aber immerhin ein 10cl Sample von Jonas Wolfert. Angeregt durch einen Bericht von Björn Bachirt bei Whiskydiaries über eine sehr gelungene Kombination aus Tasting und Dinner im Brühler Whiskyhaus landete der Michel Couvreuer 13 Coeur de Cave nun mal zur genaueren Betrachtung im Glas.
Distille: ungenannte schottische Destille
Abfüller: Michel Couvreur
Typ: Single Malt / Single Cask
Land / Region: Schottland / Frankreich
Alter: 13 Jahre
Abgefüllt: 2017 für Whisky for Life und das Brühler Whiskyhaus
Fasstypen: Bourbon, Oloroso-Sherry und PX-Sherry
Flaschenanzahl: 450
Alkoholgehalt: 51,5%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 70 Euro für 0,5 l
Whiskybase ID: 93782
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Es ist nicht so einfach zu beschreiben, was sich direkt nach dem Einschenken aus dem Glas erhebt. Eine schwere Süße würzigen Charakters könnte man es zunächst nennen. Vanille und Eiche dominieren anfangs die Geruchsbühne. Hinzu kommen Liebstöckel (Maggi) und Rinderboullion. Immer deutlicher wird das alles überlagert von einer gewaltigen, sich entwickelnden Süße, die auch eine Kombination verschiedener Aromastoffe ist, die nicht einfach zu beschreiben ist. In ihr finden sich Zucker, Zuckerwatte, Nugat und Zitronenkuchen. Auch reif-süße Orangen finden sich. Man muss dem Malt Zeit im Glas geben, dann ist er süß, fruchtig und komplex und die Muffigkeit lässt leicht nach. Sehr schön, die 8,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein direkter Antritt mit einem leichten alkoholischen Bizzeln auf der Zungenspitze. Wunderbar süß und etwas würzig. Auch im Geschmack fällt die dezidierte Beschreibung einzelner Stoffe schwer. Karamell ist da, Zucker, das leicht würzige geht weg vom Fleisch und hin zu Eichen- und Holznoten. Rosinen und, ganz leicht, Mandeln werden schmeckbar. Die Viskosität ist perfekt, geht ins Ölige und bedingt ein optimales Mundgefühl, das auch durch den sehr guten Körper und die gute Alkoholeinbindung befördert wird. Ich bin mit meiner Geschmacksbeschreibung nicht ganz zufrieden, der Whisky bleibt für mich im Einzelnen schwer greifbar, gefällt mir aber, oder vielleicht eben deshalb sehr gut, die 8,5.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Ein mittellanger Abgang mit dezenter Bitterkeit und einer leichten, weinigen Trockenheit, obgleich er durchgehend angenehm süß bleibt. Gerade die Weinnote und der Sherrycharakter, dass für mich so typische an den Abfüllungen von Michel Couvreur, kommen sehr klar durch im mittleren bis späten Nachklang. Ein toller Geschmacksbonus am Ende, die 8,5.
Preisleistung (0 – 10): 8,5
Bei der gebotenen Qualität ist der Preis vollkommen in Ordnung.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Für mich insgesamt sehr überzeugend, komplex, vielschichtig und mit einer hohen Güte der gebotenen Aromen. Überdies außergewöhnlich und interessant, die 8,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Malt zurecht mit 88 Punkten bewertet, dem kann ich mich anschließen. In Worten konnte ich diesen Whisky nicht zufriedenstellend beschreiben und eben deshalb benutzen wir neben den Verbalisierungen auch eine numerische Skala. Die 8,5 Punkte bringen schlicht zum Ausdruck, dass es sich um einen sehr guten Whisky handelt. Nun, und so lange es sich um einen guten Whisky handelt, darf auch die Beschreibung mal etwas schlechter und unscharf ausfallen. Slàinte.
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