Was wäre der Whisky ohne die Geschichten und Mythen, die sich um ihn ranken? Das Wasser des Lebens ist ein traditionelles, wohlbekanntes Getränk auf der einen Seite, auf der anderen ist es geheimnisvoll und von Land zu Land, von Region zu Region, Destille zu Destille, von Fass zu Fass, von Abfüllung zu Abfüllung, von Flasche zu Flasche, von Glas zu Glas und von Schluck zu Schluck stets neu und einzigartig.
Was also hier über den Glenturret Sherry aus der großen Menge des möglichen einleitend berichten? Vielleicht ein paar besondere Fakten im Überblick. Glenturret präsentiert sich als älteste noch produzierende Destille – übrigens als eine von vielen -, die nachweislich 1775 am Standort nahe des Flusses Turret die Whiskyproduktion aufgenommen hat. Glenturret gehört heute zur The Edrington Group, ebenso wie Highland Park, The Macallan oder Tamdhu vor dem Verkauf 2011 an den unabhängigen Abfüller Ian MacLeod.
Glenturret stellt den Hauptbestandteil des Blends Famous Grouse dar, dessen Besucherzentrum sich auch auf dem Gelände von Glenturret befindet. Die Brennerei verfügt über eine Wash und eine Spirit Still und kommt so auf ein jährliches Produktionsvolumen von lediglich knapp 350.000 Litern, was außerordentlich wenig für eine Destille ist.
Früher waren von Glenturret viele verschiedene Standardabfüllungen mit unterschiedlichen Altersangaben erhältlich. Nach den zahlreichen Eigentümerwechseln ist heute mit Altersangabe nur noch der 10-jährige als Originalabfüllung auf dem Markt. 2016 wurden die Glenturret Peated, Sherry und Triple Wood, die bis dahin lediglich exklusiv auf dem Markt in Großbritannien mit 40% Alkoholgehalt erhältlich gewesen sind, auch in Deutschland, allerdings mit 43% eingeführt.
Abschließend noch der Hinweis auf die besondere Geschichte der Hauskatze Glenturrets namens Towser. Als sie 1987 24-jährig verstarb soll sie 28.899 Mäuse gefangen gehabt haben, was ihr einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde einbrachte. 1991 wurde ihr zu Ehren eine Bronze-Statue an der Destille errichtet.
Whisky: Glenturret Sherry
Distille: Glenturret
Abfüller: Glenturret
Typ: Singel Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: NAS
Fasstypen: Sherryfässer aus europäischer und amerikanischer Eiche
Alkoholgehalt: 43 %
Kühlfiltrierung: Ja
Färbung: Ja
Preis: 37 Euro
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 6,5
Unmittelbar nach dem Einschenken erhebt sich zunächst eine fundamental fruchtige Süße aus dem Glas. Jene wird durch verschiedene reife, säurearme Früchte wie roten und dunklen Waldbeeren, roten Äpfeln, Orange und Banane ausgemacht. Die Süße wird um Vanille ergänzt, hintergründig kommt auch eine leicht würzige Note mit Eiche durch. Mich erinnert das Geruchserlebnis ein wenig an dasjenige beim Verriechen von Glendronach und so kann es nicht verwundern, dass es meine Zustimmung findet, die 6,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 6
Der Antritt überrascht einerseits mit einer leichten Trockenheit, andererseits mit einem deutlich spürbaren Alkoholeindruck. Der Geschmack ist deutlich weniger fruchtig als die Nase. Außerdem findet sich eine metallisch-junge Note. Die verschiedenen Waldbeeren kommen sehr gut zur Geltung. Sie machen mit Karamell die Süße im wesentlichen aus. Von Schluck zu Schluck wird der Malt besser, wobei er fruchtig, beerig, süß bleibt. Orange kommt hinzu und der jugendlich-kräftige Eindruck persistiert. Gut, insgesamt die 6.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 6
Der mittellange Abgang wird von dunkler Schokolade mit einem Hauch Kaffee geprägt und zeichnet sich durch einen fruchtig-süßen Nachhall aus, der initial eine leichte Bitterkeit mitbringt. Der Malt wirkt deutlich wärmend von unten heraus im Abgang. Auch gut, die 6.
Preisleistung (0 – 10): 7
Für die 37 Euro bekommt man hier mit dem Glenturret Sherry einen soliden Whisky, der sein Geld wert ist. Im Preissegment gibt es sicherlich einige Flaschen, die ich mir eher wieder zulegen würde, aber es gibt vermutlich doch mehr schlechteres als besseres, ich sehe ihn im oberen Drittel, die 7.
Gesamtbewertung (0 – 10): 6,5
Ein guter Whisky, der dem fortgeschrittenen Whiskyliebhaber vielleicht nicht genug zu bieten hat, insbesondere, da es keine Altersangabe gibt, in jedem Fall aber dem preisbewussten, noch eher unerfahrenen Steuermann auf den Wellen der Whiskywelt, die 6,5.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Malt mit rund 77 Punkten bewertet. Ich würde ihm doch die 80 Punkte geben wollen, auch wenn es wirklich eine Reihe von Whiskys gibt, die man bei gleichem Preis höher bewertet. Unvoreingenommen sollte man sich eine eigene Meinung bilden, das lohnt sich in jedem Fall.