Volle Fassstärke aus Sherryfässern, das muss doch ein komplexes Sherrymonster sein.
Distille: Glendronach
Abfüller: Glendronach
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: NAS
Fasstypen: Sherry (Oloroso, PX)
Alkoholgehalt: 56,1 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 62 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7
Nach 5 Minuten im Glas hat sich der Whisky entfaltet. Ein sehr süßes Aroma zuckrig-fruchtiger Natur lässt die Sherrylast der Abfüllung erahnen. Fruchtseitig sind Töne von Orange beherrschend. Klar wahrnehmbar ist auch eine Art Gewürzmischung, die ich nicht eindeutig benennen kann, die aber hintergründig Spuren von Zimt und Kadermon enthalten könnte. Eine interessante Nase, die nicht zu alkohollastig ausfällt, die ich mit 7 bewerten will.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Ein wuchtiger Antritt erwartet den Genießer. Er ist keineswegs zu aufdringlich, bringt die erwartete Sherrysüße, aber zusätzlich, für mich etwas überraschend, sehr deutliche Fassnoten, die man als Tannine bezeichnen kann und die eine erhebliche Bitterkeit mit sich bringen. Dennoch bleibt die zuckrige Süße und wird von einem Aroma von Schokolade und etwas Karamell ergänzt. Die Bitterkeit fällt mir etwas zu intensiv aus und es mangelt leicht an Komplexität. Allerdings habe ich an Glendronach auch hohe Erwartungen. Der Körper ist wunderbar und so kann ich doch eine 7 geben.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 3
Der Whisky hat einen langen Abgang, leider. So sehr mir die Nase und der Geschmack gefallen, so wenig kann ich mit dem langen bitteren Nachklang anfangen. Man mag es mir verzeihen, aber er weckt in mir die Assoziation von schlechten Fässern. Bevor die Bitterkeit im Abgang einsetzt, ebenso wie ein intensiv aufsteigend wärmendes Gefühl angenehmer Natur, geht die Fassstärke vollkommen ohne Brennen herunter und es keimt sehr kurz ein fruchtig-süßer Nachklang auf. Mich stört die lange persistierende Bitterkeit so sehr, dass ich den Geschmack überdecken muss und dem Abgang nur eine 3 gebe. Ein solcher Abgang ergibt sich vermutlich, wenn man versehentlich ein schimmlig-faules Fass in die Batch mischt.
Preisleistung (0 – 10): 7
Gesamtbewertung (0 – 10): 6
Fazit:
Als großer Freund von Glendronach hat mich diese Abfüllung, insbesondere wegen des schwachen Abgangs, etwas enttäuscht. Es ist sicherlich eine akzeptable Fassstärke, die insbesondere in Bezug auf die Preise für die grandiosen Einzelfassabfüllungen von Glendronach immerhin eine bezahlbare Alternative bietet, die aber, dass muss man deutlich und ehrlich sagen, dort nicht mithalten kann.
Bemerkung:
Die Abfüllungen von Glendronach gelten als „Sherry-Monster“. Nach einer Schließung wurde die Distille, die ein verhältnismäßig geringes Produktionsvolumen hat, 2002 wiedereröffnet und 2005 an Pernod Ricard veräußert. Die Distille wurde dann 2008 von Benriach gekauft, zu deren Gruppe auch seit 2013 Glenglassaugh gehört. Die gesamte Benriach Gruppe wurde 2016 von Brown-Forman übernommen.