James Allardice, nach dem auch die 18-jährige Standardabfüllung von Glendronach, die von hoher Güte, sehr beliebt und durchaus zu empfehlen ist, benannt ist, gründete die Destille 1826. Bis in die jüngste Vergangenheit kam es immer wieder zu Eigentümerwechseln in der Geschichte der Brennerei. Ein prominenter Besitzer von 1920 bis 1960 war Charles Grant, ein Sohn des Glenfiddich-Eigentümers William Grant.
Nach einer Schließung im Jahr 1996 wurde die Distille, die ein verhältnismäßig geringes Produktionsvolumen hat, 2002 wiedereröffnet und 2005 an Pernod Ricard veräußert. Die Brennerei wurde dann 2008 von Benriach gekauft, zu deren Gruppe auch seit 2013 Glenglassaugh gehört. Die gesamte Benriach Gruppe wurde 2016 von Brown-Forman übernommen. Im US-amerikanischen Konzern ist also heute Glendronach, dessen Abfüllungen als sehr sherrylastig gelten, angesiedelt.
Bei Sauternes handelt es sich um ein französisches Weinanbaugebiet in Bordeaux. Aus den Trauben wird ein edelsüßer, nicht fortifizierter Weißwein hergestellt. Die Herstellung eines Süßweines ohne das Aufspriten wird durch den Edelfäule-Pilz Botrytis cinerea ermöglicht, der ideale Bedingungen in der Region Sauternes vorfindet und einen hohen Zuckergehalt der Weintrauben bedingt. Grundlage der guten Bedingungen für den Pilz in Sauternes ist der kleine Fluss Ciron, dessen kaltes Quellwasser in die wärmere Garonne fließt, was im Herbst zu Nebelbildung führt und so den Pilz begünstigt. Der Sauternes muss mindestens 13% Alkoholgehalt haben. Gewonnen wird er ausschließlich aus den Rebsorten Semillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle.
Ich bin ein großer Freund von Glendronach und auch die Lagerung von Whisky in Sauternes-Fässern führt für meinen Gaumen in der Regel zu guten Ergebnissen im Bereich des Geschmacks. Ich bin gespannt, was der Malt zu bieten hat.
Whisky: Glendronach 12 Sauternes
Abfüller: Glendronach
Typ: Singel Malt
Land / Region: Schottland / Highlands
Alter: 12 J
Fasstypen: Sauternes Fässer (Finish)
Alkoholgehalt: 46 %
Abgefüllt: 2016
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 70 Euro
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Zunächst wird eine wunderbare Süße, die den Sherrycharakter betont und auch sehr fruchtig wirkt, an die Riechschleimhaut herangetragen. Orange und süße rote Beeren werden von einem Fruchtkaugummi-Geruch begleitet. Das typische Süßweinaroma des Sauternes gesellt sich dezent, aber passend dazu. Minimal, aber doch oberhalb der Wahrnehmungsgrenze finden sich dann Eichenaromen, eine geringe Würzigkeit und eine Spur Schokolade. Gelungen, harmonisch und doch am jungen Alter gemessen relativ komplex, von mir die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7
Der Geschmack überrascht mich. Zunächst ist mir der Antritt zu alkoholisch, zu scharf, der Alkohol scheint nicht so gut eingebunden. Dann kommt weniger die fruchtige Süße oder die Süße des Sauternes in den Vordergrund, sondern sehr deutlich die Aromen der europäischen Eiche. Diese allerdings sind in ihrer Klarheit phantastisch, Schokolade, Karamell und Espresso wunderbar kombiniert im Zusammenklang. Die Eichennoten bringen eine beträchtliche Bitterkeit mit, dergegenüber die Süße, die auch sehr deutlich ist, fast etwas zu gering ausfällt. Im zweiten und dritten Schluck erscheint der Alkohol wesentlich besser eingebunden. In jedem Fall ist er ein gutes Vehikel für den vollen Körper und die Dominanz der Zartbitterschokolade, des Bittersüßen. Mir gefällt das, die 7.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7
Der Abgang ist mittellang und zunächst von Schokolade, Espresso und der Bitterkeit geprägt. Der spätere Abgang bringt eine leichte maritime Rauchigkeit mit, der sehr späte junge Haselnuss. Die 46 % wärmen angenehm von unten heraus, obwohl der Whisky vollkommen ohne Schärfe runtergeht.
Preisleistung: 6,5
Der Malt ist sicherlich eine Erfahrung wert, aber die Anschaffung einer ganzen Flasche zu dem Preis muss nicht unbedingt sein, ganz besonders wenn man berücksichtigt, dass Glendronach selber mit dem 18-jährigen Allardice und dem 21-jährigen Parliament echte Preisleistungsperlen in der Core-Range zu bieten hat, noch.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7
Durchaus gut der Glendronach, insgesamt die 7.
Fazit:
Ein guter Whisky, den ich gerne im Glas hatte. Das Sauternes-Finish lässt sich zwar nur schwer ausmachen, aber es ist erahnbar. Wer als Glendronach-Liebhaber zu diesem Whisky greift, der wird zufrieden sein, wer auf der Suche nach einem fulminanten Sauternes-Finish ist, der wird wohl eher enttäuscht sein. Die rund 84 Punkte in der Whiskybase erscheinen angemessen.
André
Schönes Review, hatte den noch nicht aber mag Sauternes gerne
Alex
Glendronach und Sauternes, Das musste einfach etwas sein.