Dieser Glenallachie war ein Spontankauf vor Weihnachten bei whic.de. Ist dieser Glenallachie ein typischer Speysider oder kann er mit seinen 20 Jahren mehr bieten? Dieser Frage gehen wir natürlich auf den (Glas) Grund. Auf geht’s!
Destille: Glenallachie
Abfüller: Signatory Vintage
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland Speyside
Alter: 20 Jahre (17.10.96 – 15.06.17)
Fasstypen: Hogsheads Bourbon Barrel 5258/5264
Alkoholgehalt: 43%
Kühlfiltrierung: ja
Färbung: nein
Preis: 48 Euro für 0,7
Auge / Anblick, Farbe: Heller Bernstein
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,0
Kennt Ihr den Geruch von frisch gebackenem Brot aus dem Ofen, in Verbindung mit Frucht, Zitrus und Vanillearoma? Hinzu kommen feine Aromen von Kräutern und Malz. Ganz am Ende steigt einem noch eine leichte Prise Pfeffer in die Nase. Genau so kann man den ersten Eindruck des Glenallachie beschreiben. Verweilt dieser länger im Glas, verschwinden die fruchtigen Noten, Malz und Kräuter rücken nun in den Vordergrund. Langsam schleicht sich noch ein leichtes Eichearoma aus dem Glas. Hierfür gibt es von mir solide 7 Punkte
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 7,0
Der erste Schluck beginnt erst mal recht mild und fruchtig, gefolgt von einer feinen Würze. Dann aber explodiert der Tropfen schnell im Mundraum. Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, ja, und ich würde sagen, sogar ein wenig Chili kommen hier zur Explosion (Speichelfluss). Kräuter kommen sogleich hinterher. Die Bourbonsüße fügt sich aromatisch sehr schön ein. Frucht und Schokolade lassen sich erkennen. Der zweite Schluck kann dieses Genusserlebnis nur bestätigten. Der Whisky besitzt zudem eine cremige Würzigkeit. 7 Punkte werden ausgerufen.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 7,0
Mittellanger, wärmender würziger Abgang in der Speiseröhre . Die Bourbonsüße wird von Schokolade, Karamell und den bekannten Sahnebonbons unterstrichen. Ein netter Abgang, der den Geschmack stimmig unterstreichen kann. Ich bewerte ihn auch mit 7 Punkten.
Preis/ Leistung (0 – 10): 8,5
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,3
Fazit:
Sind wir denn der Geschichte gründlich genug auf den (Glas) Grund gegangen? Auf jeden Fall, denke ich.
Der typische Speysider kommt fruchtig, blumig, weich und leicht daher. Können wir diese Eigenschaft auch bei unserem Glenallachie 1996 von Signatory Vintage ausfindig machen? Ja, können wir, hinzu kommt der untypische, stark pfeffrige Antritt dieses Tropfens, der gerade hierdurch Ecken und Kanten gewinnen konnte. Dabei bleibt er angenehm leicht im Genuss, und die Trinkstärke von 43% geht in Ordnung. Der Whisky wurde von Signatory für ihre Vintage Serie aus zwei Hogsheads auf Flaschen gezogen. Hierbei handelt es sich vermutlich um ex Bourbonfässer aus Amerikanischer Weiß-Eiche. Aber etwas fehlt mir bei diesem immerhin 20 jährigen Tropfen, um mehr Punkte verteilen zu können. Vermutlich sind nicht die erlesensten Fässer zur Auswahl gekommen, was aber bei diesem Preis durchaus in Ordnung geht. Hier steht der Brennereicharakter der Destillerie im Vordergrund, da es sich um Refill Fässer handelt, die keinen so starken Einfluss mehr auf den Geschmack des Whisky haben. Auch ist er für seine zwanzig Lenze verhältnismäßig kurzweilig im Geschmack.
Am Grund des Glases angekommen, müssen wir nun feststellen, dass es sich um einen interessanten und soliden Whisky handelt, der in der Nase als Speysider zu erkennen ist, dann aber im Geschmack nicht so typisch daherkommt. Was mir persönlich gefallen hat. Also ab ins Glas damit!
Bemerkung:
Die Glenallachie Whisky Destillerie ist noch eine verhältnismäßig junge Brennerei. Gegründet wurde Glenallachie im Jahre 1967 von der Mackinlay McPherson Ltd Company. 1989 übernahmen Campbell Distillers (Pernod Ricard) die Brennerei, erhöhten die Anzahl der Brennblasen von zwei auf vier und nahmen die Produktion wieder auf. Hauptsächlich ist Glenallachie für die Blend-Industrie tätig.
Das Familienunternehmen Signatory wurde 1988 von Andrew und Brian Symington gegründet und ist unabhängiger Abfüller verschiedenster schottischer Whiskys. Zu dem Unternehmen gehört auch Edradour, die kleinste schottische Whiskybrennerei. Heutzutage kann die Familie Symington mehr als zehntausend Fässer ihr Eigen nennen. Signatory hat verschiedene Abfüllserien.
- Die „Cask Strength Collection“ wird in Fassstärke abgefüllt.
- Bei der „Un-chillfiltered Collection“ werden die Whiskys nicht kühlgefiltert. Dadurch bleiben die Geschmackskomponenten des Whiskys wesentlich besser erhalten. Sie wird mit 46 % Alkohol abgefüllt.
- Eine weitere Serie von Signatory ist die Vintage Reihe, welche mit 43 % Alkohol in die Flasche kommt.
Lukas von MaltWhisky.de
Interessanter Artikel! Ich wusste gar nicht, dass es von GlenAllachie auch unabhängige Abfüllungen gibt. Es wäre natürlich spannend diese Flasche einmal mit den neuen Single Malts zu vergleichen, die von der Destillerie gerade erschienen sind. Gibt es da signifikante Unterschiede oder bleibt der Destillerie-Stil immer klar erkennbar? Wir hatten diese Woche gerade den frisch erschiedenen GlenAllachie 12 Jahre im Glas, der natürlich deutlich jünger ist. Interessant fand ich, dass du auch Kräuter geschmeckt habt. Die waren beim 12er auch sehr präsent (und das ist ja auch keine ganz häufige Note).
Viele Grüße
Lukas
PS: Lest gerne mal bei uns vorbei, wenn ihr Zeit und Lust habt: https://www.maltwhisky.de/glenallachie-12-test/
Patrick
Guten Abend Lukas,
Deinen Artikel fand ich gelungen und gut recherchiert. Genau so soll es sein! :-). Zum Thema „Unabhängige Abfüller“ bezüglich des Glenallachie konnte ich noch folgende Informationen finden:
http://www.thewhiskywiki.de/index.php?title=Glenallachie
Leider kann ich den Glenallachie von Signatory nicht mehr gegen den Neuen aus der Core Range Serie querverkosten, denn die Flasche ist schon leer. Also werde ich versuchen, es aus meinen Aufzeichnungen und aus dem Gedächtnis auf den Weg zu bringen. Auf unserem letzten Whiskygraphentreffen am 13.07.18 hatten wir die Gelegenheit, den Neuen auf Herz und Nieren zu prüfen, zu verkosten und auch zu teilen. Also los geht’s und ab ins Glas!
Nase: Der 12er kommt sehr weich und süß aus dem Glas. Im Vordergrund angenehm leichte malzige Würze, gefolgt von Marzipan, hellen Früchten, Honig und der gebackenen Banane.
Etwas tiefer im Glas gelangen nun die Aromen von Kräutern und eine leichte Schärfe in die Nase, gefolgt vom süßlichen Geschmack der Sahnebonbons. Hier wohl der Hinweis auf die verschiedenen ausgewählten Fässer bei der Reifung. Es kamen insbesondere Sherry, Oloroso, Pedro Ximenez (PX), Virgin Oak Fässer zum Einsatz.
Verweilt der Tropfen etwas länger im Glas, gesellen sich noch feine Mandelaromen und Rosinen hinzu. Abgerundet wird das Bild durch eine frische Eichenote.
Insgesamt fehlen dem Neuen die deutliche Zitrusnote und dieses starke Vanillearoma, welches der Alte an den Tag legen konnte. Kamen ja auch andere Fässer zur Auswahl und er ist immerhin noch 8 Jahre älter!
Geschmack: Wie die Nase es uns schon verraten konnte, deutliche Honigsüße mit Marzipan und feiner würziger Malznote. Speichelfluss. Heidekraut?!, Veilchen?! Lecker. Nun sollten wir diesem Tropfen noch ein wenig Zeit im Glas geben, um danach zum zweiten Schluck überzugehen. Der erste Eindruck bestätigt sich. Sogleich kommt eine kurze, nicht störende leichte Schärfe, Schokolade „Kaffeesahne“, gepaart mit Rosinen hinzu. Sehr schönes, cremiges und ausbalanciertes Mundgefühl.
Der Alkohol ist mit seinen 46% super eingebunden und steht dem Neuen gut zu Gesicht. Immerhin 3% mehr als unser Alter.
Die Core Range Serie ist im Vergleich zu Vintage Serie von Signatory schon deutlich runder und weicher. Ich vermisse aber die Explosion von Pfeffer und Chili im Mundraum, die der 1996er uns bieten konnte.
Zudem besitzt der 20er deutlich mehr Bourbonaroma im Vordergrund, ist eine Nummer malziger und kann mit einer schön eigebundenen Schärfe aufwarten.
Abgang: Leicht würziger, süßer mittellanger Abgang. Die cremige Konsistenz verweilt noch etwas länger am Gaumen. Indiz hierfür könnten bestimmt die ausgewählten Virgin Oak Fässer sein, welche ein Gegengewicht zu den fruchtig-herben Aromen aus den Sherryfässern bilden. Schöner ausbalancierter Whisky.
Fazit: Was soll man nun sagen? Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass sich der typische Brennereicharakter beider Whiskys wiedererkennen lässt. Der 1996er besitzt noch ein paar Ecken und Kanten mehr und ist darüber hinaus ein Stück würziger als sein junger Kollege. Beide Kandidaten sind angenehm im Genuss bei vollem Körper. Die Fassauswahl beim 12er fand ich harmonisch und gelungen. Beide Whiskys verraten uns auch in Teilen ihre Herkunft aus der Speyside. Sind aber denke ich nicht ganz so typisch, weil sie kräftiger und vollmundiger im Geschmack sind.
In punkto Preis- Leistung konnten sie überzeugen.
Sind wir also gespannt, welche Überraschungen die Core Range Serie noch für uns bereithält. Freuen wir uns auf den 18er und den 25er, der sich bei uns noch in der Teilung befindet.
Sobald diese verkostet sind, werde ich es dich wissen lassen, denn Genuss verbindet. Also ab ins Glas!
Ich hoffe, Du kannst meine nun gewonnenen Eindrücke teilen, mir hat auf es auf jeden Fall Spaß gemacht deinen Kommentar zu beantworten.
Grüße aus dem Rheinland
Patrick
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