Querverkostung einmal anders!
Angeregt durch einen Kommentar meines Artikels über den Glenallachie 1996 aus der Vintage Serie von Signatory ist der Gedanke entstanden, meine Antwort an Lukas von Maltwhisky.de als Whiskygramm zu verfassen. Aber seht selbst!
Die für schottische Verhältnisse recht junge Destillerie GlenAllachie wurde 1967 gegründet, seit dem Jahr 2017 ist sie im Privatbesitz. Die Brennerei produzierte den größten Teil ihres Whiskys für die Blend Industrie und Singelmalt Abfüllungen waren eher selten zu erwerben. Im unten aufgeführten Link könnt Ihr euch einen Überblick über verschiedene Abfüllungen, ob Eigentümer oder unabhängig, verschaffen, die in den Jahren hier so auf den Markt kamen.
http://www.thewhiskywiki.de/index.php?title=Glenallachie
Destille: GlenAllachie
Abfüller: Eigentümer
Typ: Single Malt Scotch Whisky
Land / Region: Schottland Speyside
Alter: 12 Jahre
Fasstypen: Sherry, Oloroso, Pedro Ximenez (PX), Virgin Oak
Alkoholgehalt: 46%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: nein
Preis: 39 Euro für 0,7
Auge / Anblick, Farbe: Heller Bernstein
Seit 2018 gibt es bei GlenAllachie eine neue Standard Serie im Sortiment. Hier wurde der Fokus wieder auf die Reifung in Sherryfässern gelegt. Der 10er kommt mit Fassstärke und heftigen Sherry Aromen auf den Markt, gefolgt von unserem 12er. Der 18er besitzt einen robusten Körper mit dennoch weichem Kern. Der 25er weist eine schöne Eleganz mit vielschichtiger und komplexer Aromenpracht auf. Die Whiskygraphen sind schon sehr gespannt. Dazu später mehr.
Leider kann ich den Glenallachie von Signatory nicht mehr gegen den Neuen aus der Core Range Serie querverkosten, denn die Flasche ist schon leer. Also werde ich versuchen, es aus meinen Aufzeichnungen und aus dem Gedächtnis auf den Weg zu bringen. Auf unserem letzten Whiskygraphentreffen am 13.07.18 hatten wir die Gelegenheit, den Neuen auf Herz und Nieren zu prüfen, zu verkosten und auch zu teilen. Also los geht’s und ab ins Glas!
Nase / Geruch, Aroma:
Der 12er kommt sehr weich und süß aus dem Glas. Im Vordergrund angenehm leichte malzige Würze, gefolgt von Marzipan, hellen Früchten, Honig und der gebackenen Banane. Etwas tiefer im Glas gelangen nun die Aromen von Kräutern und eine leichte Schärfe in die Nase, gefolgt vom süßlichen Geschmack der Sahnebonbons. Hier wohl der Hinweis auf die verschiedenen ausgewählten Fässer bei der Reifung. Es kamen insbesondere Sherry, Oloroso, Pedro Ximenez (PX), Virgin Oak Fässer zum Einsatz. Verweilt der Tropfen etwas länger im Glas, gesellen sich noch feine Mandelaromen und Rosinen hinzu. Abgerundet wird das Bild durch eine frische Eichenote.
Insgesamt fehlen dem Neuen die deutliche Zitrusnote und dieses starke Vanillearoma, welches der Alte an den Tag legen konnte. Kamen ja auch andere Fässer zur Auswahl!
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz:
Wie die Nase es uns schon verraten konnte, deutliche Honigsüße mit Marzipan und feiner würziger Malznote. Speichelfluss. Heidekraut?!, Veilchen?! Lecker. Nun sollten wir diesem Tropfen noch ein wenig Zeit im Glas geben, um danach zum zweiten Schluck überzugehen. Der erste Eindruck bestätigt sich. Sogleich kommt eine kurze, nicht störende leichte Schärfe, Schokolade „Kaffeesahne“, gepaart mit Rosinen hinzu. Sehr schönes, cremiges und ausbalanciertes Mundgefühl. Der Alkohol ist mit seinen 46% super eingebunden und steht dem Neuen gut zu Gesicht. Immerhin 3% mehr als unser Alter.
Die Core Range Serie ist im Vergleich zu Vintage Serie von Signatory schon deutlich runder und weicher. Ich vermisse aber die Explosion von Pfeffer und Chili im Mundraum, die der 1996er uns bieten konnte. Zudem besitzt der 20er deutlich mehr Bourbonaroma im Vordergrund, ist eine Nummer malziger und kann mit einer schön eingebundenen Schärfe aufwarten.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang:
Leicht würziger, süßer mittellanger Abgang. Die cremige Konsistenz verweilt noch etwas länger am Gaumen. Indiz hierfür könnten bestimmt die ausgewählten Virgin Oak Fässer sein, welche ein Gegengewicht zu den fruchtig-herben Aromen aus den Sherryfässern bilden. Schöner ausbalancierter Whisky.
Fazit:
Was soll man nun sagen? Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass sich der typische Brennereicharakter beider Whiskys wiedererkennen lässt. Der 1996er besitzt noch ein paar Ecken und Kanten mehr und ist darüber hinaus ein Stück würziger als sein junger Kollege. Beide Kandidaten sind angenehm im Genuss bei vollem Körper. Die Fassauswahl beim 12er fand ich harmonisch und gelungen. Beide Whiskys verraten uns auch in Teilen ihre Herkunft aus der Speyside. Sind aber denke ich nicht ganz so typisch, weil sie kräftiger und vollmundiger im Geschmack sind. In punkto Preis- Leistung konnten sie überzeugen.
Sind wir also gespannt, welche Überraschungen die Core Range Serie noch für uns bereithält. Freuen wir uns auf den 18er und den 25er, der sich bei uns noch in der Teilung befindet.
Sobald diese verkostet sind, werden wir es Euch wissen lassen, denn Genuss verbindet. Also ab ins Glas!