Das Whisky-Mekka
Als Freund des schottischen Lebenswassers, ganz besonders, wenn man auch rauchige Whiskys zu schätzen weiß, muss man einmal auf Islay gewesen sein. Eine Woche stand vor uns, eine Woche mit jeder Menge Besuchen von Distillen, mit dem Austausch über das Lebenswasser untereinander und direkt an den Quellen. Hier ein Bericht zu den gemachten Erfahrungen bei unserer Whisky-Haddsch nach Islay, ins Whisky-Mekka.
Vorbereitung und Vortreffen
Vertrauensvoll habe ich mich, zusammen mit meinem guten Freund Willy, einer Gruppe unter der organisatorischen Leitung von Klaus Postert von Postert Whisky angeschlossen. Als Mensch und Händler genießt Klaus mein volles Vertrauen und schon bei unserem Vortreffen in seinem Laden rund 6 Wochen vor Reisebeginn wurde evident, dass sich dieses Vertrauen auszahlen würde. Sympathische Menschen mit viel Leidenschaft für das Lebenswasser waren zusammengekommen und unter anderem segnete ein Black Art 5.1 das Zeitliche bei dieser Gelegenheit. Bernd Engels lebte im Vorfeld der Reise seine beachtlichen kreativen Fähigkeiten aus und designete ein T-Shirt für die Fahrt.
Düsseldorf
Samstags ging der Flieger von Düsseldorf nach Glasgow. Willy und ich hatten uns entschlossen, um auf Nummer sicher zu gehen, da wir aufgrund unserer Seheinschränkungen auf die Deutsche Bahn angewiesen sind, bereits am Freitag einen Tag in der Altstadt zu verbringen. Nach unserem Treffen am Bahnhof bezogen wir zunächst Quartier im Max Brown Hotel Midtown in einem kleinen japanischen Viertel. Sehr freundliches Personal, ein außergewöhnlich stilvoll eingerichtetes Zimmer mit Reliquien aus längst vergangenen Zeiten und ein kostenloses Frühstück am Samstag morgen, nicht schlecht, sehr zu empfehlen.
Blindenstockdiebstahl
Das war doch wirklich gut losgegangen. Wäre da nicht etwas geschehen, dass mich etwas fassungslos zurücklässt, weil ich selber so etwas weder für potentiell möglich gehalten habe, noch davon hörte, dass so etwas je passiert wäre, der Diebstahl meines Blindenstocks. Vor dem schottischen Wetter in Düsseldorf waren Willy und ich in ein Brauhaus der Altstadt geflohen, wo es Uerige Altbier gab. Sehr lecker und auch das Essen dort konnte nicht enttäuschen.
Rock und Metal
Beim Rauchen vor dem Brauhaus konnten wir gegenüber unglaublich laute Musik ausmachen und zwar durchaus solche, die unseren Geschmack traf, Black Sabbath und ähnliches. Insofern war klar, dass wir dem Laden auch noch einen Besuch abzustatten hatten. Die Musik drinnen war so laut, dass ich nicht einmal etwas bestellen konnte, das musste Willy für mich erledigen, keine Chance die Bedienung zu verstehen. Blind, taub und betrunken, so macht man Urlaub. Später standen wir dann draußen, wo die Musik auch eine Unterhaltung zugelassen hat. Als wir dann gehen wollten, stellten wir fest, dass der Blindenstock, der zusammengeklappt auf dem Stehtisch vor mir gelegen hatte, verschwunden war. Die freundlichen Bedienungen halfen mit den Laden nach ihm abzusuchen, aber er war tatsächlich weg. Den musste jemand bei einem Toilettengang einfach mitgenommen haben, Unglaublich, aber wahr. Dann eben ohne Stock nach Schottland, so muss Rock’n’Roll sein.
Von Düsseldorf nach Glasgow und auf Islay
Am nächsten morgen, nach einem guten Frühstück aufs Haus, trafen wir uns dann mit den anderen am Flughafen. 5 Whiskyninjas, so nennt sich der Club von Klaus, 1 Whiskydevil, 1 Whiskygraph und 2 weitere Teilnehmer erlebten einen angenehmen Flug nach Glasgow. Dort kamen wir an einen geeigneten Mietwagen für 9 Personen. Mit diesem ging es zur Fähre von Kennacraig (in West Loch Tarbert), also vom Festland, Mainland nach Port Askaig auf Islay, wo wir zu den Klängen von „Dirty Old Town“ von The Pogues auf den inneren Hebriden ankamen.
Port Ellen und das Cairn Cottage
Auf dem Weg ins Cairn Cottage bei Port Ellen, unweit der berühmten Malting Floors dort, die heute zu Diageo gehören, nutzten wir die Gelegenheit um direkt einige Lebensmittel im Coop für das Frühstück mitzunehmen. Die Räumlichkeiten waren vortrefflich und großzügig, perfekt für 9 Personen. Im Wohn- und Esszimmer wurden direkt einige importierte Whiskys für die Abendstunden am Kamin platziert.
Der Sonntag
Für den Sonntag stand noch keine Führung und kein Tasting auf dem Plan. Insofern konnte man sich um Einkäufe bemühen und die ein oder andere Ortschaft und Landschaft der Insel kennenlernen. So ging es an den Loch Indaal, einen tief in die Isle of Islay ragenden Meeresarm, nach Port Charlotte und Portnahaven. Ein erstes Whiskyhighlight nahm dann in der Kilchoman-Destillerie seinen Lauf. Im Visitor Centre mit angeschlossenem Cafe konnten wir die ersten Whiskys vor Ort probieren und das zu sehr annehmbaren Preisen. Der 100% Islay, der Machir Bay, der Sanaig, der Loch Gorm, ein Port oder ein Sauternes von 2008 landeten ebenso in unseren Gläsern, wie eine 10-jährige Bourbonreifung, die nur vor Ort erhältlich ist.
Ein Machir Bay an der Machir Bay
Wie freundlich und zuvorkommend die Menschen bei Kilchoman sind, konnten wir direkt an diesem Sonntag erleben. Wir wollten gerne eine Flasche Machir Bay kaufen und sie eben an der Machir Bay gemeinsam genießen, allerdings fehlten uns die Gläser. Es war überhaupt kein Problem dort welche zu leihen, die wir dann am Donnerstag, als wir dort auch eine Führung gebucht hatten, wieder zurückgaben. Nun bin ich ohnehin ein Freund des Kilchoman Machir Bay, aber ihn direkt an der Machir Bay zu genießen, am Meer, das durchaus versucht hat uns die Flasche nach einer etwas unglücklichen Positionierung für ein Foto zu entreißen, im Wind mit ordentlich Salz in der Luft, war schon ein sehr besonderes Erlebnis. In meinem Whiskygramm zum Machir Bay habe ich ihn bereits gut bewertet, hier hätte ich ihn vermutlich noch besser beurteilt.
Der Montag bei Bruichladdich
Am Montag hatten wir bei Bruichladdich eine Führung und ein Warehous-Tasting gebucht. Ashley MacGregor führte uns kompetent und informativ durch die 1881 beginnende Geschichte und die verschiedenen Produktionsprozesse der Destillerie. Beeindruckend ist der Geruch und sicher auch der Blick in die große Mash Tun,, die 6 Wash Backs, in welcher die Maische gährt, die 2 Wash Stills und 2 Spirit Stills, sowie Ugly Betty, eine Lomond Still aus der alten Brennerei Inverleven, die für die Produktion des The Botanist Gin, der aus Kräutern von Islay hergestellt wird, eingesetzt wird.
Besonderheiten bei Bruichladdich
Lomond Stills sind selten geworden und man findet sie ansonsten noch in den Destillerien von Loch Lomond und InchDairnie. Beeindruckend, wenn auch offen gestanden nicht wirklich ein Hochgenuss, aber um so interessanter, war die Geschmacksprobe der rund 8-prozentigen Wash, die sehr säuerlich schmeckt. Selten sind auch die Rollenmühlen von Robert Boby zum Mahlen von Korn, von denen bei Bruichladdich eine zu sehen ist.
Das erste Warehouse-Tasting
Für das Warehouse-Tasting übergab Ashley an ihre Mutter Mary MacGregor. Es ist schon etwas sehr einzigartiges, in einem Warehouse, zwischen so vielen lagernden Fässern, umgeben von so vielen freundlichen Menschen, in Mitten von Gerüchen der geschmackvollen Zeitlichkeit, Whiskys verkosten zu dürfen, die sonst kaum zugänglich sind. Los ging es mit einem Quiz, einer Schätzfrage. Da sie häufiger gestellt wird, will ich sie hier nicht verraten. Gesucht wurde eine Antwort, die eine Zahl zwischen 0 und 169 sein konnte. Da mein Freund Willy nur sehr rudimentär Englisch spricht und nicht über das profundeste Whiskydetailwissen verfügt, hat er die Frage zwar nicht verstanden, wohl aber mit der Zahl, die am dichtesten an der Lösung lag, gewonnen. Er hatte die Wahl zwischen einem Sample aus einem der 3 Fässer, die wir in der Folge verkosten dürften und etwas aus Marys‘ Büro. Er entschied sich für das Büro.
Die 3 Fässer bei Bruichladdich
Mit dem Valinch (Bild) entnahm Mary aus den Fässern die Whiskys und es ging an die Verkostung vor Ort. Den Opener bildete ein 27-jähriger Bruichladdich aus dem Bourbon-Fass von 1992. Danach gab es einen Port Charlotte von 2006 und schließlich einen 10-jährigen Octomore von 2009. Unmöglich zu sagen, welcher hier am Besten war. Alle 3 eine Offenbarung. Als ich Mary danach fragte, ob ich nicht einmal den Valinch „sehen“, also ertasten dürfte, schlug sie direkt vor, dass ich damit die Whiskys aus dem Octomore-Fass entnehmen sollte. Da ließ ich mich natürlich nicht zweimal bitten und so konnte ich bei Bruichladdich ein Octomore-Fass mit dem Valinch teilweise leeren. Und manch‘ einer mag es verstehen, aber bei solchen Gelegenheiten kommt dann doch das Kind im Mann zum Vorschein. Noch heute muss ich zufrieden lächeln, wenn ich daran denke.
Das Visitor Centre bei Bruichladdich
Nach dem mehr als gelungenen Warehouse-Tasting fanden wir uns im Visitor Centre ein, wo es Gelegenheit gab, weitere Whiskys und auch den The Botanist Gin zu verkosten. Hier konnte ich auch mein ersten Whisky von Hand selber abfüllen. Beide Handfills, ein Bruichladdich und ein Port Charlotte haben mich auf der Heimreise begleitet. Und schließlich musste Willy noch seinen Preis bei Mary abholen. Sie ließ sich nicht lumpen und es gab für meinen Freund einen Bruichladdich Black Art 6.1. Und Mary ließ uns auch wissen, dass der Black Art 7.1 nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Remy Cointreau, der jetzige Eigentümer von Bruichladdich, kann sich wirklich glücklich schätzen, eine solche Perle im Portfolio zu haben.
Der Dienstag bei Ardnahoe und Bunnahabhain
Der Dienstag startete mit einer Führung bei Ardnahoe, der jüngsten Distille auf Islay. Lily Wheeler begleitete uns über das Gelände und in jene Bereiche, die eigentlich noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Allerdings lassen sowohl die Ausführungen von Lily, als auch die Eindrücke, die wir vor Ort sammeln konnten darauf schließen, dass aus dem Hause Ardnahoe beachtliches kommen wird. Der Shop, in welchem die geschmackvollen Merchandising-Produkte bereits zu sehen waren, eröffnete am Montag nachdem wir dort waren. Ohnehin war es etwas sehr besonderes eine Destillerie im Aufbau erleben zu können. Das noch nicht alles reibungslos läuft, zeigte auch der falsche Feueralarm an, der das Ende unseres Besuchs wortwörtlich einläutete.
Hunter Laing und Islay Journey
Es ist der unabhängige Abfüller Hunter Laing, der die Ardnahoe-Destillerie hat bauen lassen und in Betrieb genommen hat. Das Know-How, aber auch die finanziellen Mittel aus einem gut laufenden Geschäft, erlauben es Hunter Laing eine sehr qualitätsorientierte Philosophie umzusetzen. Das wurde in unserer Betreuung vor Ort evident und soll sich auch in den Whiskys von Ardnahoe widerspiegeln. So waren die Führung, ein Glas von Ardnahoe, wie auch die Verkostung eines Islay Journey, eines Blended Malts von Hunter Laing für uns vollkommen kostenfrei. Und es scheint, wie ich es verstanden habe, auch nicht unbedingt geplant, den ersten Whisky genau nach 3 Jahren und einem Tag Lagerungszeit auf den Markt zu bringen. Vielmehr soll er kommen, wenn er gut genug ist. Das könnte auch nach 4 oder 5 Jahren sein. Ich bin gespannt. Die Erlebnisse vor Ort lassen in jedem Fall auf großes hoffen.
Zwischen Ardnahoe und Bunnahabhain bei Caol Ila
Bis zu unserem Warehouse-Tasting bei Bunnahabhain hatten wir noch einiges an Zeit zu überbrücken. So ging es zunächst in Port Askaig in ein kleines Cafe, dann zum Loch Finlaggan mit der Eilean Mor, auf welcher mit dem Finlaggan Castle die Burgruine aus dem 13. Jahrhundert liegt, welche einst der Sitz der Lords of the Isles gewesen ist, nach denen auch ein 25-jähriger Ardbeg benannt ist, über den ich auch ein Whiskygramm verfasst habe, und kurz in das Visitor Centre von Caol Ila. Obgleich wir dort keine Führung oder ein Tasting gebucht hatten, wurden wir außerordentlich freundlich empfangen. Und es gab auch die Gelegenheit verschiedene Abfüllungen zu probieren. Sehr gut war der 18-jährige unpeated, etwas sehr besonderes und gutes aus der Reihe der Special Releases von Diageo aus dem Jahr 2017. Für mich tatsächlich überraschend gut.
Warehouse-Tasting bei Bunnahabhain
Eine wahrhaft unvergessliche Erfahrung bescherte uns dann Sarah Ferguson bei Bunnahabhain mit dem Warehouse-Tasting. Ich habe sicherlich schon einiges erlebt, aber ich bin noch nie in einer solchen Geschwindigkeit und mit einer solchen Güte von einer Frau abgefüllt worden. Wir hatten ein Upgrade auf das Tasting gebucht und so sollte es insgesamt 2 Whiskys mehr geben. Umgeben von den zahlreichen Fässern im herrlichen Dunst reifender Whiskys ging es also mit 2 Standardabfüllungen los, mit dem 18-jährigen und dann dem 25-jährigen. Ersterer ist schon großartig, aber letzterer zählt zu meinen absoluten Lieblingen und ich habe bereits ein Whiskygramm über ihn veröffentlicht. Bei diesem Start war ich wirklich gespannt, wie diese Qualität zu halten sein würde.
Aus dem Fass und New Make
Wie sich dann herausgestellt hat, war es kein Problem die Qualität zu halten und sie sogar teilweise noch zu steigern. Weiter ging es mit einem 10-jährigen Bunnahabhain mit Finish in einem Manzanilla-Fass, der leicht trocken war, einem 11-jährigen Whisky mit Moscatel-Finish, der einen sehr fruchtigen Kontrast gebildet hat, einem 15-jährigen Bunnahabhain aus Spanish Oak mit Brandy Finish, der Abfüllung zum Feis Ile 2018, die absolut grandios war und die man einfach mitnehmen musste, dann einer 12-jährigen Vollreifung in einem PX-Fass, die eine herrliche Süße gezeigt hat und in der kleinen Version ebenso als Begleiter mit nach Deutschland musste wie der Peated New Make, den es im Anschluss zur Verkostung gab, weiter mit einem 13-jährigen Bunnahabhain Moine mit Marsala-Finish und schließlich einem 14-jährigen Whiskey, der 9 Jahre in einem Bourbon-Fass und 5 Jahre in einem PX-Fass gelagert hat.
Bandbreite und Breitseite
Dieses Warehouse-Tasting hat die unglaubliche Vielseitigkeit der Whiskys von Bunnahabhain ebenso zum Ausdruck gebracht, wie die hohe individuelle Qualität der Abfüllungen in Kombination mit dem typischen Brennereicharakter, wobei gerade letzterer bei so vielen Eindrücken in so kurzer Zeit doch schwer auszumachen war, und das trotz des New Makes. Die Bandbreite war wirklich unglaublich. Allerdings war das auch eine ganz schöne Breitseite, da es sich doch um eine größere Menge Alkohol in kurzer Zeit gehandelt hat. So stand Sarah irgendwann mit einem gefüllten Glas vor mir, während ich bereits in beiden Händen ein volles Glas gehalten habe und bemerkte nur, dass ich offensichtlich eine Hand zu wenig hatte. Das Warehouse 9 bei Bunnahabhain wird für mich unvergessen bleiben. Die Distell Group kann sich sehr glücklich schätzen diese Destillerie 2013 mit den Burn Stewart Distillers gekauft zu haben.
Visitor Centre bei Bunnahabhain
Im Visitor Centre (Bilder Außen- und Innenansicht) gab es dann Gelegenheit einige wunderbare Abfüllungen zu erwerben, daneben den New Make als peated und unpeated Version. Während wir uns damit befassten, welche Flaschen mit in den Koffer mussten, wurde dann ein anderer jüngerer Gast, der den Whisky wohl noch nicht so gewohnt war, fürsorglich begleitet von Sarah, aus dem Visitor Centre zum Auto getragen. Wir konnten zwar noch laufen, aber der Alkohol hatte doch auch seine Spuren bei uns hinterlassen.
Mittwoch bei Bowmore
Nach diesem Warehouse-Tasting der Superlative folgte am Mittwoch eine Führung der besonderen Art bei Bowmore. Begrüßt wurden wir mit einem Bowmore Vault No. 1, über den ich auch ein Whiskygramm verfasst habe. Die typischen Elemente einer Destillerie-Besichtigung von Korn-Mühle, hier, wie üblich von Porteus, Mash-Tun, Wash-Backs, Probe des Washs und des New Makes, 2 Wash-Stills und 2 Spirit-Stills waren hier ebenso zu bewundern und erleben, wie einige weitere Elemente, die den gesamten Prozess der Whiskyproduktion veranschaulichten und erfahren ließen. Da Bowmore über eine eigene Mälzerei verfügt, sind selbstverständlich eben jene Prozesse besonders bemerkenswert.
Monkey-Shoulder und Grabber
So konnte man selber die Gerste (Bild einer Schicht), die während dem Keimen gewendet werden muss, wie früher üblich, mit einer Holzschaufel wenden, wobei die Gerste einfach über die Schulter nach hinten geworfen wird. Bei Arbeitern, die diese Tätigkeit häufig verrichteten, entwickelten sich nicht selten Schulterprobleme, sie bekamen eine „Monkey-Shoulder“, woran ein berühmter Whisky noch heute erinnert. So wurde zum Wenden der Gerste später der Grabber eingesetzt, eine Art Pflug, den zu ziehen gar nicht so einfach ist. Whisky zu produzieren ist doch ungleich anstrengender, als ihn zu konsumieren. Das wurde auch klar, als ich eine Art Schubkarre mit schwingendem Behälter, gefüllt mit Gerste, die nach dem ersten Wässern zum Keimen gebracht wird, durch die Gegend fahren und ausschütten durfte, damit sie auf den Malzböden ausgebracht werden kann. Das Fassen in eine Schicht Gerste beim Keimen zeigte dann auch deutlich an, dass nicht nur menschliche, sondern auch chemische Arbeit, hier in Form von exothermen Reaktionen mit sehr deutlich spürbarer Wärmeentwicklung, eine Grundvoraussetzung für den Whisky ist.
Kiln und Ofen
Ein absolutes Highlight bei dieser großartigen Führung war dann die Kiln. Wir konnten hinein, ein Bad in der keimenden Gerste nehmen, eine Grünmalzschlacht veranstalten. Beim Kilning wird der Prozess des Keimens durch Reduktion des Feuchtigkeitsanteils der Gerste mittels warmer Luft aus einem Ofen gestoppt. Insofern ist der Boden der Kiln perforiert und der sich darunter befindliche Ofen wird mit Kohle und / oder Torf befeuert. Auch den Ofen (Bilder) durften wir betreten und standen so keine 2 Meter entfernt von dem Torffeuer, der dem Bowmore seine Rauchigkeit verleiht.
Am River Laggan
Sehr eindrucksvoll war es für mich dann auch ein Glas Wasser aus dem River Laggan probieren zu können. Er ist die Quelle, aus welchem die zu Beam Suntory gehörende Destillerie ihr Wasser bezieht. Außerordentlich idyllisch, in schöner Natur, vermutlich in irgend einem Garten von Bewohnern Bowmores, konnten wir das wohlschmeckende Wasser genießen. Ich nutzte die Gelegenheit um unseren sehr sympathischen Guide Keith MacDonald danach zu fragen, ob denn eine Fortsetzung der Serie des Bowmore Vault No. 1 angedacht sei. Er gab bereitwillig Auskunft darüber, dass es mehrfach erwogen worden ist, die Serie doch noch weiterzuführen, dass aber letztlich ein eher unterdurchschnittlicher Absatz auf Basis der Tatsache, dass es sich um einen NAS-Whisky handelt, dazu geführt hat, dass die Serie nicht fortgeführt werden wird.
Im legendären Vaults No. 1
Dann ging es weiter in das legendäre Vaults No. 1, das älteste Warehouse, in dem noch heute Whisky lagert. Und dieser Charme längst vergangener Zeiten wird zwischen den unzähligen Fässern in den alten Gemäuern deutlich spürbar. Hier konnten wir zwei 19-jährige Whiskys von 1999 vor Ort verkosten, den einen aus einem 1st-Fill-Oloroso-Cask, den anderen aus einem Bourbon-Cask. 100 ml von einem konnten wir uns zum Mitnehmen aussuchen. Meine Wahl viel auf den Oloroso. Ein Teilnehmer kam in das Vergnügen ein Fass mit dem Hammer (Bild), dessen Schläge abwechselnd links und rechts des Verschlussstopfens landen müssen, zu öffnen. Keine leichte Aufgabe. Auch konnte man mit einem anderen Hammer die Füllstände der lagernden Fässer anhand des erzeugten Klanges testen, eben, wie es gemacht wird. Derzeit befindet sich, noch abgeteilt durch ein Gitter, ein eigener Tasting-Bereich im Vaults No. 1 im Werden. Ein anderes altes Lagerhaus der Brennerei wurde übrigens zum Schwimmbad umgebaut, liegt direkt neben dem heutigen Brennereigelände und wird mit der Wärme aus dem Whiskyproduktionsprozess geheizt.
Die Whisky-Lounge bei Bowmore
Im Anschluss an das Warehouse-Tasting ging es in die sehr geschmackvoll und geräumig eingerichtete Whisky-Lounge des Hauses. An der Bar konnte man sich verschiedene Abfüllungen ausschenken lassen und sie z. B. auf dem wunderbaren Balkon bei bester Aussicht genießen. Neben einer Oloroso-Abfüllung mit PX-Finish, einer 18-jährigen PX-Vollreifung und dem Tempist landeten 2 wahrhaft großartige Tropfen in meinem Glas, ein 21-jähriger Managers‘-Choice aus einem Oloroso-Cask und ein 27-jähriger.
Ein Pub in Port Ellen
Den Mittwoch ließen wir, nach einem sehr guten Abendessen im Cairn-Cottage, in einem Pub in Port Ellen ausklingen. In Schottland kann man nicht nur guten Whisky, sondern auch gutes Bier genießen. Eine ganze Reihe verschiedener guter Ales oder Stouts sind hier zu entdecken. Und sowohl die Einheimischen, wie auch die anderen Touristen, die sich in den Pubs stets finden, sind überaus freundlich. Die erste Frage, die uns nach dem hereinkommen gestellt worden war, war die nach einem Musikwunsch. Und so lief dann auch bald „Fade to Black“ von Metallica.
Donnerstag bei Kilchoman
Am Donnerstag ging es zu Kilchoman. Hier wurden wir von Nicole Lindsay mit einem 100% Islay am Anfang der Führung begrüßt, selbstverständlich, nachdem wir die geliehenen Gläser für den Machir Bay vom Sonntag zurückgegeben hatten. Jene ging über das Gelände der Farm-Destillerie, so genannt, weil sie 2005 auf einem ehemaligen Farmgelände ihre Produktion aufgenommen hat. Wieder gab es alle typischen Anteile der Destillerie, die für die Whiskyproduktion entscheidend sind, zu sehen und erleben.
Wash, New Make und Spirit Safe
Die Geschmacksprobe des Washs fiel nun schon positiver aus als noch bei Bruichladdich. Nicht so säuerlich und fast schon im Bereich eines Starkbieres, das man bestellen könnte. Sehr interessant war die Verkostung von 3 verschiedenen New Makes. Im Spirit Safe bei Kilchoman, wie in den Safes, die sich sequenziell an die Spirit Stills anschließen allgemein, wird das frische Destillat mittels verschiedenster Trichter, Sensoren, Hähne und Messgeräte im wesentlichen anhand der Parameter Zeit, Temperatur, Alkoholgehalt und Dichte in den Vorlauf (Foreshot, Head, First Cut), Mittellauf (Middle Cut, Heart, Second Cut) und Nachlauf (Feints, Tail, Third Cut) getrennt. Als New Make genutzt werden kann lediglich der Middle Cut, Foreshot und Feints fließen wieder zurück in die Spirit Still. Wir bekamen die Gelegenheit den Middle Cut, der rund 60 % des Destillats ausmacht, nach 10 und 50 Minuten Laufzeit zu verkosten, sowie den fertigen New Make. Es ist wirklich beeindruckend, wie stark sich der Geruch, aber vor allem der Geschmack dieser durch die verschiedenen Laufzeiten verändert.
Loch Gorm
Während der Führung über das Gelände passierten wir auch die großen Behälter, die für das Vatting, also die Vermählung verschiedener Fässer zu einem Batch, eingesetzt werden. Im Tank befand sich gerade der neue Loch Gorm, wie Nicole auf Anfrage von Klaus erläuterte. Der Loch Gorm ist 2018 zum siebten Mal als Vermählung von 19 Oloroso-Fässern erschienen, was bei Reduktion auf Trinkstärke von 46% 15.000 Flaschen ergeben hat. In unserem sich anschließenden Gespräch mit Anthony Wills, dem Eigentümer von Kilchoman, ergab sich die einzigartige Gelegenheit den demnächst erscheinenden Loch Gorm von 2019 direkt aus dem Vatting-Tank kommend in Fassstärke mit rund 57% zu probieren. Einfach großartig. Er schmeckte so gut, dass wir alle die Meinung hatten, dass es doch schade sei ihn auf die 46% Trinkstärke zu reduzieren. Aber Anthony räumte freimütig ein, dass dies weniger eine Frage des Geschmacks als der Menge sei.
Gespräch mit Anthony Wills
Die Möglichkeit mit dem Eigentümer von Kilchoman, einer jungen Destillerie, die doch bereits auf beträchtlichen Erfolg zurückblicken kann, ins Gespräch zu kommen, war natürlich ebenfalls einmalig. Der freundliche Herr, man kann ihn durchaus einen Gentleman nennen, war bereit uns alle möglichen Fragen zur Whiskyproduktion, Kilchoman, Schottland und Islay zu beantworten. Geplant und in Umsetzung ist derzeit eine Verdopplung der Kapazitäten von knapp über 200.000l Produktion im Jahr auf über 400.000l. Dazu sollen nicht etwa größere Brennblasen angeschafft werden, sondern der Charakter des Whiskys soll unbedingt genau so beibehalten werden, indem die Menge an Stills einfach identisch verdoppelt wird. Anthony führte eine ganze Menge mehr über seine Herangehensweise an die Whiskyproduktion aus, alles sehr bodenständig, realistisch, nachvollziehbar, logisch und an keiner Stelle aufgesetzt.
Märkte, Infrastruktur und Brexit
Bei aller Whiskyromantik vor Ort konnte ich es mir nicht nehmen lassen Anthony auf die potentiellen Konsequenzen eines Brexits anzusprechen, schließlich geht es bei einer Destillerie, ganz besonders einer, die expandiert und um so mehr Planungssicherheit braucht, auch um sehr viel Geld. Wahrhaft erschreckend war für mich, dass auch der Eigentümer einer Destillerie glaubhaft versichert hat, dass er absolut keine Ahnung habe, was da wann auf ihn zukommt. Dass Anthony kein Freund eines Brexits ist, er die Britische Politik diesbezüglich sehr skeptisch sieht und er dennoch große Achtung vor dem Willen des Volkes hat, machte ihn in meinen Augen mehr als sympathisch. Er erläuterte auch infrastrukturelle Probleme auf Islay. Es stehen zu wenig Fähren, genau zwei, zur Verfügung, um vom Mainland auf die Insel zu gelangen. Da bringt auch der Flughafen wenig Entlastung. Schließlich müssen nicht nur teilweise Rohstoffe und Maschinen zur Herstellung des Whiskys, wie auch die Touristen auf die Insel gelangen, sondern der viele Whisky muss auch exportiert werden. Nicht zuletzt nach Deutschland, das Anthony als einen der wichtigsten Märkte bezeichnete.
Islay Woolen Mill
Nach Kilchoman ging es dann zu einer alten Wollmühle, der Islay Woolen Mill in der Nähe von Bridgend. Hier werden in sehr traditioneller Weise, mit entsprechend alten Maschinen (Bilder) und auf der Basis uralter Handwerkskunst Stoffe hergestellt, die u.a. zur Anfertigung von Kilts Verwendung finden. Nicht nur die Stoffe, nicht selten in Webmustern, welche man Tartan nennt und die die Zugehörigkeit zu einem schottischen Clan anzeigen können, sondern auch die Gerätschaften können hier bewundert werden. Die hier praktizierte Kunst ist so weit verbreitet und legendär, dass bereits die Stoffe für einige Hollywoodproduktionen aus diesem Hause stammen.
Das Ballygrant Inn
Später ging es dann noch in das Ballygrant Inn, ein Restaurant und eine Whiskybar, die einst als eine der besten ausgezeichnet worden ist. Ein vorheriger Blick in die Whiskykarte Online ließ schon darauf schließen, dass uns die Auswahl an hochwertigen Whiskys, die man vielleicht nur hier in der Lage sein würde zu bekommen, erschlagen würde. Und genau so war es dann auch. Eine Whiskykarte, die eher einem Buch glich und die eine Auswahl an Islay-Whiskys offerierte, die einfach unglaublich war. Von dem offensichtlich guten Essen, das ein mehr als verführerischer Currygeruch verhieß, konnten wir uns leider nicht selber überzeugen, da man, da hier ausschließlich mit frischen und daher vorab genau bemessenen Produkten gekocht wird, sich dafür vorher anmelden musste. Für 9 Personen konnte man uns auch nicht in einer Pizzeria etwas zum Mitnehmen machen, da hatten wir Pech. Glück war allerdings, dass einige sehr versierte Köche Teil der Reisegruppe waren und abends ein Curry selber zauberten, wie es nicht viel besser hätte sein können.
Alte Bekannte
Bei meinem ersten Whisky sitzend, es war ein Bunnahabhain 13 Palo Cortado von 2005, den es als Handfill exclusive nur im Warehouse 9 2018 gegeben hat, und den ich, müsste ich mich denn entscheiden, als den besten Whisky, den ich auf Islay getrunken habe, bezeichnen würde, kamen dann Sabine und Rainer Muench in die Bar. Die beiden leben auf Islay in Ballygrant, wo sie auch das St. Mary’s Cottage vermieten, durchaus in Kombination mit der Organisation von Whiskyevents. Mir sind die beiden von Whiskymessen in Deutschland bekannt, wo sie nicht selten entweder am Stand von Whisky Spirits oder Signatory zu finden sind. Sabine verriet uns, dass sie mittlerweile bei Bunnahabhain angefangen hat und so kann man nur hoffen, dass die Besuche der beiden in Deutschland zu Messen oder Tastings nicht dadurch oder den Brexit wesentlich rarer werden.
Highlights unter Highlights
Online hatte ich mir auf der Karte des Ballygrant Inns eigentlich 2 Schätzchen ausgesucht, die zu probieren bei mir ganz oben auf der Liste stehen. Einmal den 21-jährigen Bruichladdich Black Art 2.2 und einmal den Octomore 2.2 Orpheus mit 140 ppm. Beide waren leider schon aus und so musste ich dann doch ausweichen. Nur worauf? Bei dieser Auswahl. Letztlich schafften es dann noch der Ardbeg Galileo, der auch noch auf der To-Drink-Liste gestanden hat und ein Bowmore 17 PX, der als Handfill zum Feis Ile 2016 herausgekommen war. Hier gab es nur Highlights unter Highlights, eine Bar zum arm werden.
Freitags bei Ardbeg
Am letzten Tag auf Islay ging es dann zu Ardbeg. Visuell, so die einhellige Meinung der Dramfull 9, handelt es sich wohl um das schönste Gelände einer Destillerie auf Islay, u.a. mit dem kunstvoll gepflasterten Logo auf dem Boden. Begrüßt wurden wir mit dem Ardbeg Drum Committee Release, der ein Rum-Finish erhielt und dessen fruchtigen Noten eine Weile brauchen, damit sie sich im Glas, in der Nase und am Gaumen entfalten. Aber er konnte überzeugen. In einem kleinen, gemütlichen Raum (Bild) wurden wir dann zunächst kurz in die Geschichte der Destillerie eingeführt, bevor uns Dr. Bryony McNiven die einzelnen Stationen der Produktion außerordentlich fachkompetent näher brachte.
Besonderheiten bei Ardbeg
Bryony betonte, und das nicht ohne einen gewissen selbstironischen Unterton, so schien es mir zumindestens, die Besonderheiten bei Ardbeg, die sie zu einer einzigartigen Destillerie machen. Dabei hob die promovierte Chemikerin, die in Glasgow studiert, danach im Labor bei Glenmorangie gearbeitet hat, ihrer Profession entsprechend einige chemische Aspekte der Whiskyproduktion hervor. So sind die Wash Backs bei Ardbeg aus Überzeugung aus Holz, während die meisten anderen Destillerien solche aus Stahl verwenden, da diese einfacher zu reinigen sind. Das Holz begünstige chemisch die Entstehung von bestimmten Esthern, die sich dann im fertigen Whisky als Träger gewisser Fruchtaromen wiederfinden sollen. Und auch wenn man die Brennblasen bei Ardbeg nicht fotografieren darf, so wurde doch explizit auf ihre besondere Form verwiesen und die Maximierung des Kontakts des Spirits zum Kupfer durch diese. Auf Nachfrage von mir erfuhren wir dann auch, dass Ardbeg die Fässer nicht wie üblich mit 63,5% starkem Alkohol befüllt, sondern mit 63,7%. Stolz ist man bei Ardbeg auch auf die Kornmühle von Robert Boby, welche wohl die älteste ist, die noch im Einsatz ist.
Wash und Fassreinigungsrinne
Sehr bemerkenswert ist der Geschmack des Washs bei Ardbeg. Ein leicht rauchiges Starkbier aus dem Diver, dem Gefäß, mit dem der Wash durch eintauchen in die Wash Backs genommen wird, das wirklich gut schmeckt. Sehr gut nachvollziehen konnten wir die Veränderung des Geruchs des Washs in Abhängigkeit von der Dauer der Gärung in den Gärbottichen. Da verändert sich doch einiges. Sehenswert war auch die Rinne, in welcher die Fässer nach Benutzung gereinigt werden. Bei diesem Besuch zwar fast auf Hochglanz poliert, bei einem vorherigen übriger Teilnehmer allerdings wohl beeindruckend verunreinigt von Rückständen aus den Fässern.
Im Tasting-Room
Anschließend wählte Bryony in den Räumlichkeiten für die Tastings dann 3 Abfüllungen zur Verkostung aus. Zunächst gab es den Ardbeg Ardbog, über den ich auch ein Whiskygramm geschrieben habe. Danach den Dark Cove und schließlich, als herausragende Spitze, den Ardbeg Twenty Something 22. Ein außerordentlich hohes Niveau, auf dem wir uns da bewegen durften, nicht nur von den Whiskys her, sondern auch durch Bryony, die uns sehr interessante Einblicke in die Whiskywelt gewährt hat. So berichtete sie auch von Deutschland als einem der wichtigsten Märkte, gab offen die Probleme bei der Preisgestaltung der limitierten Abfüllungen zu, die aus der gewaltigen Stärke der Core Range von Ardbeg herrühren und die ich auch in meinem Whiskygramm zum Ardbog eingangs kurz angesprochen habe und ließ uns wissen, dass der sehr gelungene Ardbeg An Oa, über den ich ebenfalls ein Whiskygramm geschrieben habe, im Geschmack mit von ihr gestaltet worden ist. Eine beeindruckende Frau von erstaunlicher Kompetenz mit Humor, die zu treffen eine wahre Freude war.
Visitor Centre bei Ardbeg
Danach gab es im Visitor Centre von Ardbeg, in welchem sich auch ein Cafe / Restaurant findet, in dem man ausgezeichnet essen kann und in dem uns Bryony rasch alleine ließ, da sie beim Bedienen mit anpackte, die Gelegenheit, jede Menge Souvenirs und Abfüllungen zu erstehen. Besonders gefragt war natürlich der Ardbeg Drum Committee Release. Was mich erstaunt hat zu hören war, dass Ardbeg selber nur eine bestimmte Menge von ihm durch den Konzern, dem die Destillerie angehört, zugeteilt bekommt. Die Verteilung auf die verschiedenen Märkte geht vor und läuft vollständig über Moet Hennessy Louis Vuitton (LVMH), die Glenmorangie PLC und damit auch Ardbeg 2004 gekauft haben.
Laphroaig und Lagavulin
Nach diesem wunderbaren Besuch bei Ardbeg, der durch und durch professionell gestaltet gewesen ist, bot sich geographisch noch ein kurzer Zwischenstopp bei den anderen beiden Destillerien an der Südküste Islays an, bei Laphroaig und Lagavulin. Auch hier war man in den Visitor Centres gerne gesehener Gast. Bei Laphroaig, ebenso wie Bowmore zu Beam Suntory zugehörig, kamen die Friends of Laphroaig in den Genuss eines 5cl Samples des Quarter Casks und ich ließ es mir nicht nehmen ein ganzes Fass zu kaufen, wenn auch nur als Schlüsselanhänger. Bei Lagavulin, einer Destillerie, ebenso wie Caol Ila zu Diageo zugehörig, die ich wegen der 16-jährigen Standardabfüllung und noch mehr der Distillers Edition sehr zu schätzen weiß, gelang es mir zur Abwechslung dann einmal wirklich absolut nichts zu kaufen.
Kildalton
Geographisch bot es sich ebenfalls an das Kildalton Cross und die Kildalton Chapel im Südosten der Insel nahe den Siedlungen Kintour und Ardmore Freitags zu besichtigen. Das große steinerne Keltenkreuz aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts findet sich neben der Ruine einer Kapelle auf einem Friedhof. Es ist u. a. mit biblischen Szenen auf der Rückseite des Querbalkens verziert. Freitag abends ging es dann leider schon wieder an das Packen der Koffer. Es bedurfte schon einer Kofferwaage um genau zu tarieren, ob das Gepäck nicht zu schwer wäre. Und tatsächlich musste das ein oder andere vom Koffer ins Handgepäck wandern.
Samstags von Islay nach Edinburg
Am Samstag ging es dann zunächst vom Cairn Cottage auf die Fähre zurück aufs Festland. Hier traf man den ein oder anderen Mitarbeiter der Destillerien und natürlich andere Whiskytouristen. Ein gutes Schottisches Breakfast mit Eiern, Speck, Baked Beans, Tomaten, Pilzen, Würstchen, Toast, Kaffee und Orangensaft konnte man en passant genießen. Auf dem Weg nach Edinburgh legten wir einen ersten Zwischenstopp in Inveraray am Loch Fyne ein. Das etwa 600 Einwohner starke Nest erschien mir etwas unspektakulär, vielleicht wurde ich aber auch so langsam doch etwas müde.
Deanston
Die Müdigkeit legte sich dann beim nächsten Zwischenstopp schlagartig. In Deanston, Stirling, in den südlichen Highlands, betraten wir das Gelände der nächsten Destillerie, das von Deanston. Hier wurde eine im Jahr 1785 erbaute Baumwollmühle 1966 zu einer Destillerie umgewandelt. Empfangen wurden wir von den typischen, massiven, intensiven Gerüchen der Gerste und des Malzes auf dem Gelände. Und das Visitor Centre sollte uns nicht enttäuschen. Hier gab es doch eine ganze Menge an Abfüllungen exklusiv vor Ort zu erwerben und auch zu verkosten. Platz im Rucksack hatte ich zwar keinen mehr, aber eine Flasche Deanston 12 Palo Cortado kaufte ich trotzdem. Sehr gut war der 19-jährige Deanston mit Moscatel-Finish. Aber das hätte die Kapazitäten dann doch vollends gesprengt.
Ankunft in Edinburg
In Edinburgh angekommen lief dann auch endlich mal etwas schief in Schottland. Das von uns gebuchte Apartment war bereits durch eine Doppelbuchung vergeben. Der nette Eigentümer indischer Herkunft, der aus einem Bollywood-Streifen hätte entsprungen sein können und seine beiden Söhne sorgten allerdings für Ersatz. Jener war dann nicht ganz so komfortabel, wie wir uns das gewünscht hätten, aber 9 Schlafgelegenheiten waren gegeben. Also ging es rasch noch in das ein oder andere Pub (Bilder) und schon konnten wir unser Domizil am nächsten morgen wieder verlassen.
Edinburgh
Also ging es am Sonntag in der Früh, nachdem wir das eine Bad und die Mini-Küche in einer logistischen Meisterleistung optimal genutzt hatten, noch ab ins Zentrum. Wir parkten unterhalb des Edinburgh Castles (Bilder), nahmen es und die umgebenden Kirchen wie St. Johns kurz in Augenschein, hörten einen Dudelsackspieler auf der Straße und flanierten über einen Teil der Royal Mile (Bilder). Dann kehrten wir zu einem Frühstück ein, um danach, kurz nach 11 Uhr, dem Zeitpunkt, ab dem Alkohol ausgeschenkt werden darf, in einem Pub noch einige verschiedene Biersorten zu probieren. Immer nur Whisky, das ist ja ungesund. Insofern landeten 3 verschiedene Biere bei mir im Glas, von denen mir ein Dark Stout als besonders gut und würzig in Erinnerung geblieben ist.
Rückflug
Nachdem wir in Edinburgh in der Nähe des Flughafens unseren Mietwagen zurückgegeben hatten, uns der Transferbus bis zu diesem gebracht hatte, ein weiteres Curry verspeist war, wir die überaus peniblen Sicherheitskontrollen passiert hatten, saßen wir im Flieger zurück nach Düsseldorf. Nach einer Flugzeit von knapp über einer Stunde landeten wir, verpassten nach der Busfahrt vom Flugzeug zum Terminal die Gepäckausgabe und mussten doch lange suchen, bis wir wieder zurück in den Bereich durften, in welchem wir unsere Gepäckstücke wohlbehalten entgegennehmen konnten. Hier trennten sich dann wieder die Wege der Dramfull 9 und Willy und ich machten uns auf den Weg zum Bahnhof.
Düsseldorf Flughafen Bahnhof
Mit Willy, der sich freundlicher Weise bereit erklärt hatte mich noch bis nach Hause zu begleiten – ohne Blindenstock für mich alleine eine Unmöglichkeit -, ging es dann an den Bahnhof des Flughafens. Wir waren etwas durstig von der Reise und hatten Glück. Am gesamten Bahnhof des Düsseldorfer Flughafens gab es in einem Getränkeautomat tatsächlich noch eine Cola. Alles andere war leer.
Mayen
Mit der üblichen Verspätung der Deutschen Bahn kamen wir dann in Andernach an, von wo aus wir mit dem Taxi weiter nach Mayen mussten, ein Zug fuhr nicht mehr. Da bot es sich an noch an einer Tankstelle kurz halt zu machen um ein Bierchen mitzunehmen, da Willy schließlich Geburtstag hatte. Ich saß im Taxi wartend, während mein Freund rausgesprungen war, um das Begehrte zu erstehen. Da hörte man einen sehr lauten Knall, was der Taxifahrer damit kommentierte, dass da eine Glasscheibe im Weg gewesen sei. Glücklicher Weise ist auch mein Freund Willy nicht so schnell kaputt zu kriegen und so konnten wir kurz vor Mitternacht bei mir doch noch sehr entspannt auf seinen Geburtstag, die Reise und einiges anderes anstoßen, dass sich während unserer Abwesenheit ereignet hatte. Und dabei landete dann auch der Black Art 6.1 direkt in unseren Gläsern.
Fazit
Es war insgesamt eine mehr als gelungene Reise nach Islay mit den Dramfull 9, die kennenzulernen eine Freude gewesen ist. Als Blinder Teil einer kleinen Gruppe zu sein ist für beide Seiten nicht immer ganz einfach. Meist ergibt es sich dabei, dass die übrigen Gruppenmitglieder doch wesentlich mehr an alltäglicher Arbeit verrichten und auch Hilfsbereitschaft ist in der gelebten Praxis anstrengender als in der Theorie. Allerdings war das für mich zu keinem Zeitpunkt unserer Reise spürbar unangenehm. Tolle Menschen, mit denen ich da das Vergnügen hatte im Urlaub sein zu dürfen. Und sie zeichneten sich auch durch eine gesunde Portion Humor und einen guten Musikgeschmack aus, beides für die Harmonie nicht ganz unwichtig.
Whisky-Resumee
Von den Erlebnissen, Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen im Bereich der Whiskywelt war die Reise unschlagbar. Jede Führung, jedes Tasting, jedes Gespräch, jeder Whisky war ein Höhepunkt für sich. Auch an den Quellen, dort wo der Whisky sprießt und fließt, ist die Beschäftigung mit dem Lebenswasser eine reine Freude. Auf Islay gibt es einiges zu erleben und lernen – ad fontes.
Artikelexit mit dem Brexit
Ausgangs noch einige Worte zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Tatsächlich hat dieses irrsinnige Vorhaben, das überdies mehr als inkompetent politisch realisiert wird und nicht mehr ist als das Symptom einer hypochondrischen Welt, die ihre nicht vorhandene Krankheit geheilt sieht in einem Nationalismus, der sich später als pathogen in globalisierten Verhältnissen herausstellen muss und sie erst richtig krank macht, schon bei dieser Reise negative Auswirkungen auf mich gehabt. Wir hatten die Reise, da unsere Rückkehr ansonsten genau auf den ersten Tag nach Austritt Großbritanniens aus der EU gefallen wäre, eine Woche vorverlegen müssen, damit es mit den nicht zu antizipierenden Verhältnissen keine Probleme geben würde.
Was ich verpasst habe
Da ich termintechnisch allerdings auf relativ lange Sicht im Voraus Verpflichtungen und Bindungen habe, hat eine solche Verschiebung für mich das Verpassen von 5 Veranstaltungen bedeutet, die ich um der Menschen Willen, denen ich dort hätte begegnen können, sehr gerne besucht hätte. Da war beispielsweise die Gemeinschaftsarbeit der befreundeten Freimaurerloge Zur Wahrheit und Treue in Neuwied mit unserer Loge Friedrich zur Vaterlandsliebe in Koblenz, die ich als Redner letzterer selber terminiert habe. Oder der Distriktsstuhlmeistertag in Worms, auf dem ich zum Distriktsredner von Rheinland-Pfalz / Saarland gewählt worden bin. Letztlich wird der Brexit die Menschen voneinander trennen, entfernen und entfremden, er wird Isolationen und Separationen begünstigen und in dieser Weise eine ebenso folgenreiche Mauer sein wie jene, die auch physisch existieren.
Dank am Ende
Hätte ich vor meiner Zusage für die Reise die tatsächlichen Reisedaten gekannt, so wäre ich vermutlich nicht mitgefahren. Und irgendwie bedaure ich auch wirklich die genannten und weitere wichtige Veranstaltungen verpasst zu haben. Aber unter dem Strich war die Reise es doch mehr als wert. Mein Dank geht vor allem an Klaus Postert für die perfekte Organisation, an die Dramfull 9 dafür, dass sie sind, wie sie sind, an Bernd Engels und Jens Arndt, den Whiskydevil, für die Bereitstellung der Fotos zu diesem Beitrag und an meinen Freund Willy, ohne den alles undenkbar gewesen wäre.
Ingo
Ein toller Beitrag zur richtigen Zeit.ich werde am 02.06.19 nach Islay aufbrechen und kann dann den kleinen Reiseführer direkt vor Ort nutzen. Die Vorfreude auf die Reise ist mit dem Bericht noch einmal gestiegen. Ich verfolge auch die anderen Beiträge der Seite mit großem Interesse. Bitte weiter so.
Alex
Vielen Dank. Und dir wünsche ich natürlich ebenso viel Freude auf deiner Reise, wie ich sie hatte.
Susanne Naentel
Vielen Dank für deinen so persönlichen und ausführlichen Reisebericht. Er hat mich mit jedem Wort an meine Woche auf Islay im letzten Jahr erinnert und schönes Heimweh geweckt.
Alex
Sehr gerne. Freut mich, wenn dir der Bericht gefallen hat.
Robert
Sehe schöner Bericht! Nun haben wir uns schon zwei mal getroffen (im Februar bei der Minimasterclass mit Dirk und im Warehouse bei Laddie) aber doch noch nicht persönlich miteinander gesprochen. Bestimmt klappt nochmal.
Alex
Das würde mich sehr freuen, das bekommen wir sicher hin.
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