Auch sonntags geöffnet ist das Auswahlkriterium.
Strathisla ist die erste Distille, die ich in Schottland besuchen will. Und der Auswahlgrund hat tatsächlich auch Vorteile. Es wird nicht gearbeitet und wir werden so in Bereiche geführt, die sonst verschlossen sind.
Doch beginnen wir vorne: Ich habe keine Vorstellung was auf mich zu kommt, ob man einen Termin braucht oder ähnliches, sondern stolpere einfach durch die Türe des Visitor-Centers. Eine Theke, dahinter ein freundlichen Dame. Die nächste freie Tour gehe in einer guten Stunde. Ob ich mit dem Auto da sei? Ja, dann hätte Sie für mich ein Drivers-Pack. Ich bekomme eine kleine Tasche mit leeren Miniaturflaschen, in die ich später meinen Whisky einfüllen soll.
Dann kommt unsere Guide – eine Asiatin mit entsprechendem Akzent. Ein Umstand, der einigen zu schaffen macht, weil sie nicht gleich alles verstehen. Vorinformiert aus Tastings, Dokumentationen, aber auch aus der Bierherstellung, kann ich folgen.
Sicherheitshinweise und die Einschränkung, dass nicht fotografiert werden darf, dämpfen meine Euphorie.
Auch das Malz wird fertig eingekauft … naiv wie ich bin, hatte ich mich gefreut, einen Malzboden zu sehen. Schließlich verraten die Pagodendächer, dass es den auch mal hier gegeben hat. Die Dame erklärt, was beim Malzen im Korn passiert und wie wichtig der richtige Mahlgrad ist und zeigt uns verschiedene Zustände, vom feinen Mehl bis zum groben Schrot. Die Mühle steht heute still. Sonst wäre es auch zu laut und wir hätten den Raum nicht betreten dürfen. Wasser dazu … der Zucker raus, die süße Flüssigkeit in die Washs – wow, sind die groß – Hefe rein und los geht‘s. Und toll sehen sie aus, dazu der Geruch, der Schaum. Ein Wash ist leer und gereinigt und wir blicken erstaunt in die Tiefe: Der Boden liegt gut zwei Stockwerke unter uns.
Und dann der Hinweis, wir dürfen von draußen durch die offene Türe Bilder machen. Super.
Weiter geht es zu den Stills. Fast ehrfürchtig stehe ich davor – das kannte ich alles bisher nur von Bildern. Zu gerne hätte ich das jetzt doch in Aktion gesehen, wie der Spirit durch den Safe rinnt. Details, z.B. dass der „Lo Wei“ – die Dame lässt oft die letzten Buchstaben weg – erst in einen besonderem Tank gesammelt und später in einem weiteren Durchlauf wieder beigemischt wird, verfolge ich nur in Teilen, schaue mich um und bin begeistert.
Dann geht es ins Warehaus – eines von vielen auf dem Gelände. Und es ist der Geruch, der es besonders macht, als wir den großen Raum betreten. Fässer auf Fässern gestapelt in endlos scheinenden Reihen. Die Beschriftungen, die Jahreszahlen … wir klopfen: Angels Share – die wirklich alten Fässer sind nur noch gut zur Hälfte gefüllt.
Fotos, wieder von draußen und dann wird das Tor wieder sorgfältig verschlossen.
Im Center warten vier gefüllte Gläser auf uns. Im ersten ein Single Malt, dann ein Grainwhisky, ein Chivas Regal 12 Jahre und ein 18 Jahre alter Chivas. Strathisla ist schließlich das „Home of Chivas Regal“ und so erfährt man viel über Blended Whiskys.
Der Malt schmeckt – ein ehrlicher, guter Tropfen. Dann der Grain … sorry, aber der Korn aus der Brennerei in meinem Heimatdorf schmeckte auch nicht wirklich anders. Aber gut, der wird gebraucht, um den Blend herzustellen – und da ist nun der Blend: Gut – und langweilig. Der 18 Jährige ist wirklich eine Klasse besser aber mir sagen die Kanten und Ecken des einfachen Malt mehr zu. Und erstaunlicher Weise finden das alle Teilnehmer dieser Tour, die mit uns aus zwei deutschen Pärchen und etlichen Schotten besteht. Die Dame ist ein wenig enttäuscht, dass ihr Premiumprodukt so wenig Gegenliebe findet.
Ich musste ja noch Auto fahren, und so habe ich natürlich vor allem mit der Nase gekostet und die Zunge nur benetzt. Den Rest habe ich mit einem „Funnel“ (wieder was gelernt) in die Fläschlein bugsiert und später genossen – bzw. der Grain eignete sich vor allem gut zum Fensterputzen.
Die Distille im Ort schön gelegen und mit den Dächern hübsch anzuschauen. Die Touren werden professionell durchgeführt und das Drivers-Pack ist eine echte Hilfe für Autofahrer. Hier bekommt man auch umfangreiche Informationen zur Blendherstellung.
Durch die mögliche Besichtigung am Sonntag sind Bereiche zugänglich, die sonst verschlossen bleiben und mit Einschränkungen dürfen auch Fotos gemacht werden.
Asgard
Ja dem Problem mit dem Dialekt kann ich absolut zustimmen, ich fand es auch sehr monoton, runtergepredigt eines vorher auswendig gelernten Gedicht